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Gesundheit und SportStudiobetreiber aus Bad Münstereifel und Kall fordern ein Umdenken

Lesezeit 8 Minuten
Eine Frau trainiert in einem Fitnessstudio.

Wer Sport macht und seinen Körper gezielt trainiert, ist im Regelfall auch länger fit.

Die Fitnessstudiobetreiber Franz-Peter Schäfer aus Bad Münstereifel und Jochen Förster aus Kall wissen: Wichtig ist das richtige Training.

Sport ist Mord und Fitnessstudios werden nur von angehenden Arnold Schwarzeneggers besucht. Vorurteile, die Franz-Peter und Lotta Schäfer von der Sportwelt Schäfer in Bad Münstereifel und Kommern sowie Jochen und Henning Förster vom Aktivpark in Kall kennen. Aussagen, die längst nicht mehr zutreffend sind – und es die meiste Zeit auch nie waren.

Denn Sport ist ein wichtiger Teil der Gesundheitsfürsorge. Und wer gesünder ist, hat mehr Energie und kann folglich mehr leisten. Aber nicht nur das: Wie Studien beweisen, bleiben die Menschen, die Sport treiben, im Regelfall länger fit.

Nach dem 25. Geburtstag baut die körperliche Leistungsfähigkeit ab

Auch wenn es keine schöne Nachricht ist, aber: Die körperliche Leistungsfähigkeit ist mit 25 Jahren am höchsten. Danach baut der Körper Jahr für Jahr ab. Gegensteuern kann man mit den drei Säulen Bewegung, Ernährung und Erholung, die individuell auf jeden Menschen zugeschnitten sein müssen, um im Gleichgewicht zu bleiben.

Was die Fitnesstrainer aber bemerken – und auch das ist keine neue Erkenntnis: Die meisten Menschen bewegen sich nicht nur viel zu wenig (wobei es mit Bewegung an sich nicht getan ist), sie ernähren sich auch noch falsch. Und selbst der Faktor Erholung wird oft falsch interpretiert: „Auf der Couch liegen ist Schonung, aber keine Regeneration“, sagt Franz-Peter Schäfer.

Auf der Couch liegen ist Schonung, aber keine Regeneration.
Franz-Peter Schäfer

Das Wissen, was gesund und ungesund ist, ist heute viel verbreiteter als noch vor 50 Jahren. Und auch wenn damals mehr Alkohol konsumiert und mehr geraucht wurde, finden die beiden Fitnessstudio-Betreiber, dass die Menschen damals gesünder gelebt haben. Das Essensangebot, besonders hier im ländlichen Raum, war deutlich beschränkter als heute. In westlichen Ländern stellt die Überernährung ein Problem dar, und Fast Food und Zuckerhaltiges „versüßen“ im wahrsten Sinne des Wortes die Mittags- oder Schulpause. „Die Dosierung passte damals besser, heute verlangt man immer nach mehr Nahrung“, sagt Förster. „Damals hat man sich auch mehr bewegt“, weiß Franz-Peter Schäfer.

Und das fängt schon im Kindesalter an. „Die Kinder müssen wieder raus und auch wieder auf Bäume klettern dürfen. Sie brauchen Angebote, die Spaß machen – und damit ist nicht das Handy gemeint“, so der Sportwelt-Schäfer-Geschäftsführer weiter. Stattdessen leiden doppelt so viele Kinder und Jugendliche als noch vor rund 30 Jahren mittlerweile an Übergewicht oder Fettleibigkeit. Schäfer wird beinahe grantig, wenn er daran denkt: „Was hätten wir für Möglichkeiten mit unseren körperlichen Anlagen!“

Jochen Förster fordert ein Umdenken in Schule, Politik und bei Arbeitgebern

Jochen Förster fordert ein Umdenken in allen Bereichen. Im Schulsport. In der Politik. In den Betrieben. „Man muss komplett neue Wege gehen.“ Das fange schon mit dem Gesundheitssystem an: Die Diskussionen um Apotheken und die Krankenhausabdeckung im Kreis Euskirchen führten bei den Bürgern dazu, dass sie glaubten, es werde für sie nichts getan.

Jochen Förster und Franz-Peter Schäfer posieren vor einer Wand, auf der ein Spruch von Sebastian Kneipp steht.

Haben die Gesundheit der Menschen im Blick: Jochen Förster (l.) und Franz-Peter Schäfer.

