Köln – Sie ist neben dem Rosenmontagszug das Größte, was der kölsche Fastelovend zu bieten hat: 13 Shows mit insgesamt rund 130 000 Besuchern, zwei Dutzend Top-Acts, närrischer Partyspaß bis zum Abwinken. Noch bis zum Karnevalssonntag lockt die „Lachende Kölnarena“ Jecke in Massen ins „Henkelmännchen“ auf der schääl Sick. Junge-Zeiten-Reporter Daniel Busch war auch da – aber nicht zum Feiern, sondern um sich anzusehen, was hinter den Kulissen der Lanxess-Arena passiert, während im Saal der Bär tobt. Noch gut zwei Stunden bis zum ersten Alaaf: In der Arena herrscht die Ruhe vor dem Sturm, doch die Vorbereitungen haben längst begonnen. „Schon zwei Tage vor dem jeweiligen Veranstaltungswochenende beginnen wir damit, die Eishockeyfläche abzudecken“, erklärt Tomasz Grenke, Pressesprecher der Lanxess-Arena, „zehn Zentimeter dicke Bretter sorgen dafür, dass die Besucher keine kalten Füße bekommen. Abtauen können wir das Eis nicht, denn sonntags gibt es hier oft schon wieder Eishockey-Heimspiele der Kölner Haie.“
300 Lautsprecher
Während der Show werden 10 000 Augen- und Ohrenpaare auf die rund 240 Quadratmeter große Bühne gerichtet sein, und die Stars dort oben wollen natürlich gut zu hören und zu sehen sein. Das erfordert ganze Lkw-Ladungen an Bühnentechnik. 400 Scheinwerfer, 300 Lautsprecherboxen, tonnenschwere Stahlgerüste, Dutzende Mikrofone sowie unzählige Stecker und Kabel müssen in Position gebracht werden. Diese Hängearbeiten am Arena-Dach, im Fachjargon Rigging genannt, beherrscht die Technik-Crew aus dem Effeff, doch schon aus Sicherheitsgründen ist jedes Mal höchste Konzentration gefragt.
„Der schwierigste Teil der Arbeit ist die Feinabstimmung kurz vor Beginn der Show“, verrät der Technische Leiter Martin Rebiszewski, „der Licht- und vor allem der Soundcheck sind speziell in Arenen dieser Größenordnung eine besondere Herausforderung.“ Doch die erfahrenen Arena-Techniker wissen, wie man bis in die letzten Reihen für einen klaren Sound sorgt. Harte Handarbeit ist bei der Bestuhlung des Innenraums angesagt, und auch bei der Saal-Deko braucht es einen langen Atem: Abend für Abend werden 4000 Luftballons aufgeblasen.
Während die Tontechniker noch mit dem Soundcheck beschäftigt sind, trudeln gegen 18 Uhr die ersten Jecken ein. Eine gute Stunde später geht die Party richtig los! Brings, Höhner, Bläck Fööss, Räuber und Paveier, Stelter, Nikuta und Köllner, Rheinveilchen, Schnauzerballett und natürlich das Kölner Dreigestirn: Alles, was Rang und Namen hat, ist mit von der Partie. Weil die Profis ihr Handwerk verstehen, geht bei den 10 000 Jecken in der Halle von Anfang an die Post ab. „Die Lachende Kölnarena ist auch für uns eine besondere Veranstaltung. Die Künstler bringen die Arena immer wieder aufs Neue zum Kochen, und auch die in dieser Form einmalige Möglichkeit, sich eigene Verpflegung mitzubringen, sorgt für eine einzigartige Stimmung“, bringt Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher den besonderen Charakter der Riesensause auf den Punkt.
