Hans-Joachim Hellwig wird nach rund 36 Jahren als Pfarrer in Kall verabschiedet. Sein Nachfolger wird Pfarrer Klemens Gößmann aus Krefeld.
Akzente gesetztHans-Joachim Hellwig wird nach 36 Jahren als Pfarrer in Kall verabschiedet
„Es gibt nichts Größeres, als Menschen zu Gott zu führen“, nennt Hans-Joachim Hellwig den Hauptgrund, warum er Priester geworden ist. Nach rund 36 Jahren als Seelsorger in Kall wird er am Sonntag um 10.30 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes feierlich verabschiedet. Sein Nachfolger wird Pfarrer Klemens Gößmann aus Krefeld. „Ich habe es nie bedauert, nach Kall gekommen zu sein“, betont der 71-Jährige, der als Subsidiar für die Region Eifel weiter als Priester einspringen wird, wenn er gebraucht wird.
Geboren wurde Hans-Joachim Hellwig am 19. November 1951 in Husum. „Im Alter von zwei Jahren sind wir nach Mönchengladbach gezogen, wo mein Vater eine Gärtnerei übernommen hatte“, erzählt der Priester.
Kaller Pfarrer ist auch ausgebildeter Steuerassistent
Nach dem Besuch der Volks- und der Handelsschule machte Hellwig eine Ausbildung zum Steuerassistent: „Weil ich Priester werden wollte, habe ich parallel zur Arbeit mein Abitur nachgemacht.“ Dazu besuchte er das Abendgymnasium in Rheydt-Odenkirchen und anschließend das Spee-Kolleg in Neuss.
Danach studierte Hellwig Theologie in Bonn und Freiburg, ehe er dann 1980 von Bischof Klaus Hemmerle im Aachener Dom zum Priester geweiht wurde. Im Anschluss war der geborene Husumer als Kaplan in den Pfarreien St. Maria Himmelfahrt in Mönchengladbach-Neuwerk und anschließend an St. Klemens in Viersen-Süchteln tätig.
Im November 1987 wurde der Geistliche dann von Dechant Werner Schnabel aus Zingsheim als Nachfolger von Pfarrer Albert Hoss feierlich in die Pfarre St. Nikolaus in Kall eingeführt. „Als Kind habe ich mit meinen Eltern einige Ausflüge in die Eifel gemacht“, erzählt der 71-Jährige. Dabei habe er sich stets sehr wohl gefühlt und die Natur genossen.
Deshalb habe er auch nicht lange gezögert, als ihm die Stelle in der Eifel angeboten worden sei. „In Kall konnte man damals als Pfarrer noch einige Akzente setzen. Ich habe zum Beispiel die Pfadfinder neu gegründet und die Matthias-Bruderschaft ins Leben gerufen“, erinnert sich der 71-Jährige.
Die Eifel bezeichnet der Pfarrer als „Gottes eigenes Land“
Eine Wallfahrt durch die Eifellandschaft ist für Hellwig bis heute „ein Traum“: „Man ist dem Himmel in der Eifel ein bisschen näher.“ Auch deshalb habe er sie schon einmal als „Gottes eigenes Land“ bezeichnet. Seine Eltern Alfred und Gertrud zogen mit ihm in das Kaller Pfarrhaus: „Mein Vater sagte damals: ,Ich komme aber nur, wenn es auch einen Garten gibt'.“
Hellwig war von 1989 bis 1998 Regionalpfarrer für die Region Eifel, ehe er das Amt des Regionaldekans für die Bistumsregion Eifel übernahm. Ferner war er Mitglied des Priesterrates und des Kirchensteuerrates beim Bistum in Aachen.
Fünf Jahre, von 1992 bis 1997, war der 71-Jährige als Pfarrer von St. Agnes in Mechernich-Bleibuir und ein Jahr in St. Martin in Mechernich-Eicks tätig. 2002 übernahm er zudem die Verantwortung für die Pfarren St. Antonius Dottel/Scheven und St. Dionysius in Keldenich.
