Kreis Euskirchen – Über einen lokalen Sportpodcast an die Spitze der Medienbranche. Dieses Ziel – bewusst überspitzt formuliert – verfolgen die beiden angehenden Sportjournalisten Marvin Domalewski und Kai Goerke aus der Eifel mit leidenschaftlicher Hingabe.
Als sie 2019 ihr Studium an der FHM in Köln als Startpunkt einer journalistischen Karriere begannen, fragten sich die heute 20-Jährigen, mit welchem Projekt sie Erfahrungen in ihrer Branche sammeln könnten. Entstanden ist der lokale Sportpodcast „Sechzehner ist Schluss!“. In diesem thematisieren die Studenten den Amateurfußball im Kreis Euskirchen von der untersten Kreisliga bis zur Bezirksliga. Jeden Montag können Fans und aktive Spieler der Region also Analysen und Zusammenfassungen sowie neueste Personalnews von Transfers bis Trainerentlassungen über ihre Herzensvereine hören und sich dabei wie echte Profis fühlen. Sogar die Partien des Moderatoren-Kollegen werden in der Aufnahme besprochen und knallhart analysiert. Denn während Domalewski für den SV Schöneseiffen spielt, steht Goerke meist zeitgleich im Trikot des DJK Dreiborn auf dem Fußballplatz.
Alleinstellungsmerkmal Lokalsport
Schon vor ihrem Podcast-Projekt haben die beiden Freunde für ein regionales Fußballportal Spielberichte über ihre Liga veröffentlicht. Warum jetzt also vor Beginn dieser Spielzeit der Wechsel zum Podcast als Medium? „Wir haben nach einem Alleinstellungsmerkmal für unser Vorhaben gesucht. Audio stellt hierbei eine Alternative zum Portal oder der klassischen Zeitung dar“, erklärt Domalewski.
Was ist ein Podcast überhaupt?
Ein Podcast ist ein Audioprodukt im Internet zum Anhören, das meist über Anbieter wie Spotify, Apple oder Google Podcasts vertrieben wird. Die Moderatoren reden darin über Themen ihrer Wahl, teilweise auch mit Gästen, und informieren oder unterhalten ihre Zuhörer.
Um unterklassigen Sport geht es selten. An der Spitze der Sport-Podcast-Charts stehen die Produkte von namhaften Persönlichkeiten wie Toni Kroos oder Frank Buschmann. In den Rängen dahinter findet man eine Vielzahl von Fußballpodcasts mit nahezu den gleichen Konzepten. (moz)
Er war es auch, der die Idee für „Sechzehner ist Schluss!“ hatte und seinen Kumpel überzeugte mitzumachen. Doch warum haben die beiden keinen Informationspodcast über die Bundesliga für ihr Projekt gewählt? „Wir wollten keinen 08/15-Podcast, sondern uns abgrenzen von der Masse, denn die Bundesliga-Podcasts gibt es bereits wie Sand am Meer“, sagt Domalewski. Über den Amateurfußball in der Region Euskirchen zu berichten, sahen die Studenten deswegen als perfekte Gelegenheit an, etwas auf die Beine zu stellen, das es in dieser Form noch nicht gibt und mit dem sie sich gleichermaßen identifizieren können.
