Ob Kinder, Einkäufe oder Haustiere: Für Transporte gibt es inzwischen viele Möglichkeiten. Immer mehr Menschen steigen dabei auch aufs Fahrrad um. Welches Modell für wen geeignet ist.
Welches Modell taugt für wen?Lastenräder und Fahrradanhänger im Vergleich
Lange Zeit galt: Wer etwas transportieren möchte, muss dafür das Auto nehmen. Das hat sich geändert, als Ende des vergangenen Jahrhunderts vermehrt Fahrradanhänger auf den Markt kamen. Konkurrenz erhielten sie einige Jahre später von Lastenrädern. Neuester Trend sind Longjohns und Longtails, die meist kompakt und sportlich daherkommen.
Die vielfältigen Modelle erweiterten die Möglichkeiten des Radfahrens, sagt Stephanie Krone, Pressesprecherin des ADFC: „Sie machen auch richtig Spaß, wenn die Infrastruktur stimmt.“ Der Transport ist dann keine Last, sondern vielmehr eine Lust. Doch was eignet sich für wen und wofür am besten? Hier eine Entscheidungshilfe.
Die multifunktionalen Fahrradanhänger
Sie gibt es in unzähligen Ausführungen – für ein oder zwei Kinder, für Haustiere und für unterschiedliches Gepäck von der Getränkekiste bis zum Surfbrett, sagt Krone: „Außerdem sind sie flexibel einsetzbar. Werden sie nicht gebraucht, koppelt man sie einfach ab.“ Für viele Familien ist ein Anhänger praktisch, wenn ein Elternteil die Kinder morgens zur Kita bringt, den Anhänger dort parkt und das andere Elternteil die Kleinen nachmittags wieder abholt.
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Viele Anhänger können zudem multifunktional eingesetzt werden, erklärt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad (pd-f): „Mit entsprechendem Zubehör werden sie in Windeseile zum Buggy oder Jogger.“ Ebenfalls nur wenige Handgriffe sind in der Regel nötig, um Fahrradanhänger zusammenzufalten und kompakt zu verstauen. „Dann hat man kein Platzproblem beim Abstellen“, erklärt Eileen Niehus von cargobike.jetzt. Auch für die Mitnahme im Zug oder im Auto sei das praktisch, ergänzt Geisler.
Sind Fahrradanhänger sicher?
In den meisten Anhängern dürfen zwei Kinder bis maximal sieben Jahre mitgenommen werden, erklärt Hannah Eberhardt vom Büro Verkehr mit Köpfchen: „Für manche Kinder ist der Anhänger aber schon früher zu klein.“ Für Babys seien spezielle Einsätze erforderlich, sagt Geisler. „Kleine Kinder können schlafen, beziehungsweise haben die Möglichkeit, sich für längere Touren etwa mit Büchern und Essen gut einzurichten.“ Für den älteren Nachwuchs wird die Fahrt hingegen schnell langweilig. Ein Gespräch mit der Mutter oder dem Vater auf dem Fahrrad ist kaum möglich. „Wenn die Kinder im Hänger sitzen, kann ich auch nicht sehen, was hinten los ist“, bedauert Niehus. Das lässt sich allerdings mit einem Rückspiegel am Lenker ändern.
Kinderanhänger bieten große Sicherheit. Sie können kaum umkippen, weil ihr Schwerpunkt tief ist. Sollte das doch einmal passieren, schützt der vorgeschriebene Überrollbügel. Im leeren Kinderanhänger lassen sich Einkäufe gut verstauen. Für den großen Wocheneinkauf und den Transport von Getränkekisten eignen sich eher Lastenanhänger. Der Preis für neue Anhänger liegt – je nach Ausstattung und Modell – zwischen 500 und 1500 Euro. Laut Niehaus lassen sie sich günstig gebraucht erwerben und in einem guten Zustand später weiterverkaufen.
Die robusten Lastenräder
„Es gibt große Unterschiede, die Bandbreite ist riesig“, betont Eberhardt. Grundsätzlich zu unterscheiden ist zwischen zweirädrigen und dreirädrigen Modellen sowie Lastenrädern mit der Ladefläche vorn oder hinten. Viele Lastenräder sind motorisiert, weil sie beladen ohne Elektroantrieb nur schwer zu bewegen sind. Die Preisspanne ist erheblich und liegt zwischen 1500 und 6000 Euro. Einige Modelle sind sogar deutlich teurer.
Mit vielen Lastenrädern lassen sich Kinder gut befördern. „Meist sitzen sie vorne und ich kann mit ihnen reden und sehen, was sie machen“, sagt Eberhardt. Der Nachwuchs genießt die Beinfreiheit und den freien Blick zu allen Seiten. Oft ist Platz für zwei Kinder, bei manchen Modellen auch für mehr. Für Babys sind spezielle Sitze erforderlich. Zu beachten sind Gewichts- und häufig Altersgrenzen. Aber auch wenn die Kinder dem Lastenrad entwachsen seien, könne dieses sinnvoll eingesetzt werden, betont Niehus: „Die Mehrfachnutzung ist stark ausgeprägt.“ Denn Lastenräder machen ihrem Namen in der Regel alle Ehre: Große Einkäufe, Getränkekisten und selbst Sperrmüll können im Stauraum – oft ist das eine große Box – befördert werden.
Ob Kinder oder Gepäck: Beides ist im Lastenrad gut geschützt. Die Fahrt damit ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Das gilt insbesondere für das Kurven- und Lenkverhalten von dreirädrigen Modellen. Meist sind die Räder sehr breit, was auf schmalen Radwegen oder an sogenannten Drängelgittern zum Problem werden kann. „Sie brauchen außerdem viel Platz zum Abstellen“, gibt Geisler zu bedenken. Geeignete Stellflächen finden sich nicht überall. In den meisten Zügen dürfen Lastenräder nicht transportiert werden, eine Mitnahme mit dem Auto ist in der Regel ebenfalls nicht möglich.
Die Neuen: Longtails und Longjohns
Dabei handelt es sich um spezielle Spielarten von Lastenrädern, die sich zunehmend großer Beliebtheit erfreuen. Sie sind in der Regel vergleichsweise schmal und fast immer einspurig. „Sie fahren sich wie ein normales Fahrrad“, sagt Niehus. Während sich bei Longjohns vorne eine Ladefläche für Transportgüter befindet, besitzen Longtails oft eine lange Rückbank, auf der zwei und manchmal auch mehr Kinder Platz nehmen können. Vor dem Lenker gibt es eine kleine Ladefläche für Gepäck.
An dem Multitinker von Riese & Müller lassen sich zudem Satteltaschen befestigen. Räder vom Hersteller Muli sind vergleichsweise kurz und haben vorne eine Art Korb, in dem Kinder oder Gepäck befördert werden können. Wird er nicht benötigt, kann er schnell zusammengefaltet werden. Die Preise für Longtails und Longjohns sind ähnlich wie bei anderen Lastenrädern.