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St. Martin im Kreis EuskirchenDiese Martinszüge finden 2020 statt

Lesezeit 8 Minuten

Der Martinszug im Kommerner LVR-Freilichtmuseum fällt aus. Die Verantwortlichen gehen auf Nummer sicher.

  1. Ähnlich wie vielen Karnevalsveranstaltungen droht auch den Martinsumzügen in vielen Orten im Kreis die Absage.
  2. Welche Gemeinde geht auf Nummer sicher und welcher Umzug findet unter Hygiene-Maßnahmen statt?
  3. Hier ein Überblick.

Kreis Euskirchen – „Schweren Herzens müssen wir hier feststellen, dass eine kontrollierte Umsetzung im dunklen Freilichtmuseumsgelände aufgrund der zu erwartenden hohen Dichte an Besuchern, vor allem rund ums Martinsfeuer, nicht machbar und sinnvoll ist“, sagt Daniel Manner vom LVR-Freilichtmuseum Kommern. Ähnlich wie vielen Karnevalsveranstaltungen droht auch den Martinsumzügen in vielen Orten im Kreis die Absage.

Bad Münstereifel

Im Bad Münstereifeler Stadtgebiet finden keine Martinsumzüge, wie man sie gewohnt ist, statt. „In einigen wenigen Orten werden Umzüge im kleineren Rahmen unter den besonderen Corona-Vorgaben stattfinden“, sagt Marita Hochgürtel, Stadtsprecherin von Bad Münstereifel. Eine besondere Bewerbung dieser kleineren Umzügen sei von den Veranstaltern sicherlich nicht gewollt. Hochgürtel: „Der Martinsumzug in der Kernstadt, der ursprünglich für den 9. November vorgesehen war, wird nicht stattfinden.“

Blankenheim

Auch für den Mann hoch zu Ross wird sich einiges ändern. In einigen Kommunen muss er nun Mundschutz tragen.

Die Gemeinde Blankenheim hat bislang noch nichts in Sachen der geplanten Martinszüge gehört, berichtet der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Erwin Nelles, auf Anfrage. Die Gemeinde habe allerdings all Orte angeschrieben und sie auf die Vorschriften hingewiesen. Wer einen Zug machen wolle, müsse vorher mit der Gemeinde abklären, ob das Konzept in Zeiten der Pandemie umsetzbar sei.

Dahlem

Ähnlich sieht es in Dahlem aus. Die Martinszüge seien vom Grundsatz her nicht verboten, allerdings müsse nach den Vorschriften der Landesregierung ab 300 Personen ein Hygienekonzept vorliegen, verlautet aus der Gemeinde. Ab 50 Personen müsse der Zug bei der Gemeinde gemeldet werden. In den Ortsteilen überlege man noch, ob und wie ein Zug stattfinden könne, sagt eine Sprecherin.

DRK

„In einigen wenigen unserer 32 Kindertageseinrichtungen wird der Zug ausfallen. In den meisten Einrichtungen finden kleinere Umzüge mit Eltern und Kindern, in manchen auch ohne Eltern statt“, sagt Rolf Klöcker vom Deutschen Roten Kreuz.

Euskirchen

In Euskirchen werden laut Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt, Martinszüge oder -veranstaltungen dort zugelassen, wo die Einhaltung der Vorgaben der Corona-Schutzverordnung durch den jeweiligen Veranstalter sichergestellt wird. „Die Einhaltung ist beim großen kernstädtischen Zug kaum möglich, daher wurde dieser nach verwaltungsinterner Abstimmung abgesagt“, so Winter.

Beleuchtete Brot-Tüten statt Laternen

St. Martin wird in diesem Jahr anders ablaufen. Wegen der Corona-Pandemie sind bereits viele Martinsumzüge abgeblasen worden, es kann nicht gesungen und groß gefeiert werden. Doch der Grundgedanke des Martinsfestes soll im Bistum Aachen auf eine ganz besondere Weise verbreitet werden: mit 65 000 beleuchteten Brot-Tüten, die am Abend des 11. November in der gesamten Diözese erstrahlen sollen. Das Bistum Aachen beteiligt sich an der Aktion „Zünd ein Licht an“ des Bistums Limburg.