Pfarrhaus in Kall war bei der Flut beschädigt worden
Zwei Jahre später wurde der Kaller Pfarrer im Aachener Dom von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff zum nicht residierenden Domkapitular ernannt. 2006 übernahm er den Vorsitz im neu gegründeten Kirchengemeindeverband (KGV) Düren-Eifel, später dann auch den im KGV Kall-Steinfeld und im KGV „Heiliger Hermann Josef“ Steinfeld.
Nach der Flut 2021 musste Hellwig umziehen, weil auch das Pfarrhaus von den Wassermassen geflutet worden war: „Eine Frau hat mir dann in Kall ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Das Pfarrbüro wurde im Pfarrheim untergebracht.“ Später zog der Pfarrer in eine Wohnung in der Straße „Am Hammerwerk“, wo er bis heute lebt.
Besonders gern erinnert sich der Geistliche an religiöse Wochen, „in denen morgens um 6 Uhr schon 100 Menschen in der Kirche waren“, an die vier Primizen in Kall und an die Fahrten mit den Messdienern nach Rom und Assisi. Auch langjährige Wegbegleiter seiner Arbeit wie der Küster Bernhard Stoffels und die aktuelle Regionalkantorin Holle Görtz wird er sicherlich nicht vergessen.
Gemeinde noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben
Die Arbeit mit Jugendlichen hat Hellwig immer sehr viel Freude bereitet. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass er viele Gesellschaftsspiele im Schrank stehen hat: „Ich liebe die Geselligkeit beim Spielen.“
„Seit der Corona-Zeit habe ich gemerkt, dass meine Kräfte nachlassen“, sagt Hellwig. Deshalb sei er auch erleichtert, die Verantwortung abgeben zu können: „Ich bin aber auch froh, dass ich die geplanten Veränderungen in der Kirche nicht mehr umsetzen muss. Vieles wird bürokratisiert, die Einheiten immer größer.“ Sehr froh ist Hellwig, dass mit Pfarrer Gößmann ein Nachfolger für ihn gefunden wurde: „Das ist nicht selbstverständlich.“
Auf seine bevorstehende Verabschiedung freut sich der Pfarrer, der weiter in Kall wohnen wird: „Ich möchte Dank sagen für all die Unterstützung, die ich in den Jahrzehnten erlebt habe. Aber ich möchte auch in die Zukunft blicken und der Gemeinde noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben.“
Mehr als 100 Zoologische Gärten besucht
Aufgaben für die nächste Zeit hat er reichlich: „Ich habe noch viel aufzuarbeiten und muss einiges wegwerfen. Mein Arbeitszimmer sieht grauenhaft aus.“ Außerdem will er noch mehr als bislang theologische Fachliteratur lesen.
Und da hat Hellwig ja noch eine Leidenschaft, die sich im Kindesalter entwickelt hat: „Wir haben in Mönchengladbach nicht weit von einem kleinen Zoo entfernt gewohnt. Weil wir eine Jahreskarte hatten, bin ich oft dort gewesen.“
Seit 1970 hat er mehr als 100 Zoologische Gärten auf der ganzen Welt besucht und Bilder gemacht: „Ich habe Fotos von allen Arten, die in Zoos gezeigt werden.“ Kein Wunder, dass er sich bei Tierarten gut auskennt. Von jedem Ausflug in einen Tierpark hat der Kaller Infomaterial mitgebracht. Das füllt mittlerweile ein ganzes Regal.
Hellwig hat bei seinen Reisen auch einige Arten festgehalten, die man heute in keinem Tierpark mehr findet: „Dazu gehören beispielsweise die Flachkopfkatze, die Grant-Gazelle und Topi-Antilopen.“ Und der Zoo in Tromsø in Norwegen sei der einzige, in dem eine Bartrobbe lebe.