Das Solarpark-Projekt bei Schmidtheim ist weiter in der Schwebe. Nun sind weitere Abstimmungen erforderlich.
Geplanter SolarparkGemeinde Dahlem lässt Kampfmittel-Sondierung in Schmidtheim abbrechen
Die Unklarheiten rund um das geplante Freiflächenphotovoltaikgelände auf einer Mähwiese an der B51 bei Schmidtheim nehmen zu: Am Dienstag musste ein im Zuge des Planungsverfahrens angeforderter Kampfmittelräumdienst auf Anordnung der Gemeinde Dahlem die Arbeiten bis auf Weiteres unterbrechen.
Sascha Richter, Truppführer und Feuerwerker der P+H Röhll Kampfmittelräumung NRW GmbH, sitzt vor dem Laptop im abgedunkelten Transporter und schaut genau hin. „388 Kampfmittelverdachtsmomente haben wir lokalisiert“, so der Fachmann im Kastenwagen am Rand der als Standort eines 15 Hektar großen Solarparks vorgesehenen Mähwiese nahe der B51 oberhalb von Schmidtheim.
Sein vierköpfiges Team, angefordert von der Bezirksregierung im Zuge des Planverfahrens, hatte seit Montagmorgen nummerierte Markierungspfähle ins Grün gesteckt. An diesen Stellen waren bei Untersuchungen mit einer Sonde Metallelemente angezeigt worden. 388 Fundorte insgesamt.
„Bauernschrott“ auf Eifel-Wiese: Von der Schraube bis zum Mähdrescherteil
Jetzt müssen alle einzeln und mit der gebotenen Vorsicht untersucht werden: ausgraben, bewerten, einsammeln. Was klein genug und unverdächtig ist, kommt in eine große Stahlkiste am Wiesenrand. „Wir finden hier alles, von der Schraube bis zum Mähdrescherteil“, so Richter. Er bezeichnet es als „typischen Bauernschrott“.
Die Suche musste jedoch am Dienstagnachmittag schlagartig eingestellt werden. Wenige Stunden zuvor hatte die Untere Naturschutzbehörde über eine „Anzeige“, so der Kreis Euskirchen auf Anfrage, den Hinweis auf die begonnenen Arbeiten des Räumteams bekommen. Sie musste reagieren, denn die 15-Hektar-Fläche ist zwar, wie berichtet, kein FFH-Naturschutzgebiet, aber eine Fläche, auf der mindestens teilweise der FFH-Lebensraumtyp 6510 nachgewiesen ist. Es handelt sich um eine „Magere Flachland-Mähwiese“, die als artenreich gilt.
„Der Kreis Euskirchen hat für diesen Lebensraumtyp eine besondere Verantwortung. Er ist gemäß Bundesnaturschutzgesetz geschützt“, so die Kreisverwaltung. Auf Bitten der Unteren Naturschutzbehörde forderte die Gemeinde Dahlem laut Bürgermeister Jan Lembach bei der auftraggebenden Bezirksregierung in Düsseldorf den unverzüglichen Stopp aller Baggerarbeiten auf dem Gelände ein. Ob und wann sie fortgesetzt werden, ist unklar.
Ob PV-Anlage am geplanten Standort gebaut werden kann, ist völlig offen
Die Planungen sind ohnehin schon mindestens verzögert. Der Stopp der Sondierung ist für Michael Kohlstadt, Geschäftsführer der MK solutions & consulting GmbH in Euskirchen, die auf der Mähwiese im Auftrag des Investors, der Stahl Gruppe aus Reutlingen, den PV-Park bauen soll, keine gute Nachricht. Solche Unwägbarkeiten in der derzeitigen Planungsphase seien aber nicht unüblich, stellt er fest. Er muss nun versuchen, entweder über den Nachweis geeigneter Ausgleichsflächen oder durch eine Befreiung von den Schutzauflagen aufgrund übergeordneten Interesses an der Energiewende in Deutschland das Projekt zu retten.
Lembach ist da zum jetzigen Zeitpunkt vorsichtig: „Ob die geplante Freiflächen-PV-Anlage an diesem Standort realisiert werden kann, müssen die weiteren Abstimmungen zwischen dem Projektierer, der Kreisverwaltung und der Unteren Naturschutzbehörde, aber auch mit weiteren zu beteiligenden Behörden ergeben.“
Gasleitung auf Schmidtheimer Wiese erschwert die Arbeiten zusätzlich
Unterdessen hat das Kampfmittelräumteam von Sascha Richter die Markierungsstäbe wieder aus dem Erdreich gezogen. Neben dem „Bauernschrott“ hatten seine Mitarbeiter bis zum Abbruch der Arbeiten auch eine in der Wiese verlegte Gasleitung entdeckt, so Richter. Man müsse ohnehin erst einmal beim Versorger die genaue Trassenführung erfragen, da beim Räumen ein Sicherheitsabstand um die Leitung einzuhalten sei. Kampfmittelrückstände wurden bis zum Abbruch der Arbeiten nicht entdeckt, so Richter. Projektierer Kohlstadt allerdings sagt auf Anfrage, dass Rückstände von Kampfmitteln gefunden worden seien.
Anderes fand das Kampfmittelräumteam durchaus: Die Erde auf der Wiese sei sehr eisenerzhaltig, so Richter. Dadurch könne man mit der Sonde durchaus auf mutmaßliches Metall stoßen. Tatsächlich aber sei es dann nur ein Erdklumpen gewesen, der beim Ausgraben verstreut wurde – dieses „Metall“ war dann schnell verschwunden.