Schallschutzwand im Kinderzimmer
Dass die beiden nicht ewig nur über Lokalsport berichten wollen, macht Goerke aber auch klar: „Wir freuen uns, dem Amateurfußball der Region eine Bühne zu bieten. Unser Fokus liegt aber darauf, die eigene Moderation zu verbessern und wichtige Kontakte zu sammeln.“ Diesem Anspruch werde ihre Arbeit bei „Sechzehner ist Schluss!“ gerecht, befindet Domalewski: „Wenn man unsere erste Ausgabe mit aktuellen Folgen vergleicht, ist schon ein deutlicher Unterschied festzustellen.“
Damit bezieht er sich neben der Verbesserung in Sachen Moderation auch auf die technische Qualität. Für eine anständige Aufnahme benötigt man gute Mikrofone. Domalewski setzte nach einigen Folgen auf eine weitere Komponente: „Da es in meinem Kinderzimmer sehr hallt, habe ich mir eine Schallschutzwand zugelegt, die meine Klangqualität verbessert hat.“
Spieltagsanalyse und News-Update
Die Eifeler Jungs aus Schöneseiffen, die außerdem neben ihrem Studium in Redaktionen von bekannten Sportsendern mitwirken, setzen bei „Sechzehner ist Schluss!“ auf eine Mischung aus Spieltagsanalyse und News-Update. Mittlerweile 20 Folgen haben die beiden produziert und ausgestrahlt. Gestartet sind Marvin und Kai mit der Premierenfolge am 1. Juli 2021 mit dem passenden Titel „Es geht schon wieder los“. Das Konzept des Podcasts hat sich seitdem von selbst angepasst, erklärt Goerke: „Wir sind mit Transfers und Team-Checks gestartet und haben während der Vorbereitungsphase vor der Saison Einschätzungen und Vorschauen zu den einzelnen Ligen abgegeben. Jetzt stehen vor allem Rückblicke im Fokus.“
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So sind neben der Analyse von Spielen Rubriken entstanden wie „Games to watch“ oder „Themen der Woche“, in denen die beiden Moderatoren Ausblicke auf spannende Partien geben oder den Zuhörern brandheiße Neuigkeiten präsentieren. Zudem freuen sich Domalewski und Goerke, dass sie seit einigen Episoden Trainerinterviews zu den Partien der Ligen einspielen.
Interview-Rubik „Im Seitenaus“
Auch ihre ersten beiden Interviewfolgen mit dem Titel „Im Seitenaus“ haben sie veröffentlicht: Darin unterhielten sie sich mit Stefan Pappert, Küchenchef der englischen Nationalmannschaft, den sie zu seinem Werdegang und der Ernährung von Profifußballern ausfragten. Kurz vor Weihnachten sprachen sie mit Kommentator und Moderator Julian-Luca Schäfer.
Vollzeitstudium, Jobs bei 1Live und rheinkick.tv (Domalewski) sowie Sportschau (Goerke), Fußball als Hobby und das Podcast-Projekt verdeutlichen, dass es die beiden angehenden Sportjournalisten ernst meinen. Sieben bis acht Stunden Arbeitszeit investieren sie in eine Folge von „Sechzehner ist Schluss!“ – und das, ohne bisher einen Cent zu verdienen: „Es steckt eben viel mehr dahinter, als nur kurz etwas aufzunehmen und dann hochzuladen. Unser Anspruch an uns selbst ist es, professionell zu sein“, sagt Domalewski.
„Wir verzichten auf die Kneipe“
Dazu gehören neben der Aufnahme auch die Vorbereitung mit Recherche sowie der Schnitt der Audiospuren. Wie genau die Vorbereitung aussieht, erzählt Goerke: „Sonntags nach unseren eigenen Spielen verzichten wir auf die Kneipe und halten den ersten Call über den Spieltag ab. Hier geht es darum, interessante Spiele auszumachen und die entsprechenden Trainer für Interviews zu kontaktieren.“ Da die Folge montags im Laufe des Tages schon ausgespielt wird, findet die Podcastaufnahme meist direkt morgens mit anschließendem Schnitt statt.
Ihre Arbeit scheint sich auszuzahlen. Mag das Hauptaugenmerk zwar nicht auf den Zuhörerzahlen liegen, sind durchschnittlich 150 Zuhörer für einen so spezifischen Podcast über Amateurfußball nicht schlecht. Unter den Zuhörern sind auch Trainer, etwa David Kremer von der TuS Mechernich, der findet, dass jeder Spieler und Fan „Sechzehner ist Schluss!“ hören sollte. Feedback erhalten die Podcaster von allen Seiten: „Auf Instagram, von Freunden oder sogar auf Sportplätzen und Dorffesten werden wir angesprochen.“
Auf die Frage, was ihnen am meisten Spaß an dem Projekt „Sechzehner ist Schluss!“ bereitet, fasst Goerke zusammen: „Mir gefällt vor allem die Interaktion mit den Trainern und Spielern, die Aufnahme mit einem Kumpel und die Herausforderung, ein persönliches Projekt voranzubringen.“