In den Schulen sollte man anfangen. „Wir brauchen ein Fach Ernährungskunde, das ist sinnvoller, als wenn Schüler einen Flickflack können. Und es sollte vermittelt werden, was Gesundheit wirklich bedeutet“, sagt Jochen Förster.

Arbeitgeber fragen sich natürlich: Was bringt mir das? Für jeden Euro bekommen sie drei Euro zurück, deshalb sollten sie Geld in die Prävention stecken.
Jochen Förster

Besser ist es natürlich, wenn man gar nicht erst auf das Gesundheitssystem angewiesen ist – und dafür kann jeder selbst etwas tun. „Viele Krankheiten sind hausgemacht, man kann gegenarbeiten. Würde man die Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht reduzieren, würde das die Ärzte entlasten“, sagt Franz-Peter Schäfer. Eigenverantwortung muss sein. Aber andere können Anreize schaffen.

Der Arbeitgeber beispielsweise. Eigentlich wäre es clever, in die Arbeitskräfte zu investieren und Sport in die Arbeitszeit zu integrieren, sind sich die Studiobetreiber sicher. „Arbeitgeber fragen sich natürlich: Was bringt mir das? Für jeden Euro bekommen sie drei Euro zurück, deshalb sollten sie Geld in die Prävention stecken“, sagt Jochen Förster. Sport ist auch ein Ausgleich. Und viel wichtiger: Der Arbeitgeber wird so zum Teil einer Gemeinschaft, was für Franz-Peter Schäfer der Schlüssel zum Erfolg ist. Das Ergebnis seien energiegeladene, gesunde Mitarbeiter.

Arbeitnehmer müssen die Sinnhaftigkeit ihres Berufs erkennen

Auch ein anderes Umdenken müsste bei Arbeitgebern stattfinden: die Bereitschaft, nicht nur ein Minimum an Arbeitskräften zu beschäftigen. Franz-Peter Schäfer zieht einen Vergleich zum Sport: „Wenn eine Fußballmannschaft nur zehn anstatt elf Spieler hat, dann hört sie auf. Im Beruf schlucken wir eine Unterbesetzung.“

Wichtig sei es, so Jochen Förster, die Sinnhaftigkeit und Bedeutung des Berufs zu erkennen. „Junge Fußballer sehen das durch Erfolge. Bei jedem Mitarbeiter muss man schauen, was ihn berührt – auch wenn manches außerhalb des Einflussbereichs liegt.“ Henning Förster ergänzt: „Wir haben einen Fachkräftemangel. Da kann man bei Bewerbungen nicht mehr mit dem Obstkorb im Büro punkten.“ Es gehe vielmehr um individuelle Vorteile: „Die junge Mutter braucht eher Yoga, der junge Kollege drei- bis viermal die Woche Training, die älteren natürlich weniger“, beschreibt er es.

Heute wird auf effizientes Training in kurzer Zeit gesetzt.
Henning Förster

Viele Menschen fühlen sich heute überfordert. Nach einem stressigen Arbeitstag wollen viele auf die Couch. Das Gegenteil sei aber viel besser. „Man muss sich bewegen, das ist der Punkt. Man muss also den Teufelskreis durchbrechen und nach der Arbeit noch was tun“, so Franz-Peter Schäfer. Den Faktor Zeit lassen die Coaches nicht gelten. „Zweimal pro Woche 30 Minuten sind oft ausreichend“, sagt Jochen Förster. Eine durchschnittliche Trainingseinheit dauere 30 bis 45 Minuten. „Heute wird auf effizientes Training in kurzer Zeit gesetzt“, erklärt Henning Förster.

Gesundheitsstudios können da helfen. Wichtig sei es, dass diese auch informieren und Betreuung bieten. „Das schlägt sich allerdings im Preis nieder. Natürlich kann man auch für 19 Euro Beitragsgebühr trainieren, aber es ist anders“, sagt Jochen Förster. Henning Förster relativiert das: „Es gibt Menschen, die bereits so viel Erfahrung haben, dass sie nicht auf diese Betreuung angewiesen sind, da reichen dann auch die Discounter.“

Wer aber das volle Paket mit Gesundheitsprävention und mit individuellen Lösungsansätzen für Bewegung und Training mit Betreuung haben möchte, anstatt einfach nur einen Trainingsplan in die Hand gedrückt zu bekommen, sei eben doch in den Gesundheitsstudios richtig. „Man sollte sich auch die Frage stellen: Welches Wissen erhältst du zusätzlich?“, sagt Franz-Peter Schäfer und verweist auf die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft.

