Euskirchen/Bad Münstereifel – Herr Stippler, Herr Müller, was machen Sie eigentlich in der Zeit ohne Rennen?
Frank Stippler: Ich hatte bis weit in den Dezember hinein Sponsorentermine. Und Anfang des Jahres fängt meine Arbeit für Audi, beispielsweise mit Reifentests, wieder an. Der Terminkalender war diesmal aber etwas dünner als sonst, was gut ist, denn als Entwicklungsfahrer ist er im Sommer dicht gefüllt.
Tobias Müller: Ich habe ja eine Werkstatt und habe im Winter einen ganz normalen Arbeitsalltag. Ein Rennen in Dubai hat sich leider zerschlagen.
Stippler: Mit Radfahren und Laufen. Normalerweise fahre ich vor Rennen mit dem Rad zum Nürburgring, das ging wegen der Flut vergangenes Jahr nicht, also musste ich mehr laufen.
Müller: Bei mir ist es der ganz normale Fitnesswahnsinn mit Kraft- und Ausdauertraining.
Kaum Kontakt auf der Rennstrecke
Wie ist das an einem Rennwochenende: Tauscht man sich da eigentlich auch mal miteinander aus?
Stippler: Eigentlich haben wir keinen Kontakt, auch wenn unsere Trucks fast nebeneinander stehen. Irgendein Sponsorentermin ist immer. Und wenn man Zeit hat, dann nutzt man die mit dem Team. So ein Rennwochenende ist eben komprimiert. Am ehesten sieht man sich, wenn man im Cockpit sitzt.
Müller: Wenn man an einem Rennwochenende drei Sätze miteinander spricht, dann ist das viel.
Stippler: Aber wir haben einen gemeinsamen Freund, kennen uns also. Und ich finde den Gedanken, als Eifelteam mit Tobi zusammen in einem Auto zu sitzen, sympathisch. Vielleicht kann ich irgendwann den Staffelstab an ihn übergeben.
Gibt es etwas am anderen, das Sie gerne hätten oder worum Sie den anderen sogar beneiden?
Müller: In sportlicher Hinsicht natürlich seine Konstanz und die Tatsache, dass Frank – das ist jetzt nicht böse gemeint – in seinem Alter immer noch so schnell unterwegs ist. Und er ist von seiner Art her sehr ruhig und durchdacht. Da kann ich mir noch eine Scheibe abschneiden.
Stippler: Sein Alter! Denn es ist schön, wenn man jung ist und noch so viel vor sich hat. Ich weiß aber auch, dass ich einen sehr privilegiert Werdegang hatte mit einem Werksvertrag. Neben dem Können spielt auch Glück eine große Rolle. Es gab einige Jungs mit ähnlichen Qualitäten, wo es nicht gelangt hat. Vielleicht kann ich ihm mit Erfahrung und Netzwerk an der einen oder anderen Stelle helfen, eine Tür zu öffnen. Ich kannte ja seinen Vater schon und weiß: Tobi ist ein feiner Kerl.
Schönste Rennstrecke der Welt
Herr Müller, was sagen Sie zu dem Angebot?
Müller: (lacht) Man lernt nie aus!
Stippler: Er hat letztes Jahr gezeigt, dass er ein kompletter Rennfahrer ist. Er verfügt über alle Grundanlagen, die man mitbringen muss. Es fehlt noch der Sprung in ein kostenfreies Cockpit, dafür braucht er einen Werkspartner.
Sie haben es beide nicht weit bis zum Nürburgring. Was bedeutet diese Rennstrecke für Sie?
Stippler: Die schönste Rennstrecke der Welt ist der Nürburgring. Und dann habe ich auch noch eine so kurze Anreise! Es ist immer etwas Besonderes. Es gibt deutlich weniger attraktive Strecken, zu denen man mit hohem Aufwand hinreisen muss. Nordschleifenfahren ist wie Outdoor Karting im 6- Gang Zweitakter, dagegen sind andere Strecken wie Indoor Karting mit einem Viertakt Leihkart- auch sehr anspruchsvoll, aber irgendwie unerotisch. Vom Spaßfaktor gibt es für mich derzeit nichts Schöneres als mit einem GT3 auf der Nordschleife zu fahren.
Müller: Für jeden ist die Nordschleife eine der schönsten und spektakulärsten Rennstrecken der Welt. Ich habe das ja von meinem Vater in die Wiege gelegt bekommen und die NLS ist meine Anfangsrennserie.
2021 über den Erwartungen
Wie war für Sie das Jahr 2021?
Stippler: Für mich war 2021 ein sehr gutes Jahr. Wir haben als Mannschaft die GT3-Klasse gewonnen, das war Anfang des Jahres nicht zu erwarten. Mein Partner Vincent Kolb kommt ursprünglich aus dem historischen Motorsport und war zu Beginn noch nicht auf einem professionellen Level. Er war vorher noch nie mit Downforce [Anpressdruck, Anm. d. Red.] auf einem Abtriebsauto mit viel Flügel auf der Nordschleife gefahren. Im dritten gemeinsamen Jahr sind wir jetzt zum Gesamtsieg gefahren – und das, obwohl die Konkurrenz oft mit zwei Profis bestückt war. Vincent Kolb hat sich so gut entwickelt, dass wir ihnen Paroli bieten konnten. Ich bin sehr stolz auf ihn.
Müller: Ich bin 2021 meine erste GT3-Saison in einem SP9-Auto gefahren und hatte nur minimalistische Erfahrung was Downforce und Abtrieb anging. Ich war bei Rutronik Racing bei einem werksunterstützten Team von Porsche dabei und habe viel gelernt, was die Analyse angeht. Beim 24-Stunden-Rennen hatte ich einen Ausfall. Im Anschluss habe ich bei Falken Motorsports und Frikadelli auch viel gelernt – auch wie unterschiedlich Teams arbeiten können.
Und was haben Sie 2022 geplant?
Stippler: Ich werde wohl so weiterfahren wie bisher. Ich werde in der NLS mit Audi fahren, vielleicht kommt aber noch was dazu. Die NLS hat für mich Priorität, das macht mich dann für die GT-Masters und andere Serien unattraktiv. Aber ein paar historische Rennen stehen an, etwa in Monaco und Le Mans.
Müller: Ich bin noch in Gesprächen, deshalb kann ich zu einem Ausblick gar nicht viel sagen.
Herr Stippler, Sie sind jetzt 46. Haben Sie schon an Ihr Karriereende gedacht?
Stippler: Ich fahre, solange Audi und ich gemeinsam Spaß an der Sache haben.