Kreis Euskirchen – 8 Uhr: Die Wahllokale öffnen. Doch immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit der Briefwahl. 2017 waren es im Wahlkreis 92 27,3 Prozent. In diesem Jahr hatten bis zum 22. September bereits in Weilerswist 50 Prozent per Brief gewählt. In Blankenheim waren es 37,2 Prozent, in Mechernich 37,7. In Brühl haben dem Kreis zufolge sogar schon 40,7 Prozent der Wahlberechtigten per Brief abgestimmt.
2 Kreuzchen können die Wähler auf dem Wahlzettel zur Bundestagswahl machen. Mit der Erststimme wird der Direktkandidat gewählt. Wer die meisten Stimmen erhält, zieht automatisch in den Bundestag ein. Mit der Zweitstimme entscheiden die Wähler über die Landeslisten der Parteien und die Zusammensetzung des Bundestags. In NRW bedeuten fünf Prozent der Zweitstimmen rund zwölf Mandate in Berlin.
249.462 Menschen im Wahlkreis sind stimmberechtigt. Im Kreis Euskirchen gibt es nach Angaben des Kreises (Stand 10. September) 152.459 Wahlberechtigte und in den Kommunen Brühl, Erftstadt und Wesseling 97.003 Wahlberechtigte. Erstwähler gibt es 11.905 – 7168 im Kreis Euskirchen und 4737 in Brühl, Erftstadt und Wesseling.
53 Parteien stehen bundesweit zur Wahl. CDU und SPD stehen ganz oben auf dem langen Stimmzettel, da sie bei der Wahl 2017 die meisten Stimmen bekommen haben. Weiter unten tummeln sich die kleinen Parteien und Vereinigungen, darunter die „Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer“, die „Europäische Partei Liebe“ oder „Die Urbane – Eine Hip Hop Partei“.
Nicht alle Parteien jedoch stehen in NRW auf dem Wahlzettel – hier sind es „nur“ 27. 32 Parteien hatten sich beworben. Da wahlrechtliche Voraussetzungen nicht erfüllt waren, hat der Landeswahlausschuss die Listen von „Deutsche Mitte“, „Ab jetzt – Demokratie durch Volksabstimmung“, die „Allianz für Vielfalt und Mitbestimmung“, die „Anarchistische Pogo Partei“ und „Unabhängige“ nicht zugelassen.
50 Stimmen müssen mindestens in jedem Wahllokal abgegeben werden. Ansonsten ist das Wahlgeheimnis nicht gewährleistet. Sollte diese Hürde nicht übersprungen werden, sind die Stimmen aber nicht ungültig. Dann greift der Notfallplan des Wahlleiters, und die Urne wird zu einem anderen Wahllokal gefahren. Nach Angaben des Kreises gibt es 41 Wahllokale, in denen die benötigte Summe an Stimmen unterschritten werden könnte.
Die Kommunen sollen den Kreis nach Schließung der Wahllokale so schnell wie möglich darüber informieren, in welchen Wahllokalen die Anzahl von 50 Wählern und Wählerinnen tatsächlich unterschritten worden ist. Der Kreis ordnet dann die gemeinsame Auszählung in einem anderen Wahllokal an. Dieses aufnehmende Wahllokal wird gleichzeitig darüber informiert, dass mit der Stimmenauszählung gewartet werden muss, bis die Unterlagen (Wahlurne und Wählerverzeichnis) des abgebenden Wahlvorstandes dort angekommen sind. Dann werden die Stimmzettel aus beiden Wahllokalen in einer Urne gemischt und anschließend zusammen ausgezählt.
10 Kandidaten können im Wahlkreis 92 mit einer Erststimme bedacht werden: Für die CDU tritt Detlef Seif aus Weilerswist an, der den Kreis Euskirchen sowie die Städte Brühl, Wesseling und Erftstadt seit 2009 im Bundestag vertritt. Er möchte bei dieser Wahl zum vierten Mal das Direktmandat erringen. Für die SPD geht Dagmar Andres, für die Grünen Marion Sand und für die FDP Markus Herbrand ins Rennen, der seit 2017 im Bundestag vertreten ist. So lange ist auch Rüdiger Lucassen dabei, dieses Jahr ist er Spitzenkandidat der NRW-AfD. Für die Linke hat der 24-jährige Stefan Söhngen seinen Hut in den Ring geworfen. Der Zülpicher Jörg Esser (UWV), der Euskirchener Paulo Pinto (Basis) sowie Stefano Tuchscherer (Piraten), und Jan-Luis Wolter (Partei) stehen ebenfalls am Sonntag zur Wahl.
271 Wahllokale gibt es im Wahlkreis 92. Sie befinden sich im Kreis Euskirchen und in den Städten Wesseling, Erftstadt und Brühl. Hinzu kommen noch 110 Briefwahlbezirke. In den Wahllokalen sitzen die Wahlvorstände. Sie bestehen aus mindestens fünf und höchstens neun Personen – und zwar aus dem Wahlvorsteher, dessen Stellvertreter sowie drei bis sieben Beisitzern. In Kall, Euskirchen und Schleiden mussten nach der Flutkatastrophe neun Wahllokale umziehen.
241.500 Wahlzettel wurden für den Wahlkreis 92 gedruckt. Der Wahlzettel, den die Kreis-Wahlbüro-Mitarbeiterin Heike Schneider (Foto) präsentiert, ist 210 Millimeter breit und 590 Millimeter lang, entspricht also zwei DIN-A4-Seiten übereinander.
Links stehen die zehn Direktkandidaten, rechts alle Parteien, die in NRW für den Bundestag kandidieren. Zusätzlich gibt es 1.200 repräsentative Wahlzettel, die von IT-NRW ausgewertet werden. Auf diesen Wahlzettel steht beispielsweise: männlich, geboren zwischen 1997 und 2003. In Euskirchen und Weilerswist wird je ein Urnenwahlbezirk, in Mechernich und Zülpich je ein Briefwahlbezirk ausgewertet.
0 Selfies sind im Wahllokal erlaubt. Seit einer Änderung der Bundeswahlordnung für die Bundestagswahl 2017 ist das Filmen und Fotografieren in der Wahlkabine verboten. Bemerkt der Wahlleiter beispielsweise das Blitzlicht einer Kamera oder eines Smartphones, wird der Stimmzettel für ungültig erklärt.
81,6 Prozent der Nettersheimer gingen 2017 zur Wahl – es war die höchste Wahlbeteiligung im Wahlkreis 92, in dem die Beteiligung bei 76,1 Prozent lag. Mit 52,6 Prozent holte Detlef Seif die meisten Erststimmen in Dahlem, insgesamt ging das Direktmandat mit 42,8 Prozent an ihn. Damit lag er über dem Ergebnis der CDU (35,7). Mit glatten 20 Prozent holte FDP-Mann Markus Herbrand in seiner Heimatstadt Schleiden das beste Ergebnis. Insgesamt blieb er mit 9,9 Prozent bei den Erststimmen unter dem Ergebnis seiner Partei im Wahlkreis (14,7).
18 Uhr: Spätestens dann beginnt das Zittern der Kandidaten. Von nun an wird gezählt. Die Ergebnisse sind an den Stellwänden im Euskirchener Kreishaus nachzulesen. Immer wieder beliebt: die Wette, welche Kommune am längsten für die Stimmauszählung benötigt. Ab 18 Uhr findet auch die Wahlparty im Kreishaus, Jülicher Ring 32, statt.Es gelten die Regelungen der aktuellen Coronaschutzverordnung.