Heimbach-HergartenSeit einem Jahr leben Alpakas auf dem Hof der Kelleners
- Seit September 2019 leben zehn Alpakas auf dem Bauernhof von Ehepaar Kelleners in Heimbach-Hiergarten.
- Landwirtschaft ist das Hobby der beiden, was sie produzieren reicht für den Eigenbedarf.
- Die Alpakas haben sie aber nicht aus einem landwirtschaftlichen Grund angeschafft, sonder zum spazieren gehen.
Heimbach-Hergarten – Ernie hebt den Kopf und spitzt die Ohren. In seinem Mundwinkel hängt ein Kleeblatt – fast wirkt es so, als wisse das Alpaka genau, dass es gerade fotografiert wird.
Ernie ist eines von zehn Alpakas, die seit September 2019 auf dem Bauernhof von Ehepaar Kelleners leben. Gänse, Pferde, Rinder, Schweine, Hühner – die Familie hat bereits viele Tiere. Nun eben auch Alpakas. „Wir hatten noch Platz im Stall“, sagt Beatrix Kelleners und lacht. Seit fast 25 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann Frank auf dem Hof. Landwirtschaft ist das Hobby der beiden, was sie produzieren reiche für den Eigenbedarf.
Und warum Alpakas? „Die werden natürlich nicht gegessen“, sagt Frank Kelleners. Auch um die Wolle geht es den beiden nicht. Ihre Alpakas geben etwa ein bis anderthalb Kilo Wolle pro Jahr und Tier ab: B ei einem Preis von 15 Euro für das Kilo lohne sich da das Geschäft nicht. Nein, sie haben sich die Tiere zum Spazierengehen angeschafft.
In einem Urlaub in Bayern hätten sie einmal an einer Alpaka-Wanderung teilgenommen. „Da haben wir gedacht, dass wäre etwas, das bei uns in die Region passt“, berichtet Frank Kelleners. Ihre drei Söhne seien erst nicht sonderlich überzeugt gewesen, berichten sie. „Was machen wir denn damit?“, hätten sie gefragt.
Dass es Menschen gibt, die für das Spazierengehen mit Tieren Geld bezahlen, hätten sie sich beim besten Willen nicht vorstellen können. Daran änderte auch zunächst nichts, dass die drei Kinder auf dem Bauernhof mit vielen Tieren aufgewachsen sind – allerdings nicht mit Alpakas.
Aber sie wurden eines Besseren belehrt. Seit dem Frühjahr bieten die Kelleners ihre Alpaka-Wanderungen an – und es funktioniert, sagen sie. Viele Menschen gingen meist eher sportlich ambitioniert wandern oder spazieren. Beim Laufen mit dem Alpaka gebe das Tier das Tempo vor, berichten die Kelleners. Einige ihre Gäste müssten sich daran erst einmal gewöhnen, doch dann empfänden sie das als sehr entschleunigend. „Weil das Alpaka schon eine sehr beruhigende und entspannende Wirkung hat“, sagt Frank Kelleners. Tatsächlich geben die grasenden Alpakas ein gemütliches und unaufgeregtes Bild ab.
Ernie, Bert, Heiko, Kilian, Henri, Karl, Tom, Jerry, Weiße Socke und Big Ben heißen die glorreichen Zehn. Ernie ist mit seinen 14 Jahren mit Abstand der Älteste in der Herde. „Der ist bei den Wanderungen immer sehr gelassen. Den kann so schnell nichts erschüttern“, berichtet Beatrix Kelleners.
Kindergeschrei mögen sie nicht
Das ganze Jahr über bieten die Kelleners ihre Alpaka-Wanderungen an. Vor allem bei Frauen und Betriebsausflügen seien diese derzeit beliebt, berichtet das Ehepaar.
Mit Kindern sei eine Wanderung eher schwierig, da die Alpakas Kindergeschrei und Unruhe nicht gut vertragen. Deshalb dürfe man auch erst ab 14 Jahren ein Alpaka führen.
Doch verzichten müssen Familien auf eine Begegnung mit den flauschigen Tieren deshalb nicht. Die Kelleners machen dann meistens Sondertermine, bei denen die Familie alleine kommt und keine anderen Gäste dabei sind. Das bringe etwas Ruhe hinein.
