FVM-PokalZülpichs Torwart leistet sich folgenschweren Fehler
Zülpich – Der ehemalige kolumbianische Nationaltorwart René Higuita war für seinen exzentrischen Spielstil bekannt. Er schoss Freistöße, hielt Bälle auf außergewöhnliche Art und Weise (sein „Scorpion Kick“ im Wembley-Stadion ist legendär) und unternahm nicht selten spektakuläre Ausflüge aus seinem Gehäuse, bei denen er gerne einen oder auch gleich mehrere Gegenspieler austanzte. Einen solchen Ausflug wagte nun auch Zülpichs Torwart Robin Metternich im FVM-Pokal - mit keinem guten Ausgang.
Bei soviel Risikobereitschaft musste irgendwann etwas schieflaufen – so geschehen bei der Weltmeisterschaft 1990, als sich „El Loco“ (spanisch: „Der Verrückte“) an der Mittellinie von Kameruns Angreifer Roger Milla den Ball abluchsen ließ. Durch das Missgeschick im Achtelfinale fiel das entscheidende 0:2, das Kolumbiens Ausscheiden aus dem Turnier besiegelte.
Das Verhalten von Zülpichs Schlussmann Robin Metternich auf dem Platz hat mit dem des südamerikanischen Spaßvogels so viel gemeinsam wie ein Bundesligaprofi mit Aschenplätzen – nämlich gar nichts. Sachlich, unaufgeregt und überaus zuverlässig verrichtet der 28-Jährige auf hohem Niveau seine Arbeit zwischen den Pfosten – normalerweise. Was sich am Mittwochabend beim FVM-Pokalspiel wenige Minuten vor dem Abpfiff ereignete, erinnerte – man kann es nicht anders sagen – dann aber doch an die eben geschilderte Szene bei der WM.
TuS-Torwart weit aus seinem Revier
Der TuS-Keeper war weit aus seinem Strafraum herausgekommen, um sich am Spielaufbau seiner knapp im Rückstand liegenden Mannschaft zu beteiligen und verlor unglücklich die Kontrolle über das Leder. Marc Schneider lief gar nicht mehr so nah ans Ziel heran wie Roger Milla, sondern schoss aus gut 30 Metern ins leere Tor – 0:2, das Aus im Wettbewerb, genau wie damals für Kolumbien in Italien.
Dabei hätte es auch ganz anders kommen können, denn die Gastgeber präsentierten sich gegen den seit dem Aufstieg im vergangenen Sommer eine Liga höher kickenden Kontrahenten von Beginn an auf Augenhöhe. In gewisser Hinsicht sogar mehr als das, vor dem Seitenwechsel besaßen die Römerstädter durch Dominik Spies und Devin Nickisch in einem ansonsten ausgeglichenen Duell die besseren Möglichkeiten, während sich der häufig uninspiriert mit langen Bällen operierende Landesligist keine wirklich klare Chance erspielen konnte.
Erst kurz nach der Pause wurde Robin Metternich bei einem Distanzschuss erstmals ernsthaft geprüft, wobei die Gäste nun etwas druckvoller auftraten und es vermehrt mit schnellem und flachem Kombinationsspiel probierten. Einer dieser Versuche führte wenig später zum Erfolg, weil die Deckung das tiefe Zuspiel in den Strafraum nicht blockierte und Marcel Blum seinen Gegenspieler von hinten zu Fall brachte. Rico Heinen verwandelte den Elfmeter sicher und halbhoch ins linke Eck.
Marius Lepartz mit großer Chance
Das sollte es dann aber bereits gewesen sein mit der Dominanz der Neunkirchen-Seelscheider. In der letzten halben Stunde lief die Partie, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur noch in die entgegengesetzte Richtung. Der Zülpicher Ausgleich hätte schon wenige Augenblicke nach dem 0:1 fallen können, doch im Anschluss an einen Abpraller von FSV-Torhüter Niklas Ständer war Marius Lepartz zu überrascht, um den Ball noch zwischen den Stangen zu platzieren.
David Sasse aus dem Ärmel gezogen
Zwanzig Minuten vor dem Abpfiff zog TuS-Trainer Thorsten Lewin noch nicht sein letztes (das war kurz danach Marco Podolski), aber gewiss sein hoffnungskräftigstes Ass aus dem Ärmel: David Sasse. „Wir haben unmittelbar nach dem Kreispokalsieg vereinbart, dass er in der ersten Runde mit im Kader ist. Denn er hat uns mit seinen Toren schließlich auch dorthin gebracht“, erklärte der Sportliche Leiter Joseph Griesehop.
Und beinahe wäre es auch wieder so gelaufen, wie es fast immer läuft, wenn Sasse das Spielfeld betritt – schlecht für den Gegner. Diesmal allerdings blieb dem Zülpicher Anhang der Jubelschrei im Hals stecken, als der FSV-Torwart den typischen Sasse-Heber aus knapp 30 Metern mit den Fingerspitzen am rechten Pfosten vorbeilenkte. Zu diesem Zeitpunkt stand der Torjäger noch keine 120 Sekunden auf dem Kunstrasen.
Allein Sasses Präsenz in vorderster Reihe sorgte in der Endphase für ständige Unruhe bei den Verteidigern, die jetzt alle Hände voll zu tun hatten und dabei Dustin Oellers aus den Augen verloren. Der Kapitän, der sich schon unmittelbar nach dem Rückstand immer wieder mit in die Angriffe eingeschaltet hatte, kam im 16-Meter-Raum relativ frei zum Abschluss, erwischte das Spielgerät jedoch suboptimal und so landete es genau in den Armen des Schlussmanns.
Eine Gelegenheit dieser Qualität erhielt der Bezirksligist trotz aller Einsatzbereitschaft in den verbleibenden Minuten nicht mehr und die insgesamt unglückliche 0:2-Niederlage nahm ihren Lauf.
Trainer Lewin mit Leistung zufrieden
„Wenn wir mit dieser Leistung in der Meisterschaft zu Werke gehen, ist mir vor den kommenden Aufgaben überhaupt nicht bange. Die Jungs haben heute sehr viele Sachen richtig gemacht, das Ergebnis ist eher schmeichelhaft für die Gäste“, kommentierte ein zufriedener Thorsten Lewin.
„Wir wussten, dass der Gegner sehr diszipliniert spielt und nur wenige Chancen braucht, um zu treffen. Das ist der kleine Unterschied zu uns gewesen, fußballerisch waren wir mit Sicherheit nicht schlechter“, ergänzte Mittelfeldregisseur Thomas Leßenich.
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Ein wenig anders erlebte FSV-Coach Michael Theuer, der früher als Spieler unter anderem beim Euskirchener TSC in der Oberliga aktiv war, die 90 Minuten: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir über weite Strecken die Kontrolle über das Geschehen hatten. In der ersten Hälfte hatten wir noch etwas Probleme mit dem kleinen Platz, doch nach der Pause haben wir es besser gemacht und schneller gespielt.“