Ehrenbürger löst Versprechen ein1000 Fans bei Heino-Konzert in Bad Münstereifel
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Bad Münstereifel – An die 1000 Fans strömen zum Platz an der Stiftskirche. Heino, Ehrenbürger der Stadt Bad Münstereifel, gibt das „Konzert für die Heimat“, seinen Beitrag zur Solidarität mit den Flutopfern. 14 Monate danach. Zu spät, oder gerade richtig?
„Konzert für die Heimat" zum Herbstfest-Abschluss
Zwei Tage lang hat Marc Brucherseifer, Geschäftsführer der City Outlet Bad Münstereifel GmbH, das „Herbstfest“ mit verkaufsoffenem Sonntag feiern lassen: mit Kirmesbuden, Live-Musik und dem Auftritt von Heino unter dem Motto „Konzert für die Heimat“.
Kurz vor 18 Uhr am Sonntag verbreitet sich an der Stiftskirche, wo schon seit einigen Stunden erste Hardcore-Fans des Volksliedsängers warten, unter den zügig zum Platz strömenden Outlet-Besuchern und weiteren schließlich bis zu 1000 jungen und alten Heino-Fans eine Art „Wir warten aufs Christkind“-Stimmung.
Der 83-Jährige, der seit 40 Jahren hier lebt und im Kurhaus mit seiner Frau Hannelore eine Wohnung hat, tritt offiziell zum ersten Mal nach dem Juli-Hochwasser im vergangenen Jahr auf. Lange nach den Solidaritätskonzerten für die Flutopfer etwa mit den Höhnern oder den Bläck Fööss. Als Heino aber jetzt kommt, ist das bei seinen Fans, jungen wie alten, kein Thema mehr, wie sich schnell zeigt.
„Heino spricht eben jede Generation an. Die Jungen machen sich einen Spaß daraus oder finden ihn kultig“, sagt Ingeborg Ostwald aus Köln, die schon seit vielen Jahren den Heino-Fanshop bei dessen Konzerten betreut.
Sie wundert der Trubel nicht. Ob After-Shave-Spray, mit Heino-Gesang beim Drücken des Bestäubers, ob CDs – einige als Remastered-Fassungen von Vinyleinspielungen aus den 1960er-Jahren – ob „Heino-Schal“ oder „Heino-T-Shirt“ – die Fans lieben einfach alles.
Zahlreiche Heino-Konzerte bis Weihnachten
Und es werden wieder bis Weihnachten Tausende sein, die Heino live erleben wollen: „Bis dahin wird es wild“, meint Merchandiserin Ostwald und scrollt kurz ihre Konzertliste auf dem Smartphone durch: Bis Mitte Dezember steht der Sänger mindestens alle zwei Tage auf einer Bühne.
Kurz nach 18 Uhr verlässt Heino den „Backstage-Bereich“ im ersten Stock des Gebäudes eines Outlet-Händlers, in dem einst das „Heino-Café“ untergebracht war, und geht unter dem Jubel der Fans Richtung Bühne. „Mitgebracht“ hat er Samba-Tänzerinnen und den „Tobias von den Dorfrockern“, mit denen Heino den Kneipenhauer „El Zecho & Don Promillo“ aufgenommen hat.
Der 83-Jährige wirkt wie immer: dunkelblauer Rollkragenpullover, schwarze Hose, schwarzer Mantel, sein Markenzeichen, die dunkle Brille, das ewig weizenblonde Haar. Auch die sonore Stimme klingt wie gewohnt. „Ich weiß, dass die Bevölkerung, die ihn liebt, erwartet, dass er jetzt da ist“, so Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian am Rand des Geschehens.
Stadtrundgang mit der Bürgermeisterin
Das habe ihr der Ehrenbürger auch versprochen – und nun Wort gehalten. Zwei Stunden vor Konzertbeginn ist sie mit Heino durchs Städtchen gegangen. An der Erft entlang, durch die Gassen. Heino wollte sehen, was an Wiederaufbau schon geschafft ist, was noch nicht. Ausgewählte „Foto-Points“ für den Pressetross hatte sein Management festgelegt, fast ein bisschen wie beim Kanzlerbesuch. Heino setze mit seinem Besuch ein „wichtiges Zeichen“, so Preiser-Marian wenig später auf der Bühne.
Der Ehrenbürger hat seiner Stadt zuvor für die medizinischen Hilfsdienste Bad Münstereifels ein 32.000 Euro teures „Ganzkörper-Kältegerät“ zur Schmerztherapie geschenkt. Passenderweise ist der Herstellername großflächig auf einem Transparent auf der Bühne zu lesen, darunter das Motto der kommenden gut 90 Minuten: „Konzert für die Heimat“ und das Konterfei des Sängers. Preiser-Marian bedankt sich mit einem kleinen Pflasterstein vom Erftufer, herausgerissen vom Hochwasser. Das sei „ein Stein unserer Heimat“.
Zwischen Volksliedern und Stimmungshits
„La Paloma olé!“ schmettert es wenige Minuten später zum Auftakt einer langen Reihe zeitloser „Volkslied“-Hits, die eher als Stimmungsmusik gelten. Auch Marie und Daniel aus Bad Münstereifel hören zu. Ist Heino nach der Flut nun zu spät oder nicht? „Das ist jetzt genau richtig. Es sieht schon wieder schöner aus als vorher, da passt die gute Laune“, meint Marie und geht so mit ihrem Sängerliebling konform. Warum sie als Mittzwanzigerin hier stehe? „Ich bin in Bad Münstereifel zur Schule gegangen, da ist man an Heino nicht vorbeigekommen.“
Für andere Fans sind „Fiesta Mexicana“ oder die „Schwarze Barbara“ wie Familiengeschichte. Das hätten schon die Eltern und Großeltern gehört. Außerdem: Mit Heino sei es wie mit einem bekannten Burgerhersteller: „Keiner geht zu Heino, aber alle kennen seine Lieder“, so Renate aus Münstereifel.
Christoph und Susan, Mitte 20, sind eigens aus Köln zum Konzert angereist. Für Christoph ist es der erste Besuch in der Kurstadt überhaupt. Auch er nimmt im Vergleich zu den Bildern nach den ersten Flutwochen wahr, dass „die Stadt schon wieder schön wird“.
Damals hätten die Menschen andere Sorgen gehabt, da hätten er und seine Lieder nicht gepasst“, hat Heino wenige Augenblicke zuvor unter dem Jubel seiner Fans mitgeteilt. Auch Christoph beklatscht das. Zwischen die Fans und ihr Idol passt eben kein Blatt Papier. „Außerdem muss man sagen: Mit 83 Jahren sich da noch hinzustellen, alle Achtung!“
Ruth aus Eiserfey und Freundin Meike aus Wachendorf, ebenfalls deutlich U-40, nehmen es wie die Umstehenden: Es wird geschunkelt, mit den Armen rhythmisch zu „Seemann, lass das träumen“ gewunken. Kein Wunder: Im Karneval laufen Heinos Hits sogar in den coolsten Szenekneipen.