Die Berufs- und Kreishandelsschule war 1955 in Kall eröffnet worden. Nun trafen sich sieben Frauen und ein Mann und blickten zurück auf die Schulzeit.
Erster Schultag 195570 Jahre nach der Gründung trafen sich ehemalige Handelsschüler in Kall

Sieben Frauen und ein Mann aus dem ersten Jahrgang der Handelsschule trafen sich bei Schulleiter Holger Mohr (hinten.r.).
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Vor 70 Jahren, am 1. April 1955, wurde die Berufs- und Kreishandelsschule in Kall eröffnet. In den Räumen des Nachfolgers, im Berufskolleg Eifel, trafen sich jetzt sieben Frauen und ein Mann, die damals zu den ersten Schülern gehört hatten. Zusammen mit dem heutigen Schulleiter des Berufskollegs, Holger Mohr, wurden Erinnerungen und Anekdötchen ausgetauscht und alte Fotos bestaunt.

Auch Singen stand neben Musik und Tanz auf dem Stundenplan der Handelsschule in Kall.
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„Der damalige Oberkreisdirektor Felix Gerhardus und der frühere Amtsdirektor Werner Rosen, der mein Cousin war, haben sich seinerzeit für eine Kreishandelsschule in der Eifel eingesetzt“, erzählt Rita Rosen, die das Treffen mit Gudrun Wilms-Reinking organisiert hatte.
Schule musste mehrfach erweitert werden
Am 24. Oktober war der Grundstein für das heutige Berufskolleg Eifel im Weiherbenden in Kall gelegt worden. Im April 1954 wurde die Schule eingeweiht und bereits wenige Monate später ein Erweiterungstrakt eröffnet. Die ersten Schüler der Handelsschule wurden 1955 aufgenommen. Bereits 1960 wurde dann der Grundstein für einen weiteren Erweiterungsbau gelegt, der zwei Jahre später bezogen wurde.

In den Gebäuden der ehemaligen Handelsschule ist heute die Nikolaus-Förderschule untergebracht
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Weil die Schülerzahl weiter stieg, kamen 1971 Klassenräume und Werkstätten hinzu. 1978 kam die neue Sporthalle hinzu. Die Gebäude im Weiherbenden wurden 1999 aufgegeben und von der St. Nikolaus Förderschule übernommen.
Zerstörungen durch die Flut vor Augen geführt
Zu dem Treffen mit Holger Mohr waren Helma Schmitz und Marianne Löhr (beide aus Reifferscheid) Wolfgang Dornseiffer (Hellenthal), Hanna Sigel (Lommersdorf), Irmgard Hörnchen (Eichen), Marianne Marquardt (Kall) sowie Rosen (Blankenheimerdorf) und Wilms-Reinking (Lindweiler) gekommen. Der Schulleiter führte den Besuchern mit einem kurzen Film die Zerstörungen durch die Flut 2021 vor Augen, an deren Beseitigung immer noch gearbeitet werde. „Leider sind bei der Katastrophe auch viele alte Dokumente und Klassenbücher untergegangen“, sagte Mohr.
„43 Schüler, 27 Mädchen und 16 Jungen waren bei uns im Jahrgang“, erzählte Wilms-Reinking. Alle seien zwischen 14 und 18 Jahre alt gewesen und hätten vorher eine Aufnahmeprüfung ablegen müssen, denn es gab 110 Bewerbungen. Aktuell, so Mohr, habe die Höhere Handelsschule rund 120 Schüler.
Zu Fuß und dann weiter mit dem Bus zur Schule
Zur Schule nach Kall seien sie mit dem Zug, dem Schienbus oder dem Bus gekommen. „Ich musste erst zu Fuß vier Kilometer nach Tondorf gehen. Dann bin ich mit dem Bus nach Zingsheim gefahren und habe dort eine halbe Stunde auf den Bus nach Kall gewartet“, erzählte Wilms-Reinking. Die Schule habe von 7.15 Uhr bis 13.30 Uhr gedauert. „Das war schon ein langer Tag, ehe man wieder zu Hause war“, meinte Sigel.
Auf dem Stundenplan standen unter anderem Singen, Kochen, Handarbeit, Schreibmaschine, Theater, Bürgerkunde, Betriebswirtschaft, Turnen, Musik und Englisch. Die Schulzeit dauerte zwei Jahre. Lehrer Valentin Krämer aus Blumenthal, der später Direktor der Schule war, ist allen noch in bester Erinnerung. „Mit den Lehrern sind wir gut ausgekommen und haben viel gelacht“, so Dornseifer.
Marquardt blieb nach ihrer Schulzeit an der Handelsschule, Dornseifer war später Sparkassendirektor in Wuppertal. Drei Schülerinnen wechselten zum Kreis Schleiden. Rosen wurde später Professorin, Wilms-Reinking Museumspädagogin. „Insgesamt leben heute noch rund 20 Schüler und Schülerinnen des ersten Jahrgangs“, so Dornseifer. Aber nicht alle seien so fit, dass sie nach Kall kommen könnten. „Wir haben uns nie aus den Augen verloren und uns alle paar Jahre getroffen.“ Das wollen sie, wenn es die Gesundheit zulässt, auch weiter tun.