Intercrosse ist eine Trendsportart, die in den Kinderschuhen steckt. In Euskirchen wird sie mit Leidenschaft von einigen Pionieren gespielt.
TrendsportartIntercrosse erinnert an Schmetterlingfangen, ist aber viel schneller und cooler
Junge Menschen, die in der Turnhalle der Gesamtschule Schmetterlinge fangen? Oder ist es doch eher Eierlaufen, was dort gemacht wird? Weder noch: Es ist Intercrosse. Die Trendsportart mit dem „e“ am Ende des Namens.
In Euskirchen haben Ina und Ron Doderer Intercrosse-Pionierarbeit geleistet. Die Geschwister spielen bereits seit fünf Jahren Intercrosse und haben mittlerweile einige weitere Euskirchener mit dem Virus infiziert. Gemeinsam gehen sie mit den Ratingen-Hösel Red Deers, der Intercrosse-Abteilung des TV Hösel, auf Torejagd. Und spielen sozusagen in der Bundesliga. Der Grund: Es gibt so wenige Mannschaften, die am Ligabetrieb teilnehmen, dass es nur eine echte Liga gibt.
Euskirchen und die Red Deers Hösel kassieren zwei deutliche Niederlagen
Der letzte Spieltag der diesjährigen Saison fand nun in der Euskirchener Ohm-Mirgel-Halle statt. Die Red Deers Hösel, die eine Spielgemeinschaft mit Euskirchen haben, zahlten dabei wieder Lehrgeld. „Wir sammeln vor allem weiter Erfahrung. Und dabei haben wir ziemlich viel Spaß“, sagt Ina Doderer. Daran ändere auch die eine oder andere Niederlage nichts.
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In dieser Saison gingen die Intercrosser aus Euskirchen und Hösel tatsächlich bei acht Spielen acht Mal als Verlierer vom Platz. In der Ohm-Mirgel-Halle unterlagen sie den West Wood Wolves mit 9:20 und den Essen Eagles mit 11:20. Doch deshalb den Schläger an den Nagel hängen? Das kommt weder für Ina noch für Ron Doderer oder irgendeinen anderen Mitspieler infrage.
Intercrosse in Euskirchen: Improvisieren ist angesagt - und das mit viel Leidenschaft
Dafür ist die Leidenschaft „Intercrosse“ bei den Euskirchenern viel zu groß, auch wenn mitunter kräftig improvisiert und getüftelt werden muss. Ein Beispiel: Das Trainingstor, das Ron Doderer als Torhüter versucht sauber zu halten, ist Marke Eigenbau. Der Euskirchener hat Abflussrohre zu einem Tor zusammengesteckt. „Das hat auch einen Vorteil: Zum Transport lässt es sich wunderbar in seine Einzelteile zusammenlegen“, erklärt der Torhüter.
Intercrosse steckt in Euskirchen eben noch in den Kinderschuhen, doch der Spaß, den die Sportler beim Training vermitteln, ist schon ziemlich ausgewachsen. Doch was ist Intercrosse eigentlich? Die Trendsportart ist schnell erklärt: Acht Feldspieler beiderlei Geschlechts laufen mit dem Stick, an dessen Ende eine Art Korb (Head) angebracht ist, zwischen zwei Toren hin und her, spielen sich einen Softball aus Weichplastik zu und versuchen, in das 1,22 mal 1,22 Meter große Tor des Gegners zu treffen.
Das Spielfeld ist 40 Meter lang und 20 Meterbreit; gespielt wird sowohl in der Halle als auch an der frischen Luft. Ein Spiel dauert vier mal zwölf Minuten. Dabei gilt: Das Berühren des Gegners und seines Schlägers ist verboten, genauso wie das Gehen mit dem Ball. Zudem darf man den Ball nicht länger als fünf Sekunden im Schläger führen – sofort würde der Schiedsrichter abpfeifen und das Spiel unterbrechen.
Das ist wohl der größte Gegensatz zu Lacrosse, der kampf- und körperbetonten Ursprungsversion des Spiels, das aus Amerika stammt und wohl von den Ureinwohnern des Kontinents erfunden worden ist. Lacrosse wird nach Geschlechtern getrennt gespielt. Denn Körperkontakt ist Teil des Spiels.
„Intercrosse ist recht laufintensiv, vor allem, weil ja nur vier Feldspieler pro Mannschaft spielen dürfen. Deswegen brauchen wir viel Ausdauer“, erläutert Ina Doderer: „Intercrosse ist ein Sport, der bewusst kontaktlos gespielt wird.“
Die Red Deers aus Hösel gibt es seit 2002. „Die Mannschaft habe ich 2002 aufgebaut, als ich in den USA bei einem Turnier war“, erzählt Bernd Rohr von den Red Deers: „Der Fair-Play-Gedanke steht ganz klar im Vordergrund, der Leistungsgedanke eher im Hintergrund. Das Miteinander zählt viel mehr. Jeder Verein hat gemischtgeschlechtliche Mannschaften. Das macht Intercrosse aus.“
In der Ohm-Mirgel-Halle wird deutlich, dass Intercrosse tatsächlich ein ziemlich cooler Sport ist, der eine gehörige Portion Hand-Augen-Koordination benötigt. Denn einen Ball mit einem Korb zu fangen, der kaum größer als der Ball selbst ist, ist gar nicht so einfach. Aber das ist Schmetterlingfangen auch nicht. Und selbst beim Eierlaufen kann es zum einen oder anderen Malheurchen kommen.
Und schnell wird auch klar, warum Ron Doderer genau wie die anderen Torhüter ganz schön gepolstert und mit Eishockeymaske im Tor steht. Die Bälle werden mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit aus dem Korb geschleudert. Wenn ein Ball den Weg ins Tor findet, wird der Spielstand in der Ohm-Mirgel-Halle auf einem eigens gekauften TV-Bildschirm angezeigt. Eine Anzeigentafel gibt es hier nämlich nicht. Aber die Intercrosser aus Euskirchen sind das Improvisieren ja nicht nur bei Toren gewohnt.