Tschüss, WhatsAppWarum wir uns jetzt nach einer Messenger-Alternative umsehen sollten
Köln – WhatsApp, mit über zwei Milliarden Nutzern größter Messenger-Dienst, scheint fest entschlossen, mit der Brechstange neue Nutzungsrichtlinien durchzusetzen. Nach einem Sturm der Entrüstung und millionenfacher Abwanderung zur Konkurrenz wurde das Update auf Mitte Mai verschoben. Inhaltlich verändert hat sich allerdings nichts. Persönliche Daten sollen künftig in großem Stil mit denen des Facebook-Konzerns verknüpft werden, der WhatsApp 2014 geschluckt hat. Höchste Zeit also, sich nach Alternativen umzusehen.
Das Dilemma: Weil Sender wie Empfänger den gleichen Messenger nutzen müssen, haben große Anbieter wie WhatsApp einen fast uneinholbaren Vorteil. Doch umgekehrt gilt natürlich auch: Je mehr Zulauf ein Dienst hat, desto attraktiver wird die Nutzung.
App der Stunde: Signal
Der Messenger wird von einer gemeinnützigen US-Organisation betrieben und gehört zu den WhatsApp-Alternativen, die aktuell den größten Zuwachsraten verzeichnen. Kein Wunder, wird sie doch wegen ihrer Sicherheitsstandards von Datenschützern wie dem Aktivisten Edward Snowden empfohlen. Nachrichten werden auf dem gesamten Übertragungsweg verschlüsselt, der Programmcode ist offen und durch diese Transparenz besonders sicher. Unterhaltungen lassen sich so einstellen, dass sich die ausgetauschten Nachrichten automatisch nach einiger Zeit löschen. Die App für iOS und Android ist kostenlos und werbefrei, man muss sich lediglich mit einer Handynummer registrieren. Übertragen werden können auch SMS und Audionachrichten, es gibt Gruppenchats mit und ohne Video. Unter signal.org/de kann man einen Client für Windows, Mac und Linux herunterladen und Signal am PC nutzen. Voraussetzung ist aber auch dann ein Smartphone mit Signal-App.
Beliebt, aber umstritten: Telegram
Mit 500 Millionen Nutzern steht auch Telegram in vorderster Reihe der WhatsApp-Alternativen. Die App orientiert sich stark am Original, was Umsteigern entgegenkommt. Wie bei Signal kann man einstellen, dass sich Nachrichten nach einer Weile selbst löschen. Eine Besonderheit ist die Option, Nachrichten nach dem Versand zu bearbeiten. Ebenso umstritten wie diese Möglichkeit ist der Dienst selbst. Gegründet von zwei undurchschaubaren russischen Brüdern, wird Telegram wegen der damit ermöglichten geheimen Chats gern von Kriminellen und Verschwörungsfantasten genutzt. Eine Gesellschaft, in die man sich nicht so gerne begibt. Neben Chats gibt es eine Anruffunktion und Videotelefonie. Innerhalb der Chats können Audio- und Videobotschaften sowie Dateien aller Art versendet werden. Gruppen können bis zu 200.000 Mitglieder umfassen, was die App für Organisationen wie Clubs oder Sportvereine interessant macht.
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Tresor auf dem Handy: Threema
Der Schweizer Anbieter setzt nicht nur auf verschlüsselte Übermittlung, sondern garantiert auch, dass Nachrichten auf dem Server unleserlich bleiben. Jeder Nutzer bekommt eine zufällig erzeugte ID zur Identifizierung. So muss man sich weder registrieren noch eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer angeben. Neben Chats und Anrufen bietet Threema die Möglichkeit, Sprachnachrichten, Videos, Dateien, Medien oder Standorte zu teilen. Gruppen werden dezentral organisiert, die Information, wer zu welcher Gruppe gehört, bleibt auf dem Handy. Eine Besonderheit ist, dass man Umfragen und Abstimmungen in Gruppenchats einbinden kann. Alle Nachrichten werden per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung übertragen, können also weder vom Anbieter noch von Dritten mitgelesen werden. Zusätzlich lassen sich Chats per PIN-Code oder Fingerabdruck schützen. Der Preis liegt bei einmalig vier Euro.
Wenn Sie sich nun zum Handeln entschlossen haben, sollten Sie wissen, dass eine einfache Deinstallation von WhatsApp nicht ausriecht. Sie müssen Ihr Konto komplett löschen, um keine persönlichen Daten zu hinterlassen. Gehen Sie dazu in der App zu „Einstellungen“ und „Account“ und wählen Sie „Meinen Account löschen“. Nach mehreren Sicherheitsabfragen ist das Konto Geschichte, und Sie können die App sowie eventuell vorhandenen WhatsApp-Backups von Ihrem Gerät löschen.