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Sanierung dauert nochBürgerhalle Kall wird erst 2025 fertig – Sorgen beim Betreiberverein

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Personen blicken auf einen Bauplan der Bürgerhalle Kall, der von Hermann-Josef Esser (3.v.r.) und Stefan Kupp (3.v.l.) gehalten wird.

Bei einem Ortstermin an der Kaller Bürgerhalle verschafften sich Bürgermeister Hermann-Josef Esser (3.v.r.) und Vorstandsmitglieder des Bürgervereins um den Vorsitzenden Stefan Kupp (3.v.l.) ein Bild vom Fortgang der Sanierungsarbeiten.

Die Gemeinde Kall und der Betreiberverein peilen das erste Quartal 2025 für die Wiedereröffnung der Bürgerhalle an der Auelstraße an.

Wie viele Hausbesitzer in der Region ist auch Stefan Kupp seit der Flutkatastrophe vor drei Jahren zu einem echten Experten in allen Fragen rund ums Bauen und Sanieren geworden – obwohl ihm die fragliche Immobilie gar nicht gehört. „Die Bürgerhalle ist im Eigentum der Gemeinde Kall, aber wir sind Bauherr bei diesem 2,6-Millionen-Euro-Projekt“, sagt Stefan Kupp.

Ein dickes Lob bekommt Kupp von Gottfried Schnitzler, dem Schatzmeister des Kaller Bürgervereins: „Unser Vereinsvorsitzender hat sich da richtig reingearbeitet. Bei den alle 14 Tage stattfindenden Bau-Besprechungen merkt man, dass er zu einem echten Fachmann geworden ist.“ Denn der Bürgerverein, der die traditionsreiche Versammlungsstätte gegenüber dem Sportplatz in Kall seit Anfang 1987 betreibt, hat auch bei der derzeit laufenden Sanierung des Gebäudes „den Hut auf“.

Ungeduld in Kall ist groß: Wann findet die Wiedereröffnung statt?

„Man wird ja ständig im Ort drauf angesprochen, wie und vor allem wann es bei der Sanierung weitergeht“, berichtet Kupp, der auch Ortsvorsteher und Chef des Kaller Vereinskartells ist: „Daher bin ich sehr froh, dass man die Baufortschritte jetzt auch endlich sehen kann.“

Bauhandwerker sind mit der Sanierung der Dachkonstruktion der Bürgerhalle in Kall beschäftigt.

Derzeit wird die Dachkonstruktion der Kaller Versammlungsstätte ertüchtigt. Später soll noch eine Photovoltaikanlage installiert werden.

Bei aller Freude über das bereits Erreichte: Bis das erste Bier in der dann runderneuerten Bürgerhalle gezapft werden kann, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. „Wir peilen derzeit das erste Quartal 2025 an, aber für den Karneval wird es nach dem aktuellen Stand des Bauzeitenplans wohl nicht reichen“, bedauert Kupp. Im vergangenen Jahr war man noch davon ausgegangen, dass die Sanierung bis Ende 2024 abgeschlossen sein könnte. Begonnen wurde sie mit dem Einbau neuer Fenster bereits im Januar des vergangenen Jahres.

Neben der Beseitigung der Flutschäden wird die Bürgerhalle jetzt auch technisch fit für die Zukunft gemacht. „Wenn wir nur das Nötigste gemacht hätten, wären wir schon fertig“, meint Bürgermeister Hermann-Josef Esser, der ebenfalls zum Ortstermin in die Auelstraße gekommen ist: „Mit der umfangreichen Sanierung sichern wir aber den Betrieb für die nächsten Jahre und Jahrzehnte.“

Bürgerhalle Kall produziert künftig den Strom für die Wärmepumpe

Derzeit laufen die Arbeiten zur Sanierung und Ertüchtigung der Dachkonstruktion. Das regenreiche Frühjahr hat hier zu einer weiteren Verzögerung der Arbeiten geführt. „Trotz des Risikos, dass es ins Gebäude hineinregnet, mussten wir die Arbeiten aber jetzt beginnen“, so Kupp weiter. Weil der neue Fußboden inklusive Fußbodenheizung noch nicht verlegt ist, sei dieses Risiko jedoch kalkulierbar.

