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Energiekrise in NRWPreise für Brennholz steigen massiv – Diebe kommen mit Kettensägen

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le-Holzstapel

Ein Holzstapel im Leverkusener Bürgerbusch

Köln – Drei, vier Wochen sei es her. Am Samstagmorgen, in der Nähe von Kerpen, sei ein Sattelschlepper in den Wald gefahren. „Und die Leute, die haben dann angefangen, die dort gefällten Baumstämme aufzuladen, die ihnen aber nicht gehörten“, berichtet Christian Langenfeld vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft über den ersten „großangelegten Versuch zum Holzdiebstahl“ in seinem Zuständigkeitsbereich. Der Versuch sei zum Glück bemerkt und der Diebstahl dann verhindert worden.

„Aber solche Versuche, auch die Mitnahme von kleineren Holzstapeln, so etwas wird wahrscheinlich noch zunehmen“, sagt Langenfeld. Wieso er das glaube? „Na ja, das ist doch klar. Der Hintergrund ist der Ukrainekrieg, die sich abzeichnenden Versorgungsengpässe am Gasmarkt und alle Leute, die sich deshalb nach alternativen Heizmethoden für den Winter umsehen“, sagt der Förster.

Diebstähle „rund um die Uhr mit Schubkarren und Fahrrädern“

Seine Einschätzung deckt sich mit einem Teil seiner nordrhein-westfälischen Kolleginnen und Kollegen. Umfragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sowie des Landesbetriebes „Wald und Holz Nordrhein-Westfalen“ haben ergeben: Wenngleich der überwiegende Teil der Forste in NRW wie etwa im Sauerland oder im Arnsberger Wald noch nicht betroffen zu sein scheinen, hat der Holzdiebstahl an einigen Stellen zumindest leicht zugenommen.

Vom Niederrhein beispielsweise werden „relevante Einzelbeobachtungen“ gemeldet. „Kleinstmengen rund um die Uhr mit Schubkarren und Fahrrädern“ würden gestohlen. Die Ertappten hätten zwar keinerlei Unrechtsbewusstsein, seien „in der Regel aber einsichtig“: „Daher keine Anzeigen.“

„Holzdiebstähle hat es immer gegeben, aber das nimmt gerade wieder stark zu“, sagt Karl Zimmermann, der für die Wälder in Leverkusen, Leichlingen und Burscheid zuständige Förster. „Außerdem kommt es immer mehr Menschen gar nicht erst in den Sinn, dass das Holz, das sie im Wald liegen sehen, irgendwem gehört. Die empfinden es schon als edelmütige Heldentat, wenn sie fragen, ob sie das mitnehmen dürfen.“

Dem 53-jährigen Eifeler, den die Polizei in der Nacht zum Donnerstag im Wald bei Hellenthal ertappt hat, wird die Rechtslage aber wohl bekannt gewesen sein. Im Dunkeln hatte er bereits 15 Baumstämme von jeweils einem Meter Länge in seinen Transporter geladen, als die Beamten ihn stellten. Die Spurenlage sei eindeutig, die Kettensäge noch heiß gewesen, heißt es im Polizeibericht.

Bis zu 18 Meter lange Stämme

Es gebe zwar keine verbandsinterne Meldepflicht für derartige Sachverhalte, sagt Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin des Waldbauernverbandes NRW. „Aber auch wir hören solche Geschichten vermehrt von unseren Mitgliedern.“ Der Verband vertritt die Interessen privater Waldbesitzer im Land, denen fast 67 Prozent der Forste gehören. Manchmal würden „ganze Holzpolter“ gestohlen, berichtet Buß-Schöne, also die auf Waldwegen gelagerten Stapel mit den in den Tagen zuvor geschlagenen Baumstämmen.