Nicht möglich seien Alpaka-Wanderungen mit Hunden, berichten die beiden. Zwar haben die Kelleners selbst einen Vierbeiner, den die Alpakas auch kennen, doch einen fremden Hund duldeten sie nicht, so das Ehepaar.
Für die Wanderungen bieten die Kelleners auf ihrer Webseite regelmäßig Termine an. Wer nicht so gut zu Fuß ist, für den könnte die Wiesenzeit etwas sein. Dabei machen die Besucher Picknick mit den Alpakas. Auf einer Wiese hinter dem Hof der Kelleners stehen ein paar Tische und Bänke. Hier gibt es Kaffee für die Gäste und Gras für die Alpakas. Das Ehepaar berichtet dabei noch über allerhand Wissenswertes rund um die Alpakas. (jre)
www.kermeter-alpakas.de
Ernie und Bert waren die ersten Alpakas, die sich das Ehepaar anschaffte. Nach und nach kamen die anderen hinzu und Frank Kelleners kann sich durchaus vorstellen, dass es noch mehr werden.
In der Haltung seien die Tiere sehr genügsam. Jedes Tier brauche etwa ein Kilogramm Heu und einen Liter Wasser am Tag. Zudem können sie dank des dicken Fells das ganze Jahr auf der Weide verbringen. Damit es ihnen im Sommer nicht zu warm wird, müssen sie geschoren werden. Etwa 17 Kilo Wolle seien dabei in diesem Jahr herausgekommen, so die Kelleners.
Die haben sie zu einer kleinen Spinnerei gebracht, um Garn daraus herstellen zu lassen. Sie seien erst einmal neugierig, wie viel dabei am Ende herauskomme, berichtet Beatrix Kelleners. Wenn das Garn ausreicht, wollen sie daraus ein paar Socken stricken.
Das ganze Wissen rund um die Alpakas eignete sich das Paar mittels Fachliteratur und Fortbildungen an. Der Austausch mit anderen Haltern sei dabei unerlässlich. „Das Alpaka ist tatsächlich noch ein Exot hier“, sagt Frank Kelleners. Ursprünglich stammen die Tiere aus den südamerikanischen Anden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Bei den Wanderungen müsse er bei den Gästen deshalb noch häufig mit Klischees aufräumen. Das Wichtigste: Alpakas seien keine Kuscheltiere. Sie wahrten lieber Distanz. Weil sie eine festgewachsene Zunge haben, kennen sie das Lecken des Fells der anderen Tiere als Zärtlichkeitsbeweis nicht.
Streicheln sei für sie befremdlich, so Frank Kelleners. Einige Alpakas duldeten das zwar manchmal, aber schön sei es für sie nicht, betont er. Eigentlich schade, denn das Fell von Ernie und seinen Artgenossen fühlt sich sehr flauschig an – Am liebsten würde man sie ganz fest knuddeln. Das zweite Vorurteil vieler Leute sei, dass Alpakas spucken, berichtet Frank Kelleners.
Das stimme nur halb. Die Tiere spuckten sich schon einmal gegenseitig an, etwa aus Futterneid. Aber es komme nicht vor, dass sie Menschen gezielt anspuckten, wie das die Lamas tun.
Alpakas reagieren sensibel auf Körpersprache
Alpakas reagierten zudem sensibel auf Körpersprache. Wenn jemand direkt vor ihnen stehe und sie anschaue, empfänden sie das als Bedrohung, sagt Frank Kelleners. Ansonsten seien sie zwar sehr vorsichtig, aber auch neugierig. Das ist deutlich zu beobachten: Zwischendurch schnuppern die Tiere an der bereitgestellten Kaffeekanne. Und als Frank Kelleners einen gelben Eimer holt, werden sie ganz stürmisch.
Sie scheinen genau zu wissen, dass da etwas Leckeres drin ist. „Sie sind einfach niedlich“, sagt Beatrix Kelleners und lächelt während sie die Tiere beobachtet. „Man kann sich drüber bekreuseln“, pflichtet ihr Mann ihr bei. Das stimmt: Ein Blick auf Ernie mit dem Kleeblatt im Mund reicht und man muss unwillkürlich lachen.