Die Rückkehr einer Legende

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Das neue „Luxor“-Dreigestirn (v. l.): Betriebsleiter Angel Schrödter und die Inhaber Peter Debüser und Richard Bölle.

Vor gut zehn Jahren war Kölns legendärer Rockschuppen, das „Luxor“ an der Luxemburger Straße, „nicht mehr zeitgemäß und heruntergewirtschaftet“ zu Grabe getragen worden. Nun folgt an gleicher Stelle die Auferstehung. Ab morgen heißt der bisherige „Prime-Club“ wieder „Luxor“ - wie schon von 1983 bis 2007. Zur doppelten Eröffnungsparty am Freitag und am Samstag haben die Inhaber Peter Debüser (46) und Richard Bölle (41) „Gott und alle Welt“ eingeladen - von den früheren Machern und Stammgästen bis zu Musikern und reichlich kölscher Prominenz.

„Es gibt gewisse Zyklen, die auch für einen Veranstaltungsort gelten“, erklärt Debüser. „Nach acht bis zehn Jahren nutzt sich so etwas ab, und dann muss man alte Zöpfe abschneiden, renovieren, umgestalten und etwas Neues machen.“ Debüser muss es wissen: Er ist ein alter Hase der Branche und hat das Club-Geschäft von Plattenteller und Zapfhahn aufwärts gelernt. „Ich habe 1983 im Luxor als DJ und Zappes angefangen, und Mitte der 80er kam das Buchen von Konzerten dazu.“ Diesen Job hat beim „concert team nrw“ - einer Agentur, die eng mit dem „Prime Club“ zusammenarbeitete und dies auch mit dem neuen Club tun wird - mittlerweile Richard Bölle (41) inne. Auch der erinnert sich noch gut an seinen Einstieg ins Veranstaltungswesen. Nämlich eher unglamourös und ganz dem Pragmatismus verhaftet: „Anfang der 90er Jahre hab' ich die ersten Plakate geklebt und bin mit dem Fahrrad und dem Kleistereimer durch die Stadt gefahren. Im Winter war es ganz wichtig, dass Frostschutzmittel im Kleister war. Sonst konnte man die Sache gleich vergessen.“

Heute ist Bölle nicht nur der Booker des „concert team nrw“, sondern auch Gesellschafter des neuen Clubs. Mit Debüser hat er gerade einen neuen Mietvertrag für die nächsten zehn Jahre unterschrieben. „Der Name »Luxor« ist ein Name, der immer für Qualität und Anspruch stand. Deshalb ist es uns leicht gefallen, diesen Namen wiederaufleben zu lassen. Für uns ist das schon die Rückkehr einer Legende.“ Aller Wahrscheinlichkeit nicht nur für ihn und für den Betriebsleiter Angel Schrödter („In meiner Küche leuchtet noch heute das »X« aus dem alten Schriftzug, der über dem Eingang hing“), der im ersten Leben des Clubs ebenfalls diverse Jobs hatte.

Wer regelmäßig in Köln Live-Shows besucht, weiß, dass es etliche Konzertgänger gibt, die zehn Jahre lang hartnäckig „Luxor“ gesagt haben, wenn auf der Bühne im „Prime Club“ feiner Krawall und schönes Remmidemmi stattfanden. Debüser: „Wichtig ist auch, dass der Name »Luxor« bei unserem jungen Zielpublikum, also den Leuten von 18 aufwärts, nicht vorbelastet ist. Die kennen das alte Luxor ja gar nicht mehr."

Wenn auch in diesen Tagen alles frisch renoviert wird - die Räumlichkeiten sind gleich geblieben. Debüser: „Die Bühne querstellen macht doch keinen Sinn.“ Wände, Decken und Beleuchtung präsentieren sich in einer moderneren Optik. Wurde das alte „Luxor“ am 11. November 1982 mit den Bläck Fööss eröffnet, so gastiert am kommenden Sonntag im neuen Laden als Erster Black Francis. Der war einst Sänger der aus Boston stammenden Indie-Band „Pixies“, die schon mehrfach im früheren „Luxor“ aufgetreten ist. Bölle: „Der hat zwar noch einen Vertrag für den »Prime Club«, wird sich aber sicher freuen, den alten Namen vorzufinden.“

An die vergangenen Rocktraditionen wollen die neuen Macher wieder anknüpfen. Zwei bis drei Live-Konzerte pro Woche sollen es schon sein. Im April und Mai auch bis zu fünf. Das Live-Geschäft boomt derzeit wieder. Während die CD-Verkäufe rückläufig sind, gehen die Künstler verstärkt auf Tour. Das kurbelt das Merchandising-Geschäft an. „Es gibt ja Bands, die mehr T-Shirts als Platten verkaufen“, sagt Debüser und betont, dass man als Club weiterhin Aufbauarbeit leisten wolle. Und so kommen zunächst Bands wie Onerepublic, die aktuelle Nummer eins der Charts (12. März), auf die Bühne. Aber auch Altstars, deren Karriere den Scheitelpunkt längst überschritten hat, wie Ex-Ultravox-Sänger Midge Ure (16. April). Der füllt, so heißt es, zwar nicht mehr die großen Hallen, habe aber immer noch eine stete Fangemeinde. Kommt dann auch Nena zurück in den Club, deren erstes Gastspiel im Luxor mangels Interesse abgesagt wurde? Bölle: „Schön wär's. Vorstellen können wir uns das.“

Bei den Partys wolle man sich „breiter aufstellen und möglichst auch Leute jenseits der 30 bei den Partys haben, ohne eine doofe Ü-30-Party zu machen. Freitags wird es genreübergreifende Partys zwischen Indie, Pop, Rock und Indietronics geben. Samstags wird es dagegen mainstreamiger zugehen. Im Kwartier Latäng hat man nun mal studentisches Publikum, und das wollen wir auch halten.“ Die in die Jahre gekommenen früheren Stammgäste will man mit einer „Luxor de Luxe“-Party anlocken. Sie soll alle drei Monate stattfinden. Öfter gehen ältere Herrschaften wohl nicht mehr aus.

Und noch eine Neuerung: Damit sich Konzert- und Partygänger im „Luxor“ in Zukunft noch nachhaltiger beherzt einhaken, wird es freitags öfter Live-Gigs geben, die zum anschließenden DJ-Abend passen. „Wir möchten das Indie-Publikum auch mit der Party erreichen. Und wenn zum Beispiel Ende Februar eine Band wie The Subways spielt, sollte das auch klappen.“ Gut möglich, dass Debüser und Bölle auch vor Ort sind. Gerade weil sie wissen, dass sie nicht mehr ganz jung sind. „Nachts fühlen wir uns öfter noch wie 25. Aber richtig weh tut es am anderen Morgen", sagt Debüser. „Oder am Nachmittag“, ergänzt Bölle. „Dann fühlt man sich manchmal wie 55.“

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