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Nach der Arbeit paukenFensterbau-Firma in Ripsdorf bietet Deutschunterricht für Mitarbeiter

Lesezeit 4 Minuten
Ein Arbeiter montiert eine Kunststofftür.

Fenster und Türen aus Kunststoff stellt die Firma Pfeil aus Ripsdorf her.

Um die Integration der Mitarbeiter, die aus aller Welt kommen, zu verbessern, bietet die Firma Pfeil-Fensterbau in Ripsdorf einen Deutschunterricht an.

„Das hilft einem schon sehr. Dadurch kann man sich auch besser im Alltag zurechtfinden“, sagt Salomon Gebreselassie. Der Mann aus Eritrea spricht mittlerweile immer besser Deutsch, weil sein Arbeitgeber, der Fensterbau-Betrieb Pfeil aus Ripsdorf, seit März für einige seiner Mitarbeiter Unterricht mit einem pensionierten Lehrer anbietet. „Wir wollen damit auch zur besseren Integration der Menschen beitragen“, sagt Unternehmenschef Klaus Pfeil. Vermittelt wurde das Angebot von der Dienstleistungsgenossenschaft (DLG) Eifel.

Lehrer Peter Ismar steht in der Werkstatt zwischen den Männern, die er bei der Firma Pfeil in Ripsdorf unterrichtet.

Lehrer Peter Ismar (3.v.l.) mit einigen seiner Schüler, die er bei der Firma Pfeil in Ripsdorf unterrichtet.

Das Familienunternehmen in Ripsdorf hat nach Angaben von Pfeil zurzeit knapp 70 Mitarbeiter. „Mein Großvater hatte vor mehr als 100 Jahren eine Dorfschreinerei eröffnet“, erzählt Pfeil. Der Jahresumsatz liege aktuell bei knapp 20 Millionen Euro. „Den Großteil des Umsatzes machen wir mit Großprojekten für Wohnungsbaugenossenschaften“, sagt der Chef. Nur rund drei Millionen Euro werde im Privatkundengeschäft umgesetzt. Gearbeitet wird vornehmlich im Rheinland und im Rhein-Main-Gebiet.

Für die Firma wird es schwieriger, neue Mitarbeiter zu finden

„Im Moment bestimmen vor allem energetische Sanierungen den Markt. Der Neubausektor ist seit zwei Jahren so gut wie tot“, sagt der Firmenchef. Seit rund fünf Jahren werde es für die Firma schwieriger, neue Mitarbeiter zu finden.

Kay Plieschke (Technischer Leiter), Petra Schumacher-Hendus, Klaus Pfeil und Bianka Renn stehen zwischen zwei Maschinen.

Haben den Unterricht auf dem Weg gebracht: (v.l.) Kay Plieschke (Technischer Leiter), Petra Schumacher-Hendus, Klaus Pfeil und Bianka Renn.

„Deshalb haben wir uns verstärkt um Flüchtlinge bemüht. Das war teilweise sehr ernüchternd“, berichtet Pfeil. Sobald die Menschen eine Arbeitserlaubnis hätten, bekämen sie auch keinen Deutschunterricht mehr. Doch selbst wenn sie einen Kursus besucht hätten, seien die Kenntnisse mehr als dürftig: „Die Bewerber verstehen oft nicht einmal richtig Deutsch.“ Immer wieder sei es deshalb vorgekommen, dass Arbeitsabläufe nicht richtig verstanden und umgesetzt worden seien: „Wenn man anschließend die Ergebnisse sah, war klar, dass etwas schiefgelaufen war.“

Der Produktionsleiter könne aber auch nicht während der Arbeit laufend die Sprache wechseln. „Deshalb war unser Bestreben, die Flüchtlinge mit zusätzlichem Deutschunterricht besser zu integrieren, auch damit der Betriebsfrieden nicht gestört wird.“

Zum Team gehören Mitarbeiter aus der ganzen Welt

Seit einigen Jahren habe man zudem durch einen Subunternehmer Kontakt zu einem Dorf in Rumänien aufgenommen. „Zuerst kam dann ein Mann. Mittlerweile arbeiten acht bei uns oder bei Subunternehmern.“ Zum Team gehören ferner ein Pole und ein Ukrainer.

Im Newsletter der DLG entdeckte Pfeil dann das Angebot, das ihn neugierig machte: „Da war von einem Sprachtraining die Rede.“ Also hörte er bei der Genossenschaft nach. „Wir haben uns mit dem Thema schon seit rund einem Jahr befasst. Es gab immer wieder Unternehmen, die Bedarf hatten, aber es war schwierig, Lösungen zu finden“, erklärte Bianka Renn vom Vorstand der DLG. Mit Angeboten von normalen Anbietern sei man nicht weitergekommen, weil viele Betroffene beispielsweise mangels Fahrgelegenheit nicht nach Feierabend noch in eine Schule fahren können.

Wie gut, dass das DLG-Vorstandsmitglied Petra Schumacher-Hendus ein Nachbar von Peter Ismar ist, der bis 2023 Deutsch und Wirtschaft am St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel unterrichtet hat. „Er war dort auch der Lehrer meiner beiden Söhne“, sagt Schumacher-Hendus. Ismar erklärte sich bereit, bei der Firma Pfeil einmal die Woche nach Arbeitsschluss zwei Stunden Unterricht anzubieten.

Erster Deutschkurs dauerte zehn Doppelstunden

„Am ersten Kurs, der zehn Doppelstunden dauerte, haben neun Mitarbeiter teilgenommen. Sie haben am Ende jeweils ein Zertifikat bekommen. Aktuell sind es fünf“, sagt Ismar. Die Teilnehmer seien sehr interessiert, geschwänzt werde fast nie. „Es ist schon eine Leistung, sich nach der Arbeit hinzusetzen und zu pauken“, sagt der ehemalige Gymnasiallehrer.

Methodisch müsse er ganz anders vorgehen als in der Schule: „Es geht erst einmal darum, Alltagssituationen zu bewältigen. Erst mit der Zeit wird der Unterricht dann fachspezifischer.“ Ohne Übersetzungsprogramm gehe es aber nicht, weil seine Schüler aus verschiedenen Ländern kommen.

„Die Reaktionen sind immer gleich, wenn man im Umfeld über das Projekt spricht. Es ist klasse, dass der Pfeil das macht“, berichtet Ismar. Das Projekt soll fortgeführt werden, solange der Bedarf da ist.

Seit eineinhalb Jahren ist Constantin Parfenow bei der Firma Pfeil beschäftigt. „Deutsch ist schwer und ich hatte vorher keinen Unterricht“, erzählt Parfenow. Die Kollegen würden sich gegenseitig helfen. Gebreselassie ist schon seit sechs Jahren in Deutschland und seit 2022 in Ripsdorf. Obwohl er schon einen Deutschkursus besucht hat, ist er froh, dass er seine Kenntnisse bei Peter Ismar noch vertiefen kann.