Immer unter Zeitdruck
Im Backstage-Bereich geht es derweil zu wie in einem Bienenschwarm. Künstler kommen und gehen im Minutentakt. Während die Mitglieder einer Tanzformation flink in ihre Kostüme schlüpfen, werden ein paar Meter weiter schnell noch einige Musikinstrumente gestimmt. „Hier herrscht immer große Hektik“, erzählt Veranstalter Eberhard Bauer-Hofner, „denn man muss wissen, dass Top-Gruppen wie Brings oder die Höhner an einem solchen Samstagabend nicht nur bei uns auftreten. Die haben oft noch fünf, sechs weitere Auftritte. Sind sie bei uns fertig, geht es sofort zur nächsten Karnevalssitzung.“ Ankunft und Abreise der Künstler müssen also minutiös geplant werden. Um kurz vor halb neun kommt die Band Kasalla in der Lanxess-Arena an – und kaum fünf Minuten später stehen die fünf Jungs auch schon auf der Bühne und treiben das Gute-Laune-Barometer mit ihrem Hit „Pirate“ in die Höhe. „Wir spielen oft in kleineren Hallen, aber bei der Atmosphäre hier in der Arena sind wir einfach nur geflasht“, schwärmt Kasalla-Bassist Sebi Wagner, „das ist Karnevalsstimmung im ganz großen Stil!“
Doch lange genießen kann Wagner dieses Feeling nicht: „In einer Minute müssen wir weiter“. Da bleibt gerade noch Zeit, ein Schälchen Eintopf wegzulöffeln. Ja, richtig gelesen: Eintopf. Wer glaubt, dass sich die karnevalistischen Größen vom Backstage-Catering mit Lachsschnittchen und Schampus verwöhnen lassen, liegt falsch. „Das Essen ist eher zweckbezogen“, betont Gastronomie-Chef Oliver Merches, „wir wissen schließlich auch, dass die Künstler gar keine Zeit haben, sich hier groß zum Speisen niederzulassen.“ 400 Liter Eintopf werden jeden Abend für die Mitwirkenden gekocht.
Cooler Comedian
Während Sebi sein Süppchen auslöffelt, packt Bandkollege René Schwiers schon das Akkordeon in den Koffer, und einen Augenblick später sind die Musiker auch schon aus der Tür. Zwischenzeitlich hat ein ganz Großer die Bühne erobert: Bernd Stelter brennt sein Gag-Feuerwerk ab, und die Arena lacht. Dass er in diesem Jahr schon Dutzende Auftritte hatte, merkt man Stelter nicht an. Der Mann ist Vollprofi: „Die Zuschauer haben das Recht, dass jeder Auftritt so aussieht, als wäre es mein erster an diesem Abend. Ich darf da nicht müde aussehen. Deswegen nehme ich mir immer genug Zeit zum Schlafen und lebe gesund“, erzählt er nach dem Auftritt.
Um sich anzuhören, was die Kollegen so machen, bleibt Stelter aber dann doch keine Zeit. Dabei geht’s auf der Bühne gerade richtig zur Sache: Die Höhner haben „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ angestimmt. „Die Jungs ziehen immer“, weiß Eberhard Bauer-Hofner zu berichten. Seine Konzert- und Gastspieldirektion organisiert die Veranstaltungsreihe, früher als Lachende Sporthalle bekannt, seit 1965. Die Programmgestaltung ist eine knifflige Angelegenheit. Denn die Verträge mit den Künstlern werden in der Regel mit einem ganzen Jahr Vorlaufzeit gemacht. Für den Fall, dass jemand kurzfristig ausfällt wie in diesem Jahr der erkrankte Marc Metzger, gibt es eine Reserveliste. Die Stimmung in der Halle ist der beste Beweis dafür, dass die Programmmacher auch diesmal eine wirkungsvolle Mischung hinbekommen haben. Wie viel Arbeit und Planung nötig sind, um 130 000 Leute zum Feiern, Tanzen, Singen und Schunkeln zu bringen, wird einem allerdings erst richtig klar, wenn man mal hinter die Kulissen blickt.