Widerstand gegen NS-RegimeEin Gedenkstein erinnert an zwei Iversheimer Helden

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Neben dem Gedenkstein, der an Heinrich-August Metzler und Anton Klein erinnert, stehen Friedel und Georg Metzler (v.l.) sowie Lothar Radermacher.

Am Gedenkstein für ihre Vorfahren: Friedel und Georg Metzler (v.l.) sind Enkel von Heinrich-August Metzler. Lothar Radermacher ist Urgroßneffe des langjährigen Iversheimer Pfarrers Anton Klein.

Heinrich-August Metzler und Pfarrer Anton Klein widersetzten sich den Nationalsozialisten. Ein Gedenkstein erinnert nun an die Iversheimer. 

Ein Gedenkstein erinnert auf dem Friedhof jetzt an zwei Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Gewaltregime. Pfarrer Anton Klein und der spätere Landrat Heinrich-August Metzler widersetzten sich Terror und Verfolgung.

Es war am Kirmessonntag eine Stunde zum Innehalten. Traditionell wird an diesem Tag am Ehrenmal der 89 Toten aus Iversheim in den beiden Weltkriegen gedacht. Doch in diesem Jahr setzte sich die Gedenkfeier nur wenige Meter entfernt fort. Auf dem Friedhof bildeten die Iversheimer, Landrat Markus Ramers, Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian und die Musikkapelle einen Halbkreis um einen großen Stein.

Euskirchener Landrat Markus Ramers: „Ihr Vorbild gilt bis heute“

Er erinnert an Anton Klein, der von 1925 bis 1945 Pfarrer von Iversheim war, und an Heinrich-August Metzler. Er war seit der Zeit der Weimarer Republik Amtsvertreter, nach Ende des Zweiten Weltkriegs Bürgermeister der Kommune Münstereifel-Land und zwischen 1948 und 1956 Landrat des Altkreises Euskirchen. „Das sind zwei Männer, deren Vorbild noch heute gilt“, so Ramers. An den Widerstand Kleins und Metzlers hatte zuletzt vor drei Jahren die Autorin Agnes Marian in ihrem Buch „Iversheimer Geschichte und Geschichten“ erinnert.

Doch wer waren die beiden? Der 1883 in der Nähe von Heinsberg geborene Heinrich-August Metzler, so Wilfried Schumacher, Vorsitzender des Dorfverschönerungsvereins, war nie Mitglied der NSDAP, von der er aus der Tätigkeit als Amtsvertreter gedrängt wurde. Metzler hatte zuvor die Schriften des Münsteraner Bischofs Franz von Galen gegen die Gestapo (Geheime Staatspolizei) und die 30 Punkte der „Reichskirche“ verteilt.

Bad Münstereifeler Unternehmer Peter Greven sicherte das Überleben

Damit war er in Iversheim nicht allein. Zusammen mit Pfarrer Anton Klein wurde er am 12. November 1941 von der Gestapo verhaftet. Beide wurden vom Sondergericht Köln wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ zu zehn Monaten Haft verurteilt. Als Metzler im November 1942 aus dem Gefängnis entlassen wurde, erhielt er praktisch ein Berufsverbot. Unternehmer Peter Greven aus Bad Münstereifel habe da der Familie das Überleben gesichert, indem er Metzler im „Homeoffice“, so Schumacher, beschäftigte.

Eine Art Wiedergutmachung erfuhr Metzler nach Kriegsende. Die Militärregierung der Besatzungszone berief ihn in einen Beirat zum Wiederaufbau der demokratischen Strukturen. Er wurde erst zum Bürgermeister des Amtes Münstereifel-Land und 1948 zum Landrat des Altkreises Euskirchen berufen. 1958 erhielt Metzler das Bundesverdienstkreuz. Er starb 1961. Die Enkel Georg und Friedrich Metzler waren unter den Gästen der Gedenkstunde.

Iversheimer gingen das Risiko der Entdeckung durch die Gestapo ein

Pfarrer Anton Klein, 1870 in Selbach im Kreis Altenkirchen geboren, dachte und handelte wie Metzler aus einem tief empfundenen christlichen Menschenbild heraus gegen den Nihilismus, den Größenwahn und die Menschenverachtung der Nationalsozialisten, so Lothar Radermacher, Urgroßneffe Kleins. Radermacher hat zur Geschichte seines Urgroßonkels im Dorf recherchiert. So habe er speziell die Briefe von Galens gegen das Euthanasiegesetz der Nationalsozialisten vervielfältigt und während des Gottesdienstes daraus vorgelesen. Das konnte der Gestapo nicht verborgen bleiben, doch das Risiko nahm auch Klein auf sich.

Im Gegensatz zu Metzler überlebte er das Kriegsende in Iversheim nur kurz. Radermacher berichtete, was ihm eine ältere Iversheimerin geschildert habe: Pfarrer Klein habe am 22. April 1945 in einer feierlichen Prozession mit der Gemeinde das von den Nationalsozialisten aus der Schule entfernte Kreuz zurückgebracht und einen Gottesdienst in der Pfarrkirche gefeiert.

„Danach setzte er sich in der Sakristei auf einen Stuhl“, so Radermacher. Das Geschehen habe den damals 74-Jährigen mitgenommen, Kraft gekostet und zutiefst bewegt. Er habe einen Herzinfarkt erlitten und sei auf dem Stuhl in der Sakristei gestorben. Klein ist auf dem Iversheimer Friedhof beigesetzt.

„Nicht allen Helden wird ein Denkmal gesetzt“, habe ihre Tante Agnes Marian in „Iversheimer Geschichte und Geschichten“ gemahnt, so Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Nun sind die Iversheimer dem nachgekommen.

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