Eine halbe Tonne Futterspenden sammelten sich vor Weihnachten bei Denise Gasthaus aus Bad Münstereifel-Eschweiler für einen Gnadenhof in Rheinbach und ein Katzenheim in Kroatien.
FutterspendenBad Münstereifelerin stößt mit Aufruf zum „Tierwichteln“ auf große Resonanz
Der Wintergarten von Familie Gasthaus sieht aus wie das Warenlager eines Tierfutterhandels. An der Stirnwand sind Säcke gestapelt, in der Ecke jede Menge Pakete: Hundefutter, Katzenfutter, Nagerfutter, Entenfutter, Kaninchenfutter, sogar Futter für Damwild ist dabei oder auch Streu für Hamsterkäfige. Dazu jede Menge Leckereien und Spielzeug – insgesamt mehr als 500 Kilogramm.
Denise Gasthaus ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Sie hatte dazu aufgerufen, für zwei Tierschutzorganisationen zu spenden. Dass ihr „Tierwichteln“ so ein Echo finden würde, hatte sie selbst nicht geglaubt.
Gnadenhof Anna in Rheinbach und Kitten Safe House im kroatischen Rijeka
Dass die 31-Jährige, die in Eschweiler lebt, tierlieb ist, merkt man auf den ersten Blick. Drei Katzen mustern den Besucher interessiert, aber misstrauisch. Die vierte, besonders stressanfällig, ist vorsichtshalber weggesperrt. Ende November, so erzählt es Denise Gasthaus, habe sie die Idee gehabt, eine Spendenaktion zu starten zugunsten zweier Vereine, die ihr besonders am Herzen liegen.
Das ist einmal der Gnadenhof Anna in Rheinbach, zum anderen das Kitten Safe House im kroatischen Rijeka. Von dort kommen auch ihre Katzen. Sie nutzte ihre Reichweite auf Instagram, die beiden Vereine verbreiteten den Spendenaufruf ebenfalls.
Erst einmal gestaltete sie Wunschzettel. Beispielsweise mit einem Schwein, das genüsslich rosa Pampe schlabbert. „Ich bin Jeanny und schon stolze 17 Jahre alt! Mit meinen Geschwistern Babe und Falco kam ich 2019 zum Gnadenhof.“ Jeanny wünscht sich eine Kratzbürste – wer kann schon nein sagen bei so einem bescheidenen Weihnachtswunsch.
Die Postbotin zeigte trotz der großen Menge an Paketen großes Verständnis
Wer spenden wollte, klickte den entsprechenden Wunschzettel an, besorgte das Geschenk und verschickte es. Für insgesamt 106 Wunschzettel haben sich Spender oder Spenderinnen gefunden. „Ich habe mich bei unserer Paketbotin entschuldigt, dass wir ihr so viel Arbeit machen“, sagt Denise Gasthaus. Doch die habe gesagt, es sei ja für einen guten Zweck, da schleppe sie die Pakete gern.
Wichtig war der Initiatorin, dass auch kleine Geschenke auf der Liste standen, damit auch Menschen mit wenig Geld Gutes tun konnten.
Ein Teil der Spenden ist nach Bayern geschickt worden. In Siegsdorf wurde es gesammelt – von dort ist der Weg nach Kroatien deutlich kürzer als aus der Eifel. Der erste Transport – ein Kleinlastwagen mit Anhänger – ist gestartet, ein zweiter folgt.
Im Kitten Safe House in Kroatien kümmert sich ein Verein um Hunderte Katzen
Im Kitten Safe House und in zwei Pflegestellen des Vereins lebten derzeit rund 200 Katzen, berichtet Gasthaus. In Kroatien gebe es keine staatliche Unterstützung für Tierschutzorganisationen: „Dort haben die Menschen ein anderes Verständnis von Tierhaltung.“
Der Verein habe allein in diesem Jahr mehr als 700 Katzen eingefangen, kastriert und wieder freigelassen, damit sie sich nicht weiter vermehren. Warum sie einen Verein im Ausland unterstützt, erklärt Denise Gasthaus schlicht: „Tierschutz hört nicht an Landesgrenzen auf.“
Daniela Knežević, die das Kitten Safe House führt, konnte an Heiligabend all die viele Päckchen und Pakete öffnen, im Kreis all der Katzen, stilecht im Wohnzimmer unterm Weihnachtsbaum. Dann wurden Spielzeuge, Futter und Leckerlis verteilt.
Mit dem Gnadenhof Anna profitiert ja auch eine Organisation ganz in der Nähe von der Spendenaktion. Dort leben Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde, Katzen, Chinchillas, Meerschweinchen, Kaninchen, Gänse, zählt die 31-Jährige auf. Viele der Tiere seien alt oder krank, kämen aus schlechter Haltung oder auch aus der Fleischindustrie.
Spender erhalten ein Video von der Bescherung im Gnadenhof in Rheinbach
Deshalb standen neben normalem Futter auch Salben und Medikamente auf den Wunschzetteln. „Der Plan war, dass wir unser Auto vollpacken und am Samstag vor Weihnachten nach Rheinbach fahren“, erzählt Denise Gasthaus. Doch schnell war klar, dass das noch gerade kleine Auto nicht ausreichen würde. So kamen die Mitarbeiter des Gnadenhofs mit Transportern, um die Spenden in Eschweiler abzuholen.
Die Spenderinnen und Spender bekommen dann ein Video von der Bescherung in Rheinbach. Als Dankeschön, aber auch um zu sehen, dass ihre Spende an der richtigen Stelle angekommen ist.
Wie viele Stunden sie ins Tierwichteln investiert hat, kann die Initiatorin gar nicht sagen. Ihr Mann Björn ist jedenfalls stolz darauf, was seine Frau da geleistet hat. Er habe kaum etwas dazu beigetragen, betont er.
Denise Gasthaus hat schon Pläne für die nächste Aktion – am liebsten schon zu Ostern, ganz sicher aber im kommenden Jahr wieder zu Weihnachten. „Tiere und kleine Kinder können nicht für sich selbst einstehen“, erklärt sie, warum sie keine Mühe scheue, um zu helfen. Und ihr Mann Björn Gasthaus formuliert: „Nächstenliebe kennt keine Grenzen. Auch nicht zwischen Mensch und Tier.“