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Wahl des PräsidiumsKonstituierende Sitzung läuft – Klöckner ist neue Bundestagspräsidentin

Lesezeit 5 Minuten
Julia Klöckner (vorne rechts, CDU), frisch gewählte Bundestagspräsidentin, nimmt Glückwünsche von ihrer Vorgängerin Bärbel Bas (SPD) entgegen bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags.

Julia Klöckner (vorne rechts, CDU), frisch gewählte Bundestagspräsidentin, nimmt Glückwünsche von ihrer Vorgängerin Bärbel Bas (SPD) entgegen bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags.

Der neu gewählte Bundestag trifft sich am Dienstag in Berlin zu seiner konstituierenden Sitzung. Alle Entwicklungen im Liveblog.

◆ Linke-Politiker Gysi eröffnet Sitzung als Alterspräsident

◆ Bundestag beschließt neue Geschäftsordnung

◆ Wahl des neuen Bundestagspräsidenten als Höhepunkt

Einen Monat nach der Wahl kommt der neue Bundestag am Dienstag zu seiner ersten Sitzung zusammen. 630 Abgeordnete entscheiden im Reichstag über das Bundestagspräsidium.

CDU-Politikerin Klöckner zur Bundestagspräsidentin gewählt

13.41 Uhr: Die CDU-Politikerin Julia Klöckner ist neue Bundestagspräsidentin. In der konstituierenden Sitzung des Parlaments wählten die Abgeordneten die 52-Jährige mit großer Mehrheit in das zweithöchste Staatsamt. Sie erhielt bei der konstituierenden Sitzung des Parlaments am Dienstag 382 Ja-Stimmen. 204 stimmten gegen den Vorschlag von CDU-Chef Friedrich Merz, es gab 31 Enthaltungen.

Gregor Gysi mahnt zu gegenseitigem Respekt

11.50 Uhr: Als Alterspräsident des Bundestags hat der Linken-Politiker Gregor Gysi in seiner ersten Rede alle Abgeordnete aufgefordert, den jeweils anderen Standpunkt zu respektieren. Zugleich appellierte Gysi an die Mitglieder des Bundestags, einfacher und bürgernäher zu sprechen. „Im Übrigen müssen wir alle ehrlicher werden“, forderte der 77-Jährige.

Gysi bearbeitete in seiner Rede zur Konstituierung des Bundestags mehrere Themen: Demokratiegeschichte, Ukraine, Bundeswehr, Holocaust, Schulden, Bildung, Steuersystem – das kommentierte der Grünen-Politiker Konstantin von Notz auf X mit den Worten: „Ein Kessel Buntes.“ Franziska Hoppermann von der CDU befand auf der Plattform, die Rede sei „geradezu eine Unverschämtheit und peinlich“.

AfD stellt Antrag: Ältester Abgeordneter soll Alterspräsident werden

11.21 Uhr: Eröffnet wurde die konstituierende Sitzung im Berliner Reichstag am Vormittag durch Alterspräsident Gregor Gysi von der Linkspartei. Die AfD-Fraktion beantragt zu Beginn der Sitzung eine Änderung der Geschäftsordnung, damit der älteste Abgeordnete Alterspräsident wird. Diese Regelung galt vor 2017. Ältester Abgeordneter ist der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland. Schon bei der konstituierenden Sitzung des Bundestages 2021 hatte die AfD einen solchen Antrag gestellt und war damit gescheitert. Der Antrag wurde auch diesmal abgelehnt.

Dauerstreitpunkt ist der Vizepräsidentenposten

09.52 Uhr: Nach der Wahl der Bundestagspräsidentin werden auch ihre Stellvertreter bestimmt. Die Unionsfraktion nominierte die CSU-Innenpolitikerin Andrea Lindholz, die SPD-Fraktion die bisherige Parlamentarische Geschäftsführerin Josephine Ortleb und die Linke-Fraktion den früheren thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Bei den Grünen setzte sich der einstige Parteichef Omid Nouripour in einer Kampfabstimmung durch.

Gerold Otten ist der AfD-Kandidat für den Vizepräsidentenposten.

Gerold Otten ist der AfD-Kandidat für den Vizepräsidentenposten.

