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Heimatpreis für BlankenheimÖDE ist in Freilingen preiswürdig

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Staatssekretär Jan Heinisch (r.) mit Ortsvorsteherin Judith Maur (l.), Landrat Markus Ramers und der Vereinskartellvorsitzenden Simone Böhm

Blankenheim-Freilingen – Als einer von vier Preisträgern ist Freilingen mit dem NRW-Heimatpreis in der mit 7000 Euro dotierten Hauptkategorie ausgezeichnet worden. Das Vereinskartell wird für das Ökologische Dorfentwicklungskonzept (ÖDE) prämiert.

„Ich glaube, jetzt brauche ich erst mal ein Eierlikörchen.“ Simone Böhm, seit 30 Jahren Vorsitzende des Vereinskartells, strahlte und wirkte auch ein bisschen erschöpft vor Freude und Anspannung. Denn in wenigen Minuten sollte sie von Jan Heinisch, Staatssekretär im Heimat-Ministerium, einen der Heimatpreise verliehen bekommen – eine große Anerkennung für das vom Vereinskartell initiierte Konzept.

Zur Feierstunde vor dem Bürgerhaus war deshalb das halbe Dorf versammelt. Ebenfalls nach Freilingen gekommen waren der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, ÖDE-Mitstreiter wie Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Wolfgang Schumacher als Initiator des Vertragsnaturschutzes, und Jennifer Thelen von der Biologischen Station des Kreises Euskirchen.

Von wegen öde

„ÖDE – von wegen öde“, nahm Simone Böhm in ihrer kurzen Ansprache die Abkürzung des Entwicklungskonzeptes auf, das 2021 begonnen wurde. Sie stellte fest: „Träger der Dorfentwicklung ist nicht nur das Vereinskartell, sondern die Dorfgemeinschaft als Ganzes, verbunden durch unser Wir-in-Freilingen-Gefühl.“

Und dann brachte sie einige Beispiele für das Engagement im Dorf, die Freilingen als Heimat lebens- und liebenswert, zugleich auch nachhaltig und bunt machen. Etwa die Aktion „Gelbes Band“, mit dem zur Ernte von den Besitzern freigegebene Obstbäume gekennzeichnet sind, oder die „Ein Quadratmeter Freude“-Blumensamentütchen für alle Haushalte, finanziert von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft.

Diverse ökologische Projekte

Die Liste ist noch länger: Ein Freilinger Landwirt produziert etwa das hochwertige Urkorn-Mehl. 6000 Teile umfasst der kostenlose Geschirrverleih „Tischlein deck dich“. Im alten Transformatorenturm, „Flivöt“ genannt, wurden Fledermaus- und Nistkästen für Vogelarten wie Schwalben, Sperlinge oder Meisen angebracht. Bei einem „Dorfrundgang“ mit Jennifer Thelen wurden Brachflächen als mögliche Blühflächen identifiziert und kartiert.

„Und das ist nicht alles. Uns werden die Ideen nicht ausgehen“, versprach Ortsvorsteherin Judith Maur, die Simone Böhm für ihren langjährigen Einsatz dankte. Und an die anwesenden Freilinger gewandt: „Wie schön ist es für uns, einen solchen Preis zu bekommen.“

Die Preisträger

In diesem Jahr wird zum dritten Mal in Folge der Heimatpreis des Landes Nordrhein-Westfalen durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung verliehen.

Grundlage für die Wahl der Jury beim Ministerium sind die lokalen Heimatpreise des Vorjahres. Aus 238 Sieger-Projekten wurden vier Preisträger in der Hauptkategorie (Preisgeld jeweils 7000 Euro) ermittelt: das Vereinskartell Freilingen für das ÖDE-Konzept sowie Projekte in Billerbeck, Bergheim und Gütersloh. Sonderpreise gingen unter dem Titel „Heimaten in besonderen Zeiten“ sowie „Junge Heimat“ (Preisgeld je 2000 Euro) an Vereine und Initiativen aus Billerbeck, Borchen, Essen-Rellinghausen, Kerpen-Blatzheim, Sonsbeck und Wetter (Ruhr). (sli)

Freilinger Glückssträhne

Der Freude schloss sich Bürgermeisterin Jennifer Meuren an. Sie wies darauf hin, dass die Freilinger Glückssträhne nun schon drei Jahre andauert: 2020 Golddorf im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, 2021 auf Kreisebene Heimatpreis-Sieger – und jetzt der Landespreis. Meuren nahm das Dorf als Modell fürs Grundsätzliche: „Dieses Engagement ist essenziell dafür, dass es vor Ort Heimat gibt und Heimat entsteht.“

Auch der derzeit wohl bekannteste Freilinger im Kreis, Landrat Markus Ramers, mochte mit seiner Begeisterung nicht zurückstehen. In seinen „zwei Minuten Redezeit als Landrat“ betonte er, dass das 2021 vom Kreis aufgestellte Nachhaltigkeitskonzept erst durch die Menschen vor Ort mit Leben gefüllt werden kann. In den anschließenden „zwei Minuten Redezeit als Freilinger, der hier gerne mit seiner Familie lebt“, sah er sich in einer Gewissheit bestätigt: „Meine Heimat hat den Heimatpreis verdient.“

Werktags sechs Projekte unterstützt

Angesichts der Freude um ihn herum musste Staatssekretär Heinisch mit der Verleihung der in einem Holzscheit steckenden Plexiglasscheibe mit dem Heimatpreis-Logo an Simone Böhm die abschließende Würdigung finden. Das von seinem Ministerium aufgelegte Förderprogramm mit Heimat-Scheck für kleinere und Heimatzeugnis für größere Projekte sowie dem Neustart-Programm nach den Corona-Jahren warte auf Antragsteller.

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Werktäglich werden nach seinen Worten im Schnitt sechs Projekte aus dem ganzen Land finanziell so unterstützt. Heinisch las dann ab: „Aufwendig gestaltungsbewährte Gegenwart und zukunftsorientierte Dorfentwicklung in Freilingen verdient mit Fug und Recht den Heimat-Preis des Landes Nordrhein-Westfalen.“ Da blieben keine Fragen mehr offen – und Simone Böhm hatte sich ihr Eierlikörchen verdient.