Die Idee dahinter: Katholische Tageseinrichtungen für Kinder und Pfarreien können kostenlos bedruckte Brot-Tüten bestellen, die dann ganz individuell bemalt werden können. Pro Kind sollten am besten zwei Tüten bestellt werden. So können die Kinder ihre Tüte mit jemand anderem teilen. Sie können auch verschenkt werden, etwa an die Oma, den Nachbarn oder eine Freundin. So wird der St.-Martin-Gedanke auch in Zeiten von Corona weitergetragen.

„Wir freuen uns, dass sich bereits so viele Einrichtungen und Pfarreien beteiligen. Wir hoffen auf zahlreiche Fotos von bunten, leuchtenden Tüten“, sagt Diana Emmelheinz, Referentin für Familienarbeit im Bischöflichen Generalvikariat. Da die Brot-Tüten gut aufzustellen sind, sind sie ein toller Blickfang im Fenster, in der Kita oder der Kirche. Bilder der gestalteten Tüten können auf Instagram unter den Hashtags #stmatin2020 sowie #bistumaachen gepostet werden. (tom)

In den Ortsteilen sei die Situation sehr heterogen. „Einige Veranstalter haben bereits abgesagt, andere möchten nur Wecken verteilen, wiederum andere haben sich noch nicht entschieden“, berichtet die Pressesprecherin der Stadt Euskirchen auf Anfrage.

Hellenthal

Nicht einheitlich ist bisher auch die Lage in der Gemeinde Hellenthal, teilt Michael Huppertz, Leiter des Ordnungsamtes, mit. So sei im Zentralort Hellenthal der Martinszug abgesagt worden, während Udenbreth und Rescheid eine Alternative anbieten wollten. In vielen Orten werde noch überlegt.

Zur Anwendung kämen Regeln, die die Kollegen aus Schleiden erarbeitet hätten. So sollen die Personen, die die Wecken verteilen, Masken und Handschuhe tragen. „Draußen kriegt man das gut in den Griff“, ist er sicher. Die Gefahr, eine zahlenmäßige Obergrenze zu erreichen, sei in den kleinen Ortschaften nicht zu befürchten. „Manchmal hat das Kleine auch Vorteile“, so Huppertz.

Kall

Harald Heinen vom Kaller Ordnungsamt erwartet, dass in Kall alle Martinszüge ins Wasser fallen. „Wir warten zwar noch auf ein Hygienekonzept, aber wir gehen davon aus, dass alle Feiern abgesagt werden“, so Heinen. Das Probleme sei die Durchmischung von Grundschülern und Kindergartenkindern sowie deren Eltern. Zudem sei die Nachverfolgung schwierig.

Mechernich

Im der Stadt Mechernich wird es in diesem Jahr ebenfalls keinen Martinszug geben, das teilte die Stadt diese Woche mit. „Wir verteilen immer tausend Wecken nach dem Zug, wenn jedes Kind nur ein Elternteil mitbringt, sind wir schon bei 2000 Besuchern. Das ist nicht zu verantworten“, sagt Vereinskartell-Vorsitzender Marcel Hembach.

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Alleine die Aufstellung mit so vielen Menschen sei corona-konform nicht machbar. Auf ihren Wecken müssen die Kinder aber trotzdem nicht verzichten, da spreche sich das Vereinskartell mit den Schulen und Kindergärten ab. Stattfinden sollen, nach Angaben von Gabriele Schumacher, zuständig für Tourismus und Freizeit bei der Stadt Mechernich, hingegen die Züge in Glehn und Bergheim. In Glehn soll dabei im ganzen Zug ab dem Grundschulalter eine Maskenpflicht gelten und die Abstandsregeln müssen eingehalten werden. Die abschließende Feier soll allerdings ausfallen. Glehns Ortsvorsteher Karl-Heinz Seeliger bittet um Voranmeldung, um die Wecken für die Kinder bestellen zu können.

In Bergheim finde der Martinszug ohne die traditionelle Verlosung statt, berichtet Schumacher. Andere Rückmeldungen zu Martinszügen im Stadtgebiet habe sie noch nicht erhalten, aber es sei ja auch noch früh. Anwohner wendeten sich am besten an den jeweiligen Ortsvorsteher.