Da üblicherweise die Fraktionen die Vorschläge der anderen Fraktionen unterstützen, gilt ihre Wahl als sicher. Darauf kann der AfD-Kandidat Gerold Otten nicht hoffen. Noch nie hat eine Kandidatin oder ein Kandidat der AfD für den Vizeposten bei den Abstimmungen die nötige Stimmenanzahl bekommen. So dürfte es wohl auch jetzt wieder kommen. Nach der Geschäftsordnung des Bundestages kann die AfD dann zwei weitere Wahlgänge durchsetzen.

Bei diesem Tagesordnungspunkt ist Ärger in Sicht

09.45 Uhr: Die Wahl der neuen Bundestagspräsidentin oder des -präsidenten ist zweifellos der Höhepunkt jeder konstituierenden Sitzung – auch wenn diese Personalie längst vorher geklärt wurde. Das Vorschlagsrecht für diesen Posten hat traditionell die stärkste Fraktion, diesmal also die CDU/CSU. Sie hat die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für das Amt nominiert.

Die CDU-Politikerin wird nach Annemarie Renger (SPD), Rita Süssmuth (CDU) und Bärbel Bas (SPD) erst die vierte Frau in diesem Amt sein, das protokollarisch das zweithöchste nach dem Bundespräsidenten ist.Klöckner saß schon von 2002 bis 2011 im Bundestag und war seit 2009 auch Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Anschließend wechselte sie in die Landespolitik ihrer Heimat Rheinland-Pfalz und versuchte dort zweimal vergeblich, Ministerpräsidentin zu werden. Bei der Bundestagswahl 2017 meldete sie sich in Berlin zurück und war dann bis 2021 Bundeslandwirtschaftsministerin im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Gregor Gysi hält erste Rede als Alterspräsident

09.38 Uhr: Als Gregor Gysi 1966 in der DDR den Abschluss als Facharbeiter für Rinderzucht machte und im Dezember 1989 zum Vorsitzenden der SED im zerfallenden zweiten deutschen Staat gewählt wurde, konnte er sich wohl kaum vorstellen, einmal als Alterspräsident des Deutschen Bundestages eine Wahlperiode zu eröffnen. Nun wird er es tun und in die Fußstapfen des inzwischen gestorbenen Wolfgang Schäuble (CDU) treten.

Alterspräsident ist das Mitglied des Bundestages, das die meisten Abgeordnetenjahre vorweisen kann. Seine Aufgabe ist es, die erste Sitzung bis zur Wahl eines neuen Bundestagspräsidenten oder einer -präsidentin zu leiten. Dazu gehört es, in Abstimmung mit den Fraktionen die Schriftführer zu ernennen. Üblicherweise hält der Alterspräsident auch eine Rede.

Ganz vorne auf der Tagesordnung steht die neue Geschäftsordnung

09.35 Uhr: Klingt ein wenig dröge, ist es aber nicht: Der Bundestag wird als einen der ersten Beschlüsse eine Geschäftsordnung verabschieden. Sie ist so etwas wie das Betriebshandbuch für das Parlament und enthält viele Bestimmungen für dessen Arbeit – etwa zu Redezeiten, der Einberufung von Sitzungen, dem Festlegen von Tagesordnungen oder Verhaltensregeln für Abgeordnete und Ordnungsmaßnahmen. Dabei geht es auch um Machtfragen.

In der Regel übernimmt der neue Bundestag die Geschäftsordnung des alten Parlaments. 2021 verlangte die AfD jedoch Änderungen. Das löste eine längere Geschäftsordnungsdebatte aus, blieb aber erfolglos.

Olaf Scholz wird vom Bundespräsidenten entlassen

09.33 Uhr: Zweimal hat nach der Bundestagswahl am 23. Februar noch das alte Parlament getagt und weitreichende Beschlüsse gefasst – doch damit ist jetzt Schluss. Der neue Bundestag kommt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Damit beginnt die 21. Legislaturperiode. Zugleich erhalten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein Kabinett von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Entlassungspapiere und sind ab sofort nur noch geschäftsführend im Amt.

Das Grundgesetz schreibt vor, dass das neue Parlament spätestens 30 Tage nach der Wahl erstmals zusammentreten muss. Der nun gewählte Termin ist der letztmögliche. (dpa)