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Fast 700 TeilnehmerEuskirchener Schüler üben Bewerbung im Erlebnisparcours

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Was wird gekocht? Die Schüler können im Erlebnisparcours richtig kreativ werden. Zuvor aber müssen natürlich die Spielregeln gelesen werden.

Kreis Euskirchen – Beim Erlebnisparcours wird auf Stärken geachtet. „Die Jugendlichen sind das aus ihrem Schulalltag eher nicht gewöhnt“, sagt Bettina Ismar vom Regionalen Bildungsbüro des Kreises Euskirchen. Dort werde eher darauf geachtet, Schwächen auszumerzen, statt Potenziale zu fördern. Beim Kooperationsprojekt „Komm auf Tour“ des Kreises Euskirchen und der Agentur für Arbeit in Brühl begeben sich in dieser Woche rund 680 Siebtklässler von Gesamt- und Hauptschulen sowie Achtklässler der Förderschulen aus dem Kreis Euskirchen im City-Forum auf einen Erlebnisparcours – immer auf der Suche nach ihren Stärken.

Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl, sagt: „Das Projekt ist wichtiger denn je. Die Berufswahl wird immer komplexer. Da wird es immer schwieriger, die richtige Entscheidung zu treffen.“ 326 Ausbildungsberufe gebe es aktuell. Zudem ginge der Trend eher zu „Weiße Kragen“-Berufen wie etwa Industriekaufmann und die Tendenz zu besseren Schulabschlüssen. „Der Fachkräftemangel in Handwerksberufen ist ein Ergebnis der Entwicklung“, so Imkamp. Von dieser bekommen die Schüler an diesem Tag jedoch nichts mit. Sollen sie auch gar nicht. Sie sollen sich auf sich und ihre Stärken konzentrieren.

Im Zeittunnel setzen sich die Schüler mit verschiedenen Lebenssituationen auseinander und versuchen herauszufinden, wie ihr Leben verlaufen könnte. Und auf der Theaterbühne können die Schüler nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in verschiedene Rollen schlüpfen. Natürlich gibt es auch hier Stärkepunkte.

Insgesamt gibt es sieben unterschiedliche Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikation, Hilfsbereitschaft oder Organisationstalent zu entdecken.

Bühne in Euskirchen zur Übung für das Vorstellungsgespräch

„Die Zeit auf der Bühne dient der Übung für ein Vorstellungsgespräch. Da muss man auch improvisieren“, sagt Eva Lerch vom „Komm auf Tour“-Team. Wichtig sei aber, dass es an allen Stationen nicht um einen Wettkampf gehe. Das Miteinander stehe stets im Vordergrund, sagt Projektkoordinator Manuel Oswald: „Hier geht es nicht darum, wer die meisten Stärken hat, sondern dass sich jeder über seine eigenen Stärken bewusst wird.“

Das sehen auch die Schülerinnen Kristin und Amenda so. Sie besuchen die Friedrich-Haass-Schule in Bad Münstereifel. „Schule ist etwas anderes“, sagt Kristin. Sie habe unter anderem heute über sich gelernt, dass sie teamfähig sei.

Während die Schüler den Parcours durchlaufen, diskutieren ihre Lehrer über Unterricht, schulische Perspektiven und Berufswelten. „Wir unterrichten nah an der Realität. Im Unterrichtsfach Arbeitslehre/Wirtschaft sprechen wir beispielsweise über Fallstricke in Handyverträgen“, sagt Diana Hasenäcker, die an der Hauptschule in Zülpich unterrichtet.

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Henning Sybertz, Inklusionsberater der Handwerkskammer Aachen, erläutert, dass sich der Unterricht „Gott sei dank“ nicht mehr so nah an der Berufswelt orientiere. „Es gab eine Zeit, da wurde im Sportunterricht trainiert, wie man Kisten möglichst rückenschonend trägt. Das kann es doch nicht sein“, so Sybertz. Es komme auf eine gute Mischung an.

Neu in diesem Jahr bei „Komm auf Tour“ sind die vielen Auszubildenden, die die Schüler als Reisebegleiter auf dem Erlebnisparcours betreuen. Zu ihnen gehört auch Lea Klinkhammer, die bei der AOK ein Duales Studium absolviert. Sie habe dank eines dreiwöchigen Praktikums in ihre heutige Ausbildung hineinschnuppern können.

Ein heutiger Auszubildender im Weilerswister DM-Verteilzentrum habe vor einigen Jahren selbst den Erlebnisparcours durchlaufen, berichtet Rolf Bank. Er ist im Verteilzentrum für Aus- und Weiterbildung zuständig. Es sei selbstverständlich, dass man versuche, Schüler frühzeitig für Berufe zu begeistern, die sich an ihren Stärken orientierten.