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Kein BrandschutzGemeinde Kall hat Mietern der ehemaligen Milz-Hallen gekündigt

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf die Milz-Hallen aus der Vogelperspektive. Auf dem Dach ist eine große Solaranlage zu sehen.

Der Rohbau vorne an der Straße soll abgerissen werden. Die Solaranlage auf dem Dach der alten Milz-Hallen hat aber noch einige Jahre eine Betriebserlaubnis.

Weil die früheren Milz-Hallen gesetzliche Vorgaben nicht erfüllen, hat die Gemeinde Kall den Mietern gekündigt und auf Einnahmen verzichtet.

Der Kauf der alten Milz-Hallen am Hallenbad in Kall kostet die Gemeinde Kall mehr Geld als geplant, weil sie auf Mieteinnahmen und Gewerbesteuer verzichten muss. Die Gemeinde hatte den Mietern im vergangenen Jahr gekündigt, obwohl die Hallen wegen einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wohl erst 2030 abgerissen werden können. „In einem Gespräch mit einem ehemaligen Mieter war über die Jahre hinweg von rund einer Million Euro die Rede, die an Mieten und Gewerbesteuer verloren geht“, schreibt ein Kaller. Die Gemeinde kann zu der Höhe der Kosten nichts sagen, betont aber, dass sie die Mietverhältnisse habe beendigen müssen, weil die Hallen gesetzliche Vorgaben nicht mehr erfüllt hätten.

Die Firma Milz war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden und hatte sich auf die Herstellung und Montage von Stahlbetonfertigteilen, die Planung und Konstruktion von Bauteilen und die Errichtung von Gebäuden spezialisiert. Ende der 1980er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt und die Hallen später vermietet.

Die Gemeinde Kall hatte die alten Milz-Hallen Ende 2023 gekauft

Die Gemeinde hatte die alten Gebäude Ende 2023 mit dem Ziel gekauft, sie abzureißen und das Areal für den Hochwasserschutz, den Urftauenpark und für eine Wohnbebauung zu nutzen. Nach dem Kauf der Hallen waren nach Angaben der Verwaltung umfangreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt worden.

Ein kompletter Abriss der Hallen ist wegen der Photovoltaikanlage nicht so einfach möglich. Deswegen hatten SPD, FDP und Grünen im vergangenen Jahr beantragt, zumindest den Rohbau eines Gebäudes direkt an der Straße abzureißen, auf dem keine Module angebracht sind. Der Rohbau sei ein Schandfleck für das Baugebiet und mindere den Wert der umliegenden Grundstücke, hatte Emmanuel Kunz (SPD) den Antrag unter anderem begründet.

Kaller Ampelkoalition fordert Abriss eines Gebäudeteils

Doch die Verwaltung äußerte Bedenken: Auch ein Teilabriss sei wegen der Photovoltaikanlage auf der angrenzenden Dachfläche schwierig. Eine erneute Installation der Anlage auf dem vorhandenen Dach werde aufgrund des Alters der Dacheindeckung sowie dann einzuhaltender statischer Vorgaben nicht ohne Weiteres möglich sein. Darüber hinaus werde ein Teilabriss des Gebäudekomplexes unverhältnismäßig höhere Kosten verursachen als ein Gesamtabriss. Ein Planer soll nun den Abriss prüfen und die Kosten ermitteln. Bürgermeister Hermann-Josef Esser will sicherstellen, dass ein Abriss zum jetzigen Zeitpunkt keine Auswirkungen auf die beantragte Förderung für den Urftauenpark hat.

„Ich habe mit einem Mieter gesprochen, der sehr gerne in Kall geblieben wäre“, schreibt der Kaller. Er habe über die Angelegenheit auch mit einem Ratsmitglied gesprochen: „Der sagte auch, es sei unglücklich gelaufen.“

Die Alternativen: „In Abrissgebäude investieren oder Mietern kündigen“

„Die Nutzung der Hallen war baurechtlich nicht mehr möglich“, erklärte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Kaller Bürgermeisters. Unter anderem sei der Brandschutz nicht mehr gewährleistet gewesen. Gleiches gelte für die ordnungsgemäße Niederschlagswasserbehandlung. „Wenn ein Privatmann die Augen zudrückt, ist das seine Sache. Aber wir als Gemeinde müssen uns an Recht und Gesetz halten“, betonte Auel.

„Wir hatten also nur die Wahl, in ein Abrissgebäude zu investieren oder den Mietern zu kündigen. Sonst wäre wohl das Kreisbauamt tätig geworden“, sagte der Vertreter des