„Wir fangen wieder bei Null an“Euskirchener Tafel macht nach Großbrand weiter
Euskirchen – Das Großfeuer auf dem Gelände der ehemaligen Spedition Daufenbach hat auch die Euskirchener Tafel schwer geschädigt, obwohl die Räume vom Feuer verschont blieben. „Wir stehen praktisch vor dem Nichts und fangen wieder bei Null an – wie vor 20 Jahren“, sagte Heidemarie Purwin-Görgen. Denn nach dem Brand sind in Kunststoff verpackte Lebensmittel oder Windelpakete nicht mehr verwendbar, weil sie von Rauch kontaminiert wurden.
Lösung nach zehn Minuten
Das Vorstandsteam der Euskirchener Tafel erlebte am Montagmorgen dennoch eine wirklich freudige Überraschung, als Alfred Jaax von der Euskirchener Stadtverwaltung nachfragte, ob und wie die Tafel weiter existieren könne. Zehn Minuten später hatte die Stadtverwaltung eine Lösung parat. Gegenüber der bisherigen Ausgabestelle wird im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Wasserverbands Euskirchen-Swisttal eine neue Ausgabestelle eingerichtet. Das zuletzt als Flüchtlingsheim genutzte Gebäude verfügt über eine große Küche mit Kühlmöglichkeiten.
„Wir können am 28. Februar unsere Lebensmittelausgabe wieder aufnehmen“, so Tafel-Vorsitzende Heidemarie Purwin-Görgen. Man könne der Stadt nicht genug für diese rasche Hilfe danken, freute sich auch der zweite Vorsitzende Theo Korff.
Hilfsangebote trudeln zurzeit fast im Viertelstundentakt bei der Euskirchener Tafel ein. „Die Kollegen aus Zülpich haben am Montagmorgen nachgefragt, ob sie heute schon kommen sollen, um uns beim Aufräumen zu helfen“, sagte Korff. Doch das Gebäude sei einsturzgefährdet und dürfe nicht betreten werden.
Spendenaufrufe im Internet
Auch die Vorsitzenden der benachbarten Tafeln boten tatkräftige Unterstützung an. Wolfgang Weilerswist (Tafel Mechernich), Bernd Schlösser (Weilerswist) und Jürgen Hein (Swisttal) kündigten an, ihre Nachbartafel nach Kräften unterstützen zu wollen. Dazu Hein: „Wie sich das für ordentliche Geschwister gehört, helfen wir unserer Euskirchener Geschwister-Tafel natürlich.“ Auch im Internet gebe es Spendenaufrufe zugunsten der Tafel. Eine Hilfe, auf die die Einrichtung mit ihren 45 ehrenamtlichen Mitarbeitern jetzt dringend angewiesen ist.
An zwei Ausgabeterminen je Woche (dienstags und freitags) habe man rund 120 Abholer versorgt, hinter denen Familien mit insgesamt 600 Beziehern stünden, so Heidemarie Purwin-Görgen. Wenn sich die Tafel im Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite eingerichtet habe, gehe dort der Betrieb zumindest bis zum Jahresende weiter. Man suche nach einer dauerhaften Bleibe. Im Daufenbach-Komplex habe man 15 Jahre unentgeltlich die Tafel betreiben können. „Ohne die Daufenbachs hätte es die Tafel in der Form nicht gegeben“, sagte Theo Korff.
Enger Kontakt mit Familie Daufenbach
Wie es jetzt mit den durch den Brandrauch kontaminierten Spenden für Bedürftige weitergehe, stehe noch nicht fest. Jetzt werde man erst einmal mit Familie Daufenbach und der Stadt Euskirchen engen Kontakt halten, um die nächsten Schritte einzuleiten. So müsse auf jeden Fall aus den Kühlschränken Fleisch, Wurst und Tiefkühlware entsorgt werden, damit dort keine Gesundheitsgefahr entstehe .
Auch an der Euskirchener Prinzengarde ist der Brand in der ehemaligen Spedition Daufenbach nicht spurlos vorübergegangen. Der Großband der Lagerhalle in der Nacht zum Sonntag hat hohen materiellen Schaden verursacht. Für die Prinzengarde Euskirchen zwar „nicht allzu viel“, wie Präsident Hermann Josef Kerzmann sagte, dennoch seien drei Fahrzeuge durch das Feuer zerstört worden. Zudem seien noch Stahlträger auf die Gefährte gefallen.
Eine Kutsche, die am kommenden Montag beim Karnevalszug von Pferden gezogen werden sollte, ist unter den zerstörten Fahrzeugen. Doch die Prinzengarde kann aufatmen: Sie hat dort, wo sie die Zugpferde mietet, eine neue Kutsche bekommen.
Für einen großen Festwagen, der ebenfalls ein Raub der Flammen wurde, gibt es allerdings keinen Ersatz. Ganz so aussichtslos ist die Lage dann aber doch nicht. „Der Wagen wird nicht unbedingt gebraucht. Unter Umständen können wir private Fahrzeuge dafür nutzen“, berichtete Kerzmann. Der Festwagen hat den Karnevalisten in den vergangenen Jahren gute Dienste geleistet. „Er hat zehn bis zwölf Mann und das gesamte Wurfmaterial für die 40-köpfige Fußtruppe transportiert“, berichtete Präsident Kerzmann.
Jecken trotzdem zuversichtlich
Neben der Kutsche und dem Festwagen überstand ein Feuerwehrfahrzeug den Großbrand nicht. Das Einsatzgefährt sei jedoch für den Karneval nicht von Bedeutung. „Es wird für den Rosenmontagszug nicht gebraucht“, bestätigte Kerzmann.
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Trübsal blasen müssen die Jecken jedenfalls nicht. Die Aussichten für Rosenmontag sind ganz rosig. Man habe fünf unversehrte Wagen, die beim Zug an den Start gehen werden. Glücklicherweise habe man das Wurfmaterial noch nicht gekauft, „sonst wäre es mit dem Festwagen in Rauch aufgegangen“, sagte der Präsident der Prinzengarde.