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Let’s Play„Pokémon sind einfach zauberhaft“

Lesezeit 4 Minuten

Ein erfolgreicher Let’s Player und sein Avatar: Christian Eschenauer sorgt als Suishomaru für Furore in der Youtube-Spielerszene.

„Let’s Play (zu deutsch in etwa „Lasst uns spielen“, abgekürzt: LP) bezeichnet das Vorführen und Kommentieren des Spielens eines Computer- oder Videospiels. Meist wird dies ähnlich einem Screencast aufgenommen und auf Videoportale hochgeladen. Das Let’s Play wird zudem begleitend kommentiert, was zusätzlich einen unterhaltenden Charakter verleiht. Oft ist dieser durch die Moderation unterhaltende Charakter für Zuschauer sogar wichtiger als die Wahl des Spiels selbst.“

So weit die nüchterne Definition von Let’s Play auf Wikipedia. In der Praxis sieht es so aus, dass sich inzwischen ein ziemlicher Hype um Let’s Play entwickelt hat. Manche Videos werden hunderttausendfach angeklickt; die Besten der rasant wachsenden Zunft werden in der Szene als Stars gefeiert. Zumindest auf dem Weg dorthin ist Christian Eschenauer. Unter dem Spielernamen Suishomaru ist er im PlayMassive- Imperium von Let’s Play-Vorreiter Gronkh und damit quasi in der LP-Bundesliga angekommen. Die Jungen Zeiten haben sich mit dem 23-jährigen Düsseldorfer unterhalten.

Suishomaru, du bist einer der bekanntesten Let’s Player Deutschlands. Wie hat deine Karriere eigentlich angefangen?

Suishomaru: Das Ganze ist vier Jahre her. Auf Youtube entdeckte ich eher zufällig das Video „Let’s Play Silent Hill“, eingestellt von „MarkoKorn92“. Das war meine erste Konfrontation mit dieser Art Videos. Wenig später entdeckte ich einige sehr unterhaltsame Videos von „PhunkRoyal“. Ich war begeistert von den unglaublich unterhaltsamen und zugleich doch recht simpel gestalteten Sachen. Also sagte ich mir: „Das musst du auch mal probieren!“ Mit einer Billig-Ausrüstung startete ich dann meine erste Aufnahme zum Spiele-Klassiker „Megaman X“.

Und nun – vier Jahre und 2300 Videos später – darfst du dich über eine große Fanbase und rund 86 000 Youtube-Kanalabonennten freuen. Dahinter steckt aber bestimmt auch viel Arbeit. Beschreibe doch mal, wie das läuft.

Suishomaru: Gern! Ich nehme immer mehrere Folgen am Stück auf. Eine Session dauert etwa anderthalb Stunden, wobei ich immer versuche, nach etwa 20 Minuten einen Schnitt zu setzen. Bei jedem Schnitt gibt es eine erneute Begrüßung und kurz vor jedem Schnitt eine passende Verabschiedung. Das gehört meiner Meinung nach einfach dazu und es rundet eine Episode gut ab. Ich kommentiere meine Videos live, sodass ich nach der Aufnahme-Session das aufgenommene Rohmaterial direkt verarbeiten kann. Pro Folge macht das also zwei Dateien – den Audio-File, der nur meine Stimmspur beinhaltet, und den audiovisuellen File mit der Bild- und Tonspur des Spiels. Das Ganze ziehe ich dann in mein Videobearbeitungsprogramm. Dazu gehören das visuelle Filtern sowie das Synchronisieren der Kommentarspur und des Ingame-Sounds. Ist dann alles so weit fertig , wird das Ganze zum Rendern, also zum Verarbeiten, geschickt. Das kann noch mal zwei Stunden dauern. Dann noch einen passenden Folgentitel überlegen und letztendlich alles auf Youtube hochladen. Dort füge ich noch Videobeschreibungen, Suchbegriffe und eigens erstellte Vorschaubilder ein. Um meine Fans kümmere ich mich natürlich auch: Kommentare wollen gelesen und beantworten werden, auch bei Facebook und Twitter. Im Endeffekt arbeite ich sieben Tage die Woche.

Let’s Play findet immer mehr Fans. Worin liegt der Reiz?

Suishomaru: Ich beschreibe es gern als ein kostenloses Unterhaltungsprogramm. Du findest immer Let’s Player, deren Stil du einfach klasse findest. Entscheidend ist, dass der Mensch am Mikro sein Ding gut macht. Aber nicht jedes Spiel kommt bei jedem gleich gut an. Ich persönlich möchte bei Horrorspielen beispielsweise keinen rumalbernden Party-Crasher sehen, sondern jemanden, der in der Lage ist, auch im Kommentar die passende Atmosphäre zu erzeugen.

Deine Fans kennen dich als Pokémon-Experten: auch die meisten deiner Let’s Plays drehen sich um die virtuellen Taschenmonster.

Suishomaru: Stimmt, ich bin Fan der ersten Stunde. Ich bin mit diesen zauberhaften Wesen aufgewachsen. Die Pokémon stellen für mich eine perfekte Mischung aus Fantasie, Ideenreichtum, Nostalgie und Strategie dar. Nicht von ungefähr gibt es eine richtig anerkannte Pokémon-Turnier-Szene.

Am Samstag erscheinen die neuesten Spiele der Pokémon-Reihe für den Nintendo 3DS: die Editionen X und Y. Was hältst du davon?

Suishomaru: Die neuen Entwicklungen nach nun fünf Generationen sind überaus reizvoll. Da ist zum Beispiel die Einführung des Feen-Typs, der das ganze Kampfsystem ordentlich durchmischen wird. So werden auch die erfahrenen Spieler gezwungen, sich mehr mit der Materie auseinanderzusetzen. Zudem haben wir da natürlich noch die Mega-Entwicklungen, die es so in der Pokémon-Welt ebenfalls noch nie gegeben hat. Meiner Meinung nach ein großartiger Schachzug der Entwickler!

Was können die Fans in Zukunft von dir erwarten?

Suishomaru: Ich kann schon mal verraten, dass pünktlich zum Release, also am 12. Oktober, ein Let’s Play zu „Pokémon Y“ startet. Zudem werde ich auch grandiose Spiele wie „Fire Emblem: Awakening“ für den 3DS und „The Legend of Zelda: Majoras Mask“ für den N64 schon sehr bald angehen. Ihr dürft gespannt sein!

Das Gespräch führte Daniel Busch