Klar, die Diebe müssten dann mit großem Gerät anrücken, denn die Stämme seien bis zu 18 Meter lang. Die Wege indes, an dem das Holz gelagert werde, seien halt auch mit schweren Fahrzeugen zu erreichen, so die Geschäftsführerin. „Denn auch die Waldbauern wollen die Stämme schließlich meist mit Hilfe eines Lkw-Krans verladen.“ Deutlich weniger kompliziert seien Diebstahl und Transport, wenn die gefällten Baumstämme schon in zwei Meter Rollen im Wald lagern, was häufig geschehe. Frisch geschlagenes Holz jedoch könne frühestens im Winter 2023/24 zum Heizen genutzt werden, weil es zuvor noch trocknen müsse.

Versteckte GPS-Transponder in gefällten Stämmen

Eine Versicherung gegen den Diebstahl jedenfalls gibt es nicht. „Theoretisch müsste das zwar gehen. Aber ich kenne keine Versicherung, die das macht, weil die Polter ja zwangsläufig verhältnismäßig ungesichert im Wald liegen“, sagt Buß-Schöne. Und das Material überwachen?

„Unmöglich“, betont Förster Langenfeld. „Mein Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von Bonn über Köln bis nach Düsseldorf sowie ins Bergische Land, das sind etwa 80.000 Hektar. Das kriegen Sie nicht überwacht.“ Für den Fall der Fälle gehe sein Forstamt aber immer mehr dazu über, kleine GPS-Transponder im Holz zu verstecken, um den Standort des Diebesgutes dann anschließend zu orten – wenn die Täter den Sender zuvor nicht entdeckt haben.

Le-foerster

Förster Karl Zimmermann

Wenngleich der Holzdiebstahl bisher nur als vereinzeltes, regionales Problem auftaucht, wird Brennholz wohl nahezu überall im Großraum Köln knapp. Es scheine ihm fast so zu sein, als seien die Menschen in Panik geraten, sagt Forstdirektor Stephan Schütte aus Rhein-Sieg. „Wir sind ja sogar schon für die kommende Ernte im Winter 2022/23 fast ausverkauft.“ In den alten Laubwäldern, in denen Buchen wachsen, die 80 Jahre und älter sind, wurden seiner Aussage zufolge wegen der extremen Trockenheit in dieser Saison sogar weniger Bäume gefällt. „Dieses Holz geht sonst allerdings ausschließlich an die Industrie“, so Schütte. „Lediglich das Kronenholz wäre dem Brennholzmarkt zugutegekommen."

Ein Raummeter Brennholz kostet bis zu 160 Euro

Hinzu komme, so Förster Zimmermann aus Leverkusen, dass wegen des Krieges auch die preiswerten Holzimporte aus der Ukraine sowie aus Belarus ausgeblieben seien, die bisher in den Baumärkten angeboten wurden. „Auch deshalb ist jetzt ein wahnsinniger Run losgebrochen.“

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Die enorme Nachfrage treibt den Preis, wie zahlreiche Holzhändler im Kölner Umland bestätigen. Für Buche und Eiche müsse man etwa 120 Euro pro Schüttraummeter bezahlen, berichtet beispielsweise Franz-Josef Krogull aus Frechen. Vor einem Jahr habe der Preis bei etwa 80 Euro gelegen. Peter Schmidt, der mit seiner Firma in Bergisch Gladbach Brennholz selbst produziert und verkauft, spricht von aktuell 150 bis 160 Euro pro Raummeter – was auch Ingo Mahlberg aus Tondorf bestätigt.

Große Anbieter nehmen für das gesamte restliche Jahr keine Bestellungen mehr an. Einige Händler versuchen, doch noch Brennholz aus Osteuropa zu beschaffen. Erle und Hainbuche aus Polen beispielsweise oder Birke aus Litauen. Noch dramatischer als beim Brennholz sehe die Situation bei Pellets aus, erklärt Frank Blum, Marktleiter im Waldbröler Baucentrum Cronrath. „Da hat sich der Preis verdoppelt, und wir haben riesige Lieferschwierigkeiten.“

(Mit unseren Bezirksredaktionen)