Nettersheim

„Wir wollen etwas für die Kinder machen“, sagt Hans-Peter Schell von der Gemeinde Nettersheim. Deshalb habe die Verwaltung sich mit der Thematik befasst und wolle jedwede Veranstaltung unterstützen. Allerdings sei kreative Gestaltung angesagt. Denn so, wie gewohnt könnten die Veranstaltungen nicht stattfinden.

So sei etwa in Marmagen eine Zusammenkunft auf dem Eiffelplatz in Planung, bei der ein kleines Feuer brennen solle. „Ob eine Kapelle spielt, ist noch nicht sicher“, so Schell. Auch in Zingsheim sei ein kleines Treffen auf dem Platz hinter dem Rathaus in Vorbereitung. Noch sei aber nicht in allen Gemeindeteilen klar, wie die St.-Martin-Feier unter Corona-Bedingungen umgesetzt werden könne.

Mit seinem Kollegen René Schreiber habe er ein Hygienekonzept erarbeitet, berichtet Schell. So sei es möglich, dass sich die Kinder ihren Wecken selbst aus einem Korb nehmen. Auch ein St. Martin könne dabei sein. „Wir wollen den kulturellen Brauch verwirklicht sehen“, gibt er die Marschrichtung vor.

Weilerswist

Laut Claudia Roberz, Pressesprecherin der Gemeinde Weilerswist, werden die Schulen ihre Martinsumzüge auf dem Schulgelände abhalten – mit Feuerschale auf dem Schulhof. Eine Art Privatveranstaltung also. „Von Müggenhausen haben wir bisher keine Rückmeldung, ob die einen Umzug ins Auge fassen. Ich gehe einmal davon aus, dass sie es nicht tun“, so Roberz.

Zülpich

Der Zülpicher Martinszug zählt zu den größten der Region, da sich alle Schulen und Kitas des Stadtgebiets daran beteiligen. Auch er wir ausfallen. „In der Vergangenheit haben wir viele Probleme lösen können, sowohl im Brandschutz als auch in Fluchtkonzepten, leider sind diese Konzepte nicht mit den aktuellen Corona-Bedingungen vereinbar“, sagt René Bohsem, Vorsitzender von Zülpich Fachgeschäfte aktiv. Die Aktionsgemeinschaft hat sich dazu nach Rücksprache mit dem Förderverein Seepark Zülpich, der den Umzug tatkräftig unterstützt, entschlossen.

Schleiden

Auch im Schleidener Stadtgebiet werden viele Martinszüge nicht stattfinden. „Dazu gehören die Umzüge in Schleiden, Gemünd, Olef und Oberhausen“, berichtet Bürgermeister Ingo Pfennings. Nur in Dreiborn, Wolfgarten, Nierfeld und Herhahn-Morsbach werde es Veranstaltungen geben. „Dort trifft man sich am Martinsfeuer oder St. Martin reitet durch das Dorf, während die Kinder mit den Laternen vor den Häusern stehen“, sagt Pfennings.

Heimbach

Das empfiehlt auch Alexa von der Kall von der Stadt Heimbach. Auch hier haben sich noch nicht alle Ortsteile entschieden. Feststeht, dass der Martinszug in der Stadt ausfallen wird. Der werde traditionell von der Grundschule organisiert, berichtet von der Kall. Stattdessen werde es klassenweise kleine Züge geben und jedes Kind in der Schule einen Wecken erhalten.

Abgesagt ist laut von der Kall auch der Martinszug in Blens. Hier wollen die Verantwortlichen stattdessen die Wecken mit dem Bollerwagen an die Kinder und Senioren im Ort verteilen. Sollte ein Ortsteil einen Martinszug veranstalten wollen, muss er sich an die von der Stadt Heimbach aufgestellten Regeln halten. Ein Tambourcorps könne mit Abstand den Zug begleiten. Singen sei allerdings nicht erlaubt, heißt es.

Ein großes Martinsfeuer sei nicht zulässig, weil die Verweildauer von Kindern und Eltern gering gehalten werden solle. Gegen ein kleines, symbolisches Feuer sei allerdings nichts einzuwenden. Beim Verteilen der Wecken sollten St. Martin und seine Gehilfen einen Mund-Nasenschutz tragen und sich regelmäßig die Hände desinfizieren. Zudem müssen eine Teilnehmerliste geführt und die bekannten Abstands- und Hygieneregeln während der Veranstaltung eingehalten werden.