„Zum Einbau der neuen Lüftungsanlage musste das Dach etwas angehoben werden“, berichtet Frank Zurawski vom gleichnamigen Planungsbüro in Schweinheim: „Um die aktuellen Anforderungen des Wärmeschutzes zu erfüllen, musste außerdem die Dämmstärke deutlich erhöht werden“, so der Planer. Zuvor waren bereits die asbesthaltigen Teile der alten Dachkonstruktion und -eindeckung zurückgebaut und fachgerecht entsorgt worden. Auf dem Dach wird später noch eine Photovoltaikanlage installiert, die den Strom für die neue Heizung produzieren soll.

Es ist eine große Herausforderung, den Verein in Zeiten fehlender Einnahmen am Leben zu halten. Zuerst hatten wir Corona, dann kam die Suppe.
Gottfried Schnitzler, Schatzmeister des Bürgerveins Kall

„Früher hatten wir hier eine Gastherme, künftig wird die Bürgerhalle mit einer modernen Luft-Wärmepumpe auf Temperatur gebracht“, berichtet Esser. „Für uns als Gemeinde ist es insgesamt sehr wichtig, dass wir bei der Sanierung aufs Klima und die Nachhaltigkeit achten. Von daher ist die Ertüchtigung eines bestehenden Gebäudes in der Klimabilanz weitaus günstiger als ein Neubau.“

Etliche Firmen aus Kall arbeiten an der Sanierung der Bürgerhalle mit

Der Bürgermeister macht aber auch klar, dass damit in der Folge auch höhere Kosten verbunden sind: „Die Gebäudetechnik macht inzwischen ja bei allen Bauprojekten einen erheblichen Anteil an den Baukosten aus, das ist hier nicht anders.“ Positiv sei hingegen, dass etliche Kaller Firmen an den Arbeiten beteiligt seien. „Dadurch bleibt die Wertschöpfung in der Region“, freut sich der Bürgermeister. Den Eigenanteil der Gemeinde an den Baukosten versuche man dennoch „möglichst gering“ zu halten, so Esser.

Sorgen macht sich der Bürgerverein unterdessen nicht um die Finanzierung der aktuell laufenden Bau- und Sanierungsarbeiten, sondern um die Zukunft des Vereins. „Die Provinzial-Versicherung stand bei der Sanierung fest an unserer Seite. Es ist aber eine sehr große Herausforderung, den Verein in Zeiten fehlender Einnahmen am Leben zu halten“, berichtet Schatzmeister Schnitzler, denn ein „normaler“ Betrieb der Bürgerhalle sei schon seit mehreren Jahren nicht mehr möglich: „Zuerst hatten wir Corona, dann kam die Suppe.“


Bürgerverein Kall sucht neue Mitglieder

Aufgabe des Kaller Bürgervereins ist der Betrieb der Bürgerhalle in der Auelstraße. „Bei der Vereinsgründung Mitte der 80-er Jahre hatten wir rund 200 Mitglieder – aktuell sind es nur noch knapp 60“, bedauert Schatzmeister Gottfried Schnitzler.

Weil der Verein nicht als gemeinnützig anerkannt ist, sei das Spendenaufkommen gering, so Schnitzler: „Neue Mitglieder würden uns da schon mehr helfen, zumal die alten Recken irgendwann den Stab an jüngere Kaller abgeben werden.“

Auch Vereinschef Stefan Kupp richtet einen eindringlichen Appell an die Kaller Bürgerschaft, sich künftig stärker für den Fortbestand des Vereins und damit den Betrieb der Bürgerhalle zu engagieren: „Ich wünsche mir, dass ganz Kall Verantwortung für die neue Bürgerhalle übernimmt.“