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SchulplanungCDU bringt die Schließung der Hauptschule Hellenthal ins Spiel

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt die Gebäude der Hauptschule in Hellenthal.

Für Überraschung und Entsetzen sorgte die Union mit dem Antrag, die Hauptschule zu schließen, damit dort die Grundschule einziehen kann.

Andere Parteien sind überrascht, entsetzt – und lehnen Antrag zur Hauptschule ab. Für die neue Grundschule werden vier Standorte geprüft.

Verkehrte Welt im Hellenthaler Ratssaal: In den vergangenen Jahren hatten die Vertreter von SPD, UWV, FDP und Grünen auf Veränderungen der Schulsituation in der Gemeinde gedrängt, während die CDU sich für die bestehenden Strukturen ausgesprochen hatte. Zur Überraschung, wenn nicht gar zum Entsetzen der Ratskollegen waren es nun die Christdemokraten, die die Schließung der Hauptschule ins Gespräch brachten.

Grund dafür ist die Suche nach einem Standort für die neue Hellenthaler Grundschule, die eigentlich das Thema für die gemeinsame Sitzung der Ausschüsse für Bildung, Soziales und Jugend sowie Bauen und Planen war. Entsprechend emotional wurde der schriftlich eingebrachte Antrag debattiert.

Bürgermeister und andere Parteien sind entsetzt über CDU-Antrag

Angesichts der Zahlen halte die CDU-Fraktion eine Schließung beziehungsweise ein Auslaufenlassen der Hauptschule für realistisch, so die Fraktion in ihrem Schreiben. Deshalb solle geprüft werden, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssten. Das Gebäude eigne sich ideal für eine Grundschule.

Da von der CDU-Fraktion erst einmal keine weitere Begründung erfolgte, ergriffen die Gegner dieses Antrags das Wort. „Wir sind der Meinung, das ist unverschämt, das ist nicht akzeptabel“, eröffnete Katharina Reger (Grüne) den Reigen. „Hätte ich ein Kind auf der Hauptschule, wäre ich entsetzt“, führte ihn Heinz-Bert Weimbs (SPD) fort. Das Gebäude der Hauptschule sei nicht brauchbar, da eine Grundschule ganz anders funktioniere.

Der Haushalt müsse im Blick gehalten werden, begründete Barbara Wand (CDU) den Antrag ihrer Fraktion. Schließlich müsse auch noch ein Kindergarten gebaut werden, der könne dann ja in die Grundschule, wenn die in das Hauptschulgebäude gezogen sei. „Wir sind mit 20 Schülern einzügig unterwegs, und in der siebten Klasse bringen die Rückläufer aus Realschule und Gymnasium das Gefüge durcheinander“, sagte sie. Die Ratsvertreter seien nicht dafür da, nicht finanzierbare Idealvorstellungen zu verabschieden. Es seien klare Zahlen genannt worden, da sei es ein vernünftiger Antrag, das zu prüfen.

Die nächsten Hauptschulen sind erst in Zülpich und Bad Münstereifel

„In diesem Land wird immer geplappert, wir sollen was für Kinder machen“, entgegnete Weimbs. Für „jeden Quatsch“ sei Geld da: Aber wenn etwas für Bildung getan werden solle, würden die Taschen zugemacht. „Es wird immer gesagt, den Kindern dürften keine Schulden hinterlassen werden. Unsere politischen Eltern, also die CDU, haben uns viel Schulden hinterlassen“, monierte er. Er persönlich hinterlasse seinen Kindern lieber Schulden als einen Schrotthaufen. „Ihr macht auf dem Rücken der Hauptschule eine Grundschulverhinderungspolitik und versucht immer noch, Leute gegen die Grundschule aufzuhetzen“, schimpfte er in Richtung der CDU.

Wir kämpfen uns den Wolf mit wenig Personal und guter Unterstützung der Gemeinde. Der Antrag hat mich persönlich schwer getroffen.
Yvonne Üdelhofen, Rektorin der Hauptschule

Auf die 20 Kinder in der aktuellen Eingangsklasse verwies Bernhard Thomas (SPD): In kleinen Klassen könnten sie besser gefördert werden. Auch seien die nächsten Hauptschulen in Zülpich oder Bad Münstereifel. Das könne keinem Zehnjährigen zugemutet werden. „Wir kämpfen uns den Wolf mit wenig Personal und guter Unterstützung der Gemeinde. Der Antrag hat mich persönlich schwer getroffen“, sagte Yvonne Üdelhofen, Rektorin der Hauptschule.

„Die Diskussion ist schlimm im Hinblick auf die Arbeit, die in der Hauptschule geleistet wird – und die sich einen guten Ruf erarbeitet hat“, äußerte Bürgermeister Rudolf Westerburg seine Ablehnung des Antrags. Das verschlechtere das Image der Schule. Die Rückläufer von Realschule und Gymnasium hätten dann keine Schule, auf die sie gehen könnten. „Das Wesentliche ist aber das Zeitfenster. Wir wollen eine Grundschule, die seit Jahren überfällig ist, und warten wieder sechs Jahre. Prost Mahlzeit“, sagte er.

Vier Standorte werden für die neue Grundschule Hellenthal geprüft

Gegen die Stimmen der CDU lehnten beide Ausschüsse den Antrag ab, bevor es in die Diskussion über einen geeigneten Standort für die neue Grundschule ging. Das Planungsbüro PE Becker aus Kall hatte dem Rat 13 mögliche Standorte aufgezeigt, auf Antrag der FDP kam noch ein Standort in Hönningen dazu. Nun sollte diese Zahl durch die Ratsvertreter auf vier eingedampft werden, die einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. Damit sei keine Vorentscheidung getroffen, betonte Westerburg: Bei allen Möglichkeiten gebe es viele Fragen.

Es kristallisierten sich zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze heraus. Während CDU und SPD die bereits bebauten Standorte in Hellenthal in die engere Wahl nehmen wollen, plädierten Grüne, UWV und FDP für unbebaute Grundstücke. Eine intensive Debatte blieb aus. Man einigte sich darauf, dass jedes Lager zwei mögliche Standorte zur vertieften Prüfung auswählt.

Somit werden sich die Stadtplaner eingehend den Möglichkeiten und Problemen widmen, die das aktuelle Grundschulgebäude in Hellenthal sowie die Grenzlandhalle bieten, wobei letztere mit einer städtebaulichen Förderung zu einem multifunktionellen Standort ausgebaut werden könnte. Auch zwei Flächen in Hönningen kommen in die engere Auswahl: Eine liegt an der K 75 nach Rescheid und eine in Richtung Kammerwald auf der Hochfläche.


Die Hauptschule

184 Schüler besuchen derzeit die Hauptschule in Hellenthal. Rund 42 Prozent davon kommen aus der Gemeinde Hellenthal, rund 40 Prozent aus der Stadt Schleiden und rund 15 Prozent aus der Gemeinde Kall. Neben 104 Schülern mit deutscher Staatsangehörigkeit bilden 23 Schüler aus der Ukraine den größten Anteil mit ausländischer Herkunft vor Syrern und Rumänen. Insgesamt besuchen Schüler aus 19 Nationen die Hauptschule.

Aus 20 Schülern besteht die Eingangsklasse im Jahr 2024. Fast genauso groß ist mit 18 Schülern die Zahl der Rückläufer, die im Schuljahr 2024/25 von Realschulen und Gymnasien nach der Erprobungsphase kamen. 13 davon wechselten von der Real- zur Hauptschule.