Es geht um den eigenen Körper, die Gesundheit, das Wohlbefinden

Viele Menschen glauben auch heute noch, dass Training immer nur mit Belastungen verbunden ist. Stattdessen kann es auch entlastend sein, also regenerativen Charakter haben. „Es geht um den achtsamen Umgang mit uns selbst“, sagt Franz-Peter Schäfer. „Und dann ist man beim Lifestyle angekommen“, ergänzt Jochen Förster. Es geht um den eigenen Körper, die Gesundheit, das Wohlbefinden. „Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind Überlebenskompetenzen. Wer krank ist, zieht sich zurück“, weiß Franz-Peter Schäfer.

Nicht nur Arbeitgeber sind eine Gemeinschaft, im Privaten übernehmen diese Rolle oft Vereine. Anders als früher gibt es aber nicht mehr in jedem Ort einen Sportklub. Das Resultat dieses gesunkenen Angebots sehe man an schlechteren Leistungen, etwa bei den Olympischen Spielen. Die verbliebenen Vereine müssten deshalb qualitativ hochwertiges Training anbieten. Studios könnten da helfen, etwa indem sie die Trainer ausbilden oder Einheiten direkt im Studio angeboten werden. „Wichtig ist, dass Vereine die Fitnessstudios nicht als Konkurrenz ansehen“, sagt Franz-Peter Schäfer. „Spielformen und Taktik können Fußballvereine auf dem Platz trainieren, aber warum holen sie sich die Kondition nicht im Studio?“, fragt er.

Der Schlüssel zur Gesundheit ist, den Hintern hochzubekommen. „Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung. Aber nicht jede Bewegung ist Training“, sagt Henning Förster. Spazierengehen sei gut. „Aber der Körper braucht mehr“, ergänzt er. Und dann räumt Franz-Peter Schäfer auch mit einem Mythos auf: „Dass wir jeden Tag 10.000 Schritte gehen müssen, ist Bullshit. Man muss den Körper belasten – und das funktioniert bei jedem anders.“


So testet man sich selbst: Fitnesstests für Jedermann

Wie fit ist man wirklich? Das kann man laut Henning Förster auch in Alltagssituationen testen. Wer beim Treppensteigen in Atemnot gerät, beim Spielen mit den Enkeln total außer Puste kommt oder sich zum Schuhebinden hinsetzen muss, sollte handeln.

Wichtig ist die richtige Anwendung der drei Säulen Bewegung, Erholung und Ernährung. Regelmäßige Bewegung ist der erste Schritt, gezielte Bewegung der nächste. Bei der Erholung sollte man besonders viel Wert auf den Schlaf legen. Und bei der Ernährung gibt es viele Mythen. Die Sporttrainer raten dazu, auch auf die Zuckerzunahme zu achten. Obst ist zwar gesund, aber enthält eine Menge Fruchtzucker. Zu viel davon ist auch nicht gesund.

Auch Franz-Peter Schäfer hat einige Tipps parat. Man solle doch mal die Zeit stoppen, wie lange man braucht, um fünfmal von einem Stuhl aufzustehen und sich wieder hinzusetzen. Fitte Menschen brauchen dazu weniger als zwölf Sekunden.

Krankenkassen bieten zertifizierte Präventionskurse an

Um die Gesundheit zu fördern, rät Schäfer zur Teilnahme an der jährlich stattfindenden Gesundheitswoche der Dienstleistungsgenossenschaft Eifel. An verschiedenen Orten im Kreis Euskirchen gibt es zahlreiche Angebote. Zuletzt fand sie Mitte Juni statt.

Anlaufstelle sollten auch die Krankenkassen sein. Denn es gibt zertifizierte Präventionskurse nach Paragraf 20, die von den Kassen anerkannt sind. Dabei handelt es sich um spezielle Kurse, die sich den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Suchtmittelkonsum widmen. Sie richten sich mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten an alle Menschen – vom Kindes- bis ins Seniorenalter. Bezüglich des zu zahlenden Eigenanteils rät Schäfer dazu, beim Arbeitgeber nach einem Zuschuss zu fragen. Viele Arbeitgeber könnten Gesundheitsmaßnahmen der Arbeitnehmer steuerlich geltend machen.

Letztlich schlägt Schäfer natürlich auch eine Beratung in den örtlichen Fitnessstudios vor. Dort arbeiteten oft speziell ausgebildete Trainer, die nach wissenschaftlichen Methoden vorgehen.