Am 15. Februar trifft der Euskirchener Boxer Benny Blindert auf den fünffachen Weltmeister Felix Sturm. Dafür hat er sein Training umgestellt.
Ex-Profi als TrainerEuskirchener Boxer Benny Blindert freut sich aufs Duell mit Felix Sturm
Es ist der letzte große Name im deutschen Boxen: Felix Sturm. „Ich habe früher in der Kölnarena im Publikum gesessen, wenn er geboxt hat. Jetzt kämpfe ich gegen ihn“, sagt Benny Blindert. Der 38-jährige Euskirchener steigt am Samstag, 15. Februar, in Ulm gegen den dann acht Jahre älteren Sturm in den Ring. Für Blindert ist das Duell mit dem fünffachen Weltmeister der Höhepunkt seiner Karriere.
In den Ring klettern, sich von Sturm verprügeln lassen und einen Haken an die Laufbahn machen? Nicht mit Blindert. „Ich bin fit und will gewinnen. Ich habe mir hier in der Region einen Namen als Boxer gemacht“, sagt Blindert. Der eine oder andere habe ihn vor einem Duell mit Sturm gewarnt – auch, weil er angeblich eine Nummer zu groß für ihn sei. „Natürlich wird er auf den Punkt topfit sein. Dessen bin ich mir bewusst“, sagt der Euskirchener Boxer.
Benny Blindert: Test offenbart schlechten Laktatwert
Aber auch Blindert will topfit in den Ring gehen. Das war auch in den vergangenen Jahren der Fall. Zuletzt verließ den 38-Jährigen aber während eines Kampfs recht schnell die Kraft. Deswegen nahm er im Januar des vergangenen Jahres an einem Leistungstest teil. Das Ergebnis: schlechte Laktatwerte.
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Laktat ist das Salz der Milchsäure und wird im Muskel durch die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten gebildet. Erreicht ein Sportler eine gewisse Grenze innerhalb des Stoffwechsels, kommt es zu einer Übersäuerung im Muskel und der Sportler kann nicht mehr so performen wie er das möchte. Das war auch bei Blinderts letztem Kampf der Fall. „Auch da war ich topfit, aber letztlich fehlte mir die Kraft“, so der Boxer.
Das soll nun anders sein. Der Euskirchener hat sein Training umgestellt, trainiert kaum noch in hohen Pulsbereichen. Und noch etwas ist anders: Für das Duell mit Sturm hat sich Blindert in der Ringecke zusätzlich professionelle Hilfe geholt. Gecoacht wird der Euskirchener im Vorfeld, aber vor allem während des Kampfs von Rüdiger May, komplettiert wird die Ecke von Bruder Daniel Blindert und Kraft-/Ausdauertrainer Alex Kisler. Der Ex-Profi betreibt mit seinem Bruder Torsten May, ebenfalls ehemaliger Profi-Boxer und Olympiasieger von 1992, in Köln eine Boxschule. Also pendelt Blindert aktuell mehrmals in der Woche nach Köln.
„Manchmal komme ich mir da vor wie ein Anfänger. Ich mache da mitunter eineinhalb Stunden eine spezielle Übung für die Beinarbeit. Aber es erweitert meinen Horizont extrem und tut mir als Boxer gut“, so Blindert. Und natürlich hat Blindert den Ex-Profi auch nach seiner Meinung zum Duell mit Felix Sturm gefragt.
Taktische Ausrichtung steht im Groben schon fest
„Wenn ich einen attraktiven Kampf bieten will, werde ich verlieren.“ Das sei die Kernaussage von Rüdiger May gewesen. Er solle sich aus dem Gröbsten raushalten und mit seinen langen Armen immer wieder Nadelstiche setzen. Ob er das am 15. Februar aber auch umsetzen wird – so ganz offenlegen will Blindert die taktische Ausrichtung dann aber doch nicht.
In einer anderen Sache ist Blindert hingegen offen. Das Selbstbewusstsein sei aufgrund der letzten Ergebnisse nicht auf dem Siedepunkt, berichtet der Euskirchener. Er wisse aber, was er könne und werde letztlich auch selbstsicher in den Kampf gehen. Ob aber beispielsweise das jüngste Unentschieden irgendwo tief im Hinterkopf verankert ist, könne er nicht sagen. Boxen sei eben auch Kopfsache.
