Hellenthal – Draußen sein, die Natur genießen, etwas Schönes sehen. Das motiviert die Menschen seit vielen Jahren zu Ausflügen in die Eifel. Doch seit dem vergangenen Frühjahr, als so viele Freizeitmöglichkeiten wegen der Corona-Beschränkungen gestrichen waren, sind die Attraktionen in der Eifel mit schöner Regelmäßigkeit überlaufen – seien es die Narzissenwiesen oder im Nationalpark der Wilde Weg im Kermeter sowie der Bereich Wahlerscheid/Wollseifen.
Nun hält der Frühling so langsam Einzug, die Pandemie ist immer noch da – und die Verantwortlichen bereiten sich wieder auf viele Besucher vor. Auch in diesem Jahr appellieren sie an die Vernunft der Besucher – ob es gehört wird, bleibt abzuwarten.
Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres, als die Parkplätze und die Zugänge zu den Narzissenwiesen gesperrt werden mussten, haben sich die drei Anrainerkommunen nun auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Vertreter aus Monschau, Hellenthal und Büllingen gaben die geplanten Maßnahmen bekannt.
Seit 45 Jahren unter Naturschutz
Seit 1976 stehen die Narzissenwiesen unter Naturschutz. Dort darf nicht gedüngt werden, gemäht wird nur einmal spät im Jahr. Die Narzissenblüte dauert von etwa Mitte März bis in die zweite Maiwoche.
Doch dieses Jahr hat die kalte und nasse Witterung der vergangenen Wochen das Erblühen der gelben Pracht verzögert. Besucherstark dürfte jedoch bereits das kommende Wochenende werden, da es das erste Ferienwochenende ist.
Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg zeigt sich illusionslos: „Wir brauchen nicht einzuladen, die Leute kommen.“ Stattdessen gelte es, an die Vernunft der Besucher zu appellieren. (sev)
Vor allem aufgrund des Fehlverhaltens einiger weniger, so Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg, habe man 2020 Wanderwege und Parkplätze sperren müssen: „Es hatten sich Gruppen von etwa 25 Personen zum Picknick auf die Narzissenwiesen gesetzt.“ Streng genommen ist dies ein internationaler Zwischenfall: Die Flächen im Oleftal, die im Frühling gelb erblühen, gehören zu Belgien, die Zuwege liegen in Deutschland.
Wege – zunächst – offen
In diesem Jahr, so zumindest die Planung, sollen Zuwege und Parkplätze offen bleiben. Allerdings, das behalten sich die drei Kommunen vor, soll das im Bedarfsfall auch kurzfristig geändert werden können.
Die geführten Wanderungen, die sonst angeboten werden, etwa vom Naturpark Nordeifel, seien alle abgesagt, so Westerburg. Das Risiko, dass sich 30 Personen zusammendrängen, um Erläuterungen eines Wanderführers zu lauschen, sei zu groß. „Die Menschen können sich eigenständig bewegen“, sagte er weiter.
Auf den Routen von den Parkplätzen Hohes Kreuz und Hollerather Knie werden Lotsen im Oleftal bereitstehen. Sie sollen die Besucher leiten, so Julia Schößler von der Gemeinde Hellenthal – und auch darauf achten, dass Abstände eingehalten werden. Reagiert werde, so Westerburg, wenn die Sache aus dem Ruder laufe oder die Lotsen angegangen würden.
Grenzschließung auch für Wanderer möglich
Etwas schwieriger sei die Situation in Monschau, so der Allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin, Franz-Karl Boden. Mit Perlenbachtal und Furtbachtal seien die Vorkommen der Narzissen auf dem Gebiet der Stadt sehr vielgestaltig. Allein 14 Parkplätze gibt es, die von Touristen angesteuert werden. „Die Situation ist unübersichtlich“, so Boden.
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In fünf Segmente, so Ordnungsamtsleiter Oliver Krings, seien die Bereiche aufgeteilt worden. Wie in Hellenthal seien Lotsen unterwegs, die informieren und Hinweise auf die Abstandsregeln geben. Parallel dazu seien Ordnungsamts- und Forstmitarbeiter auf den Parkplätzen und im Wald unterwegs.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, der Strom kommt eher von der deutschen auf die belgische Seite“, sagte Friedhelm Wirtz, Bürgermeister aus Büllingen. Deshalb werden in Belgien keine Lotsen eingesetzt, da die Wanderer in geringerer Zahl unterwegs seien. Sollte es zu einem Andrang kommen, werde er schnell reagieren und Zufahrtswege und Parkplätze sperren. Die Polizei werde die Beachtung der Coronaregeln überwachen.
Noch keine Hinweise gebe es, wie die von Ministerpräsident Armin Laschet angekündigte „Notbremse“ umgesetzt werde und was die nächste Corona-Verordnung für die Narzissenwiesen bedeute, so Westerburg: „Es ist unbefriedigend. Wir bekommen die Verordnung erst zwei Tage, nachdem die Beschlüsse verkündet worden sind.“ Es müsse beobachtet werden, wie sich die Lage entwickelt.
In Belgien befasst sich der Nationale Sicherheitsrat mit den auch im Königreich steigenden Coronazahlen. „Es sind auch Grenzschließungen möglich“, warnte Wirtz – die auch für Wanderer gelten würden.
Nationalpark bittet Besucher zu Hause zu bleiben
„Bitte meiden Sie Besuche des Nationalparks Eifel.“ Die Aufforderung auf der Internetseite des Nationalparks ist eindeutig. Verboten ist der Besuch aber nicht, von Parkplatzsperrungen sehen die Verantwortlichen ab. Sie sehen jedoch, dass durch den Mangel an Freizeitmöglichkeiten der Druck auf den Nationalpark wächst – und der das nicht auffangen kann. Laut Michael Lammertz von der Nationalpark-Verwaltung dürfe man das Kapital des Schutzgebiets – die Natur – nicht gefährden.
Schließe man jedoch etwa die 130 bis 140 Stellflächen am Wilden Weg, würde das laut Lammertz nur zu verstärktem – und verbotenem – Wild-Parken an der Landstraße und in Waldeinfahrten führen. Auf dem Wilden Weg selbst bleibt die Einbahnstraßen-Regelung bestehen, da laut Lammertz gerade an den Engstellen im Begegnungsverkehr die gebotenen Abstände nicht eingehalten werden können.
Die Ranger werden unterwegs sein und unter anderem auf die Einhaltung der Ge- und Verbote im Schutzgebiet achten. Auch die Ordnungsämter werden laut Lammertz im Einsatz sein. Vergehen ahnden können die Ranger jedoch nicht. Ihnen bleibt, Nummernschilder zu notieren und gegebenenfalls Personalien festzustellen.
Anschließend können die Vorgänge dann zur Anzeige gebracht werden. Das sei zwar das letzte Mittel, sagt Lammertz. Doch das sei 230-mal im vergangenen Jahr genutzt worden. Darunter sei auch das grob fahrlässige Verhalten einer Gruppe gewesen, die im Sommer abseits der Wege und umgeben von trockenen Fichten ein Lagerfeuer entzündet habe.
Der dringende Rat von Lammertz ist, die Schwerpunkte zu meiden: „Der Wilde Kermeter ist nicht das allein glücklich Machende.“ Der Nationalpark umfasse mit seinen 11.000 Hektar ohnehin nur zwei Prozent der Fläche der Eifel. Da sei es durchaus möglich, nicht ganz so populäre Routen zu wählen – auf denen man über lange Strecken allein unterwegs sein und die Natur genießen könne. (rha/sev)