Weilerswists Trainer Horst Bartz haderte mit der defensiven Einstellung seiner Spieler und musste zwei Verletzungen kompensieren.
Kreisliga ASC Roitzheim beweist Moral und bezwingt den SSV Weilerswist im Regen
SSV Weilerswist – SC Roitzheim 2:3 (2:0). „Wir sind in der Liga angekommen“, sagte der eine Trainer. Der andere glich nicht nur äußerlich wegen des Regens in der Schlussphase der Partie einem begossenen Pudel, sondern auch innerlich. Der SC Roitzheim hat beim SSV Weilerswist nach 0:2-Rückstand noch 3:2 durch drei späte Treffer gewonnen.
Die Ausgangslage
Beide Teams hatten ihre Auftaktpartien verloren: Roitzheim gegen den Mitaufsteiger und Pokalschreck Schöneseiffen 1:4, Weilerswist beim Bezirksligaabsteiger Sötenich mit 2:3. Es galt für beide Mannschaften also, den klassischen Fehlstart in die Saison zu vermeiden. Besonders Weilerswist als eine der Mannschaften, die man eher in der oberen Tabellenhälfte ansiedeln würde, musste liefern.
Die Anfangsphase
Die ersten Minuten waren teils sehr zerfahren. Bis auf eine Weilerswister Chance durch Stefan Santos, ein Nachschuss nach einem von Robin Berk ausgeführten Freistoß, passierte nicht viel. Stattdessen sahen die Zuschauer Nervosität auf beiden Seiten inklusive Fehlpässen und Ballverlusten. Selten ließen beide Mannschaften ihr Können aufblitzen. Bei Weilerswist ging es entweder über die Außen Stefan Santos und Felix Kortholt, Roitzheim kombinierte sich aber auch ein paar Mal fein durch die gegnerischen Reihen.
Die Weilerswister Drangphase
Felix Kortholt verwirrte in der 18. Minute die Roitzheimer Defensive, weil er plötzlich auf der linken Angriffsseite zu finden war, wo es zu einer Überzahlsituation kam. Stefan Santos‘ Flanke legte Mike Nandzik ab auf Nico Wiesen, der zum 1:0 einschob. Sieben Minuten später hätte Wiesen auf 2:0 erhöhen können. Eine Flanke bekam er aber nicht richtig verarbeitet und köpfte freistehend vor dem Tor drüber. Eine Minute später verlor Roitzheim den Ball, Stefan Santos‘ Schuss landet am Pfosten, Mike Nandzik traf im Nachschuss.
Die Verletzungen
Dreieinhalbmal mussten die Trainer verletzungsbedingt wechseln, was besonders für Weilerswist ein Problem war. Denn während Roitzheim gefühlt eine komplette weitere Mannschaft auf der Bank sitzen hatte, standen Horst Bartz nur vier Auswechselspieler zur Verfügung. Bereits in der 41. Minute fiel Felix Bonn aus. Nach Einschätzung von Bartz unmittelbar nach dem Spiel rechnet man mit dem Schlimmsten. Der 21-Jährige war gerade erst nach einem Kreuzbandriss zurückgekehrt und hat nach einem Pressschlag oder Zusammenprall mit einem Roitzheimer Gegenspieler offenbar das gleiche Schmerzbild.
Weil Bartz zwei weitere Feldspieler im Laufe der Partie gewechselt hatte, kam in der 77. Minute Ersatztorhüter Kevin Wilms für den angeschlagenen Mike Nandzik ins Spiel. Das zeigt das Weilerswister Personaldilemma recht gut. Bei Roitzheim musste Thomas Moga Tim Krüger verletzungsbedingt austauschen (56.). Und auch Marcel Göbbels humpelte nach seiner Auswechslung in der 76. Minute leicht am Spielfeldrand.
Die Schlussphase
Die letzten zehn Minuten plus Nachspielzeit hatten es in sich. Das Gewitter war zum Glück nicht direkt über dem Weilerswister Sportgelände, der Regen kam trotzdem. Und er erfrischte vor allen Dingen Roitzheim. In der 81. Minute traf Michal Jedrowski zum 1:2. Und man fühlte: Da geht noch was für den Aufsteiger. Jedrowski traf nur zwei Minuten später die Latte, im Getümmel gelang es Endrit Arucaj, den Ball über die Linie zu bugsieren. Und in der vierten Minute der Nachspielzeit gelang Roitzheim dann das, was viele Weilerswister Zuschauer aufgrund des Spielverlaufs befürchtet hatten: Jedrowski schoss Roitzheim zum Sieg.
Das sagen die Trainer
„Die erst Halbzeit lief überhaupt nicht gut. Wir haben versucht, tiefer zu stehen und Weilerswist dadurch stark gemacht“, fasste Thomas Moga zusammen. In der zweiten Halbzeit habe sein Team höher gespielt: „Die Mentalität ist da und wir in der Liga angekommen.“ Seine Spieler hätten nie den Kopf hängen lassen.
Weilerswists Horst Bartz haderte mit der Defensivarbeit seiner Spieler und deren Drang, auf das dritte Tor zu spielen: „Wir haben viel zu offen gespielt. Anstatt wirklich aus einer kompakten Defensive zu spielen und den Umschaltmoment zu nehmen, mussten wir viel zu häufig dem Ball nachlaufen. Die defensive Disziplin ist unser großes Manko. Das ist reine Kopfsache.“ Die Diskrepanz zwischen Trainingsleistung und Spielleistung sei eklatant: „Wir sind manchmal zu verkopft.“
Das sagen wir
Weilerswist hat sich die Niederlage selbst zuzuschreiben. Denn es gibt nicht nur die von Bartz bemängelte defensive Disziplin als Baustelle, sondern auch die Spieleröffnung aus der Defensive heraus. Viel zu oft brachten sich die Spieler selbst in Gefahr, weil sie den Ball zu lange am Fuß hielten oder vielleicht sogar ins Dribbling gingen, anstatt zu passen. Nur wenn es schnell nach vorne ging, bevorzugt über die Außen, drohte Roitzheim Gefahr. Der Aufsteiger hingegen steigerte sich während des Spiels, bewies eine unglaubliche Moral und nutzte sein Momentum in der Schlussphase eines eigentlich typischen Unentschieden-Spiels für sich aus.