Euskirchener Boxer: Sparring in den USA fürs Selbstbewusstsein
Aber: Blindert war im vergangenen Jahr erneut in den USA, um sich dort als Sparringspartner verdient zu machen – und auch, um eventuell Rahmenbedingungen für einen Kampf auszuloten. Anders als in den Jahren zuvor, schlug der 38-Jährige diesmal aber in Los Angeles und nicht in Miami auf. „Die Leistungsdichte ist da noch mal eine ganz andere. Aber ich habe mich richtig gut geschlagen und etwas fürs Selbstbewusstsein getan“, so Blindert.
Ein Kampf über dem großen Teich sei nicht herausgesprungen. Letztlich war das aber vielleicht auch gut, weil nun das Duell mit Sturm ansteht. „Ich habe nach dem Bekanntwerden des Kampfs innerhalb weniger Stunden mehr als 100 Nachrichten erhalten. Alle haben sich für mich gefreut“, berichtet er.
Nicht alle sind begeistert vom Kampf gegen Felix Sturm
Aber es habe auch durchaus kritische Stimmen gegeben – beispielsweise von seinem Bruder Daniel. „Ich glaube, das ist so ein Bruder-Ding. Er macht sich vielleicht ein paar Sorgen um mich. Um meine Gesundheit und dass es vielleicht eine Nummer zu groß ist“, sagt der Euskirchener.
Doch Blindert will es nicht nur seinem Bruder beweisen – auch dem einen oder anderen, der gesagt habe, dass Sturm nicht seine Kragenweite sei. Wer den Euskirchener, der eine Kampfbilanz von 14 Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage aufweist, kennt, weiß, dass gerade solche Aussagen noch ein paar Prozent mehr herauskitzeln.
Kampf wird wohl übertragen, es steht aber noch nicht fest wo
Der 38-Jährige geht davon aus, dass der Kampf in Ulm über maximal zehn Runden im Halbschwergewicht (79,7 Kilo) übertragen wird. Ob im Fernsehen oder bei einem Streamingdienst stehe aber noch nicht fest, so Blindert.
Unabhängig vom Ausgang des Kampfes gegen Sturm steht für Blindert nach eigener Aussage fest, dass es sein letztes Jahr als Boxer sein wird. Nach dem Karriereende wolle er sich mehr um sein Sport- und Fitnessstudio kümmern, Projekte rund um sein Ernährungswissenschaftsstudium forcieren und vielleicht soziale Projekt rund ums Boxen fördern. „Ich glaube, dass meine Stimme bei Jugendlichen Gewicht haben kann“, sagt Blindert. Doch bis dahin seien es noch elf Monate Zeit. Erstmal liege der Fokus auf dem 15. Februar und auf Felix Sturm.
Felix Sturm: anderer Name, verlorener Kampf und Steuerhinterziehung
Felix Sturm heißt eigentlich Adnan Ćatić und ist 45 Jahre alt. Der gebürtige Leverkusener feiert am 31. Januar Geburtstag und wird entsprechend beim Kampf gegen den Euskirchener Benny Blindert 46 Jahre alt sein.
Der fünffache Weltmeister begann im Alter von elf Jahren mit dem Boxsport, trainierte im Klub TSV Bayer 04 Leverkusen. Er bestritt im Laufe seiner Jugend- und Amateurkarriere 186 Kämpfe, von denen er 175 gewann.
Einen seiner bekanntesten Kämpfe verlor Sturm: Am 5. Juni 2004 unterlag er im MGM Grand Hotel von Las Vegas Óscar de la Hoya knapp nach Punkten – für viele ein Skandalurteil.
Geldstrafe nach Prügelattacke in einem Parkhaus
Nicht nur im Ring, auch im Parkhaus prügelte sich Sturm im Jahr 2004. Dafür belegte ihn das Amtsgericht Leverkusen mit einer Geldstrafe in Höhe von 12.500 Euro, die einer gemeinnützigen Institution zugutekam. Im Gegenzug galt Sturm weiterhin als nicht vorbestraft.
Das änderte sich am 30. April 2020. Der Boxer wurde wegen Steuerhinterziehung und versuchter Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt. Er wurde schuldig gesprochen, dem Fiskus in den Jahren 2008 bis 2010 sowie 2013 insgesamt rund eine Million Euro vorenthalten zu haben.
Zudem wurde Sturm wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz verurteilt. Demnach war er im Weltmeisterschaftskampf gegen den Russen Fjodor Tschudinow im Februar 2016 mit dem Mittel Stanozolol gedopt. Da der Kampf somit regelwidrig geführt worden war, wurde Sturm auch wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilt.