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Nach 50 Jahren soll Schluss seinSkilift in Hellenthal wird abgerissen

Lesezeit 6 Minuten

Der Motor ist defekt und muss neu gewickelt werden. Eine Reparatur, die aufwendig und teuer ist. Die Anlage aus den 1970er-Jahren soll auf Wunsch der Gemeinde stillgelegt werden.

  1. Der Skilift am Weißen Stein hat einen Motorschaden. Nach fast 50 Jahren Betrieb soll er im Sommer abgerissen werden.
  2. Die Reparatur der in die Jahre gekommenen Technik ist kein Schnäppchen, Ersatzteile sind nicht ohne Weiteres zu bekommen.
  3. Liftbetreiber Otto Sajonskowski übt jedoch Kritik an dem Abriss.

Hellenthal-Udenbreth – Für die Skifahrer und Liftbetreiber Otto Sajonskowski kommt’s ganz dicke: Die Saison war ohnehin zum Vergessen. Als am Wochenende endlich mal ein bisschen Schnee lag und die Lifte in Betrieb gehen konnten, streikte die Technik der beinahe 50 Jahre alten Anlage.

Ein Motorschaden beendet nun offenbar die 1972 mit dem Bau des Lifts begonnene Ära des Alpinsports am Weißen Stein.

Die Reparatur der in die Jahre gekommenen Technik ist kein Schnäppchen, Ersatzteile sind nicht ohne Weiteres zu bekommen. Zudem ist aufgrund der doch eher seltenen Schneefälle in den vergangenen Jahren die Zahl der tatsächlichen Betriebstage gering und somit die Zahl der Besucher, die zum Ski- oder Schlittenfahren auf die Piste kommen können.

Skilift soll im Sommer abgerissen werden

Aktuell steht bei Bürgermeister Rudolf Westerburg das Telefon nicht mehr still, nachdem er verkündet hat, dass zumindest der Skilift seine Dienste getan hat. Im Sommer soll er abgerissen werden. Die Entscheidung trifft bei Liftbetreiber Otto Sajonskowski auf Unverständnis: „Man muss mal überlegen, was da alles dranhängt. Wenn Schnee liegt, wird das hier gut besucht.“ Von dem geplanten Abriss habe er per SMS von der Verwaltung erfahren, ohne dass Rücksprache mit ihm gehalten worden sei, sagt der Pächter.

Betrieb rechnet sich nicht mehr

Dass die Entscheidung, den Skilift dichtzumachen , nicht so überraschend getroffen wurde, wie es vielleicht scheint, erläutert hingegen der Bürgermeister. Demnach habe der Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Tourismus das Thema schon vor einiger Zeit diskutiert. Das Ergebnis, so Westerburg: „Wenn größere Reparaturen durchgeführt werden müssen, dann war es das für den Alpinsport.“ Denn der Betrieb des Skilifts rechne sich aus mehreren Gründe nicht mehr, erklärt er.

Als einen Punkt nennt Westerburg die topografische Lage Udenbreths, die eine Aufrechterhaltung des Alpinsports in der Gemeinde erschwere. „Es fällt zwar viel Schnee, aber durch die Nähe zum Meer kommt dann auch schnell wieder warme Luft, und es taut da oben oder man hat Matschwetter.“

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Hinzu komme das veränderte Verhalten der Besucher. Diese nutzten inzwischen immer weniger die Mittelgebirge, sondern führen zum Skifahren weiter in den Süden. Und schlussendlich sei die Anzahl der Tage, an denen die Anlage am Weißen Stein tatsächlich in Betrieb sei, zu gering. Der statistische Mittelwert belaufe sich auf drei bis maximal zehn Betriebstage.„Das ist eine vollkommen unwirtschaftliche Situation“, so Westerburg.

Überprüfung des Tüv kostet 1500 Euro

Die im zweijährigen Turnus stattfindende Überprüfung des Tüv Rheinland schlägt laut dem Bürgermeister mit 1500 Euro zu Buche. Dabei gehe die Gemeinde in Vorkasse und stelle es Pächter Otto Sajonskowski später in Rechnung. Dieser bekomme das Gelände kostenfrei von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, so Westerburg. Auch für alle größeren Investitionen komme diese auf – etwa für die alle vier Jahre durchgeführte magnetinduktive Seilprüfung, bei der das 780 Meter lange Seil des Lifts auf Risse und Defekte untersucht wird.

Mehr als 2000 Euro müssten dafür kalkuliert werden, sagt Westerburg. Eine größere Investition würde auch die Reparatur des Motors am Skilifts. 4500 bis 5000 Euro netto wären nach Angaben Westerburgs dafür zu kalkulieren. Denn durch das Alter der Anlage seien Ersatzteile nur schwer bis gar nicht erhältlich. „Vergleichbare Lifte kämpfen alle mit dem gleichen Problem“, so Westerburg. So müsse der defekte Motor ausgebaut und an eine Spezialfirma geschickt werden, die ihn dann neu wickele.

Kein Verständnis bei Betreiber und Pächter Sajonskowski

Bei Getriebeteilen oder den Gehängen sieht es etwas besser aus – aber auch nur etwas. Als vor rund zehn Jahren der Skilift im benachbarten Hollerath stillgelegt wurde, habe man die Komponenten als Ersatzteile für die baugleiche Anlage in Udenbreth verwahrt. So konnte etwa 2015 das Getriebe aus Hollerath am Weißen Stein wiederverwendet werden. Doch dieser Vorrat geht zur Neige, wie Westerburg erläutert: „Das Lager ist nahezu ausgebrannt. Zum Beispiel ist deshalb nicht mehr die Original-Anzahl an Gehängen am Lift.“

Was vom Wintersport bleibt

Die Skipiste in Hollerath gibt es seit etwa zehn Jahren nicht mehr, und auch von der 1935 eingeweihten Sprungschanze sind nur ein paar Bruchstücke übrig. Nun könnte der 1972 gebaute Schlepplift in Udenbreth ebenfalls bald der Vergangenheit angehören.

Geblieben ist der Gemeinde Hellenthal noch der Rodellift am Weißen Stein, dessen Motor derzeit allerdings repariert werden muss. Ebenfalls in der Gemeinde, in Hollerath, steht das Clubhaus des Skiclubs Bonn, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Eifel aktiv ist. 2014 wurde zudem eine 40 Meter lange Kinder-Sprungschanze vom Verein gebaut. Diese soll laut Aussage des zweiten Vorsitzenden Sascha Kukulka nach Reparaturen aber auch weiterhin genutzt werden.

Die Gemeinde Hellenthal sei auch ohne den Alpinsport im Bereich Wintertourismus gut aufgestellt, erläutert Bürgermeister Rudolf Westerburg. Mit dem Rodellift, der von einem privaten Pächter betrieben werde, habe man am Weißen Stein ein hochattraktives Angebot. Dreiviertel der Besucher seien sowieso Rodler, keine Skifahrer. Zudem gebe es drei gespurte Loipen in Hellenthal, Udenbreth und in diesem Jahr zum ersten mal grenzübergreifend in Losheimergraben.

In Hollerath und Udenbreth habe die Gemeinde einen 2,5 und drei Kilometer langen Schneewanderweg präpariert. „Wir haben weiterhin ein gutes Angebot“, betont der Bürgermeister. (hab)

Bei allen Argumenten für die Aufgabe des Alpinsports am Weißen Stein – für Betreiber und Pächter Otto Sajonskowski ist sie dennoch unverständlich. Gerade erst war am vergangenen Wochenende der Skilift aus dem Winterschlaf geholt worden, da zum ersten Mal in dieser Saison genug Schnee lag, damit Skifahrer und Rodler auf ihre Kosten kamen.

„Die Lage ist bescheiden, aber nicht hoffnungslos“, stellt Sajonskowski fest. Statt mit 4500 bis 5000 Euro rechnet der Schleidener mit rund 2000 Euro, die für die Reparatur des kaputten Motors anfallen dürften. Dazu komme eventuell eine zusätzliche Tüv-Nachprüfung, sagt er. Dennoch sollte dies kein Grund sein, den Betrieb gleich abzuschreiben.

Sajonskowski findet der Lift kann in kommenden Jahren noch genutzt werden

Die Zahl der Betriebstage sei von 30 bis 35 Tagen auf rund zehn Tage gesunken, bestätigt er. Wetterbedingt solle sich künftig mehr auf den Rodelbereich konzentriert werden. Ob der Betrieb langfristig Zukunft habe, wisse er auch nicht – aber für die kommenden Jahre könne die Wetterlage noch ausgenutzt werden, befindet der Pächter.

Ersatzteile aus Hollerath seien bis auf das Getriebe und ein paar Gehänge keine angekommen, versichert er. Und eine Kostenbeteiligung der Gemeinde gibt es laut seiner Aussage nicht: „Wir bekommen das Gelände pachtfrei. Aber den Tüv und die Wartungs- und Reparaturkosten zahlen wir.“ 45 Euro pro Stunde zahle man zudem für die von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Pistenraupe samt Fahrer.

Die Gemeinde komme vertraglich für größere Reparaturen auf. „Aber was sind größere Reparaturen?“, fragt Sajonskowski. Von Rendite könne für ihn keine Rede sein. Die Gemeinde müsse sich überlegen, was eine Aufgabe des Betriebs für das Hellenthaler Land bedeute.