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Pink Floyd-GründerRoger Waters wendet sich in offenem Brief an Putin

Lesezeit 3 Minuten
Roger Waters 270922

Roger Waters 

Pink Floyd-Fans versuchen seit Jahren verzweifelt, zwischen der musikalischen Bedeutung von Ex-Gründungsmitglied Roger Waters und seinen politischen Einstellungen zu unterscheiden. Seine Äußerungen über Israel werden immer wieder als antisemitisch kritisiert, Waters unterstützt die Kampagne BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). BDS will den Staat Israel politisch, wirtschaftlich und kulturell isolieren, solange dieser noch „arabisches Land“ besetze oder besiedle.

Dieser Support hat Waters schon diverse Absagen eingebracht. Unter anderem beendete der WDR 2017 eine Kooperation mit Waters, mit der das Kölner Konzert seiner Tour beworben werden sollte.

Roger Waters schreibt an Frau von Wolodymyr Selenskyj

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fällt Roger Waters immer wieder mit Russland-freundlichen Äußerungen auf. Zwar verurteilte er das Verhalten des Kremls, warf dem Westen aber auch vor, das Feuer in der Ukraine zu schüren. Das Verhalten von US-Präsident Joe Biden sei „ein großes Verbrechen“.

Anfang September schrieb der 79-Jährige an Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Präsidenten. Sein Herz blute für sie, für alle ukrainischen Familien – aber auch für betroffene russische Familien, hieß es auf Facebook. Der Krieg ließe sich schnell beenden, wenn Selenskyj den separatistischen Provinzen Donezk und Luhansk Autonomie gebe.

Roger Waters schreibt direkt an Wladimir Putin und verurteilt Nato

Nun hat der Musiker erneut in die Tastatur gegriffen. Wieder bei Facebook veröffentlichte er einen offenen Brief, der sich an den russischen Präsidenten Wladimir Putin richtet. „Würden Sie gerne ein Ende dieses Krieges sehen? Wenn Sie sagten: 'Ja, bitte', würde es die Sache sofort viel einfacher machen“, wendet er sich an den Kreml-Herrscher. Dann impliziert er, die Russische Föderation wolle einfach nur die Sicherheit der russischsprachigen Bevölkerung auf der Krim, in Donezk und Luhansk garantieren.

Waters wendet sich in seinem Text vehement gegen die Behauptung, Putin und sein Regime würden „ganz Europa überrennen wollen, angefangen mit Polen und den Staaten des Baltikums.“ Waters macht den Lösungsvorschlag, einen Neutralitätsstatus für die Ukraine auszuhandeln, damit wäre dann ja allen geholfen. Im Übrigen seien die USA und die Nato ja auch nicht besser, da sie für ein paar Barrel Öl in souveräne Staaten einmarschieren würden.

Waters' Traktat wurde bei Facebook bis Dienstagmittag mehr als 2000 Mal geliked, fast 1000 Kommentare sind zu finden. Waters werden aber auch Missachtung der ukrainischen Souveränität und Naivität vorgeworfen. Auch bei Twitter wird gefragt, ob Waters selber glaube, er könne irgendeinen Effekt erzielen.

Roger Waters sagt Konzerte in Polen ab

Erst wenige Tage zuvor hatte Waters seine fürs Frühjahr geplanten Konzerte in Polen abgesagt. Die Haltung des Musikers zum Ukraine-Krieg ist auch in Polen stark umstritten – das wird als Grund für die Absage gewertet.

Im Gegensatz zu Waters setzen sich die übrigen Mitglieder von Pink Floyd unter Leitung von David Gilmour für die Ukraine ein. Im April kam die Single „Hey, Hey, Rise Up!“ heraus, alle Einnahmen unterstützen die Ukraine. Es war die erste wirklich neue Pink-Floyd-Aufnahme seit 1994. Das Echo auf den musikalischen Gehalt des Werks, das zusammen mit dem ukrainischen Sänger Andrij Chlywnjuk entstand, fiel allerdings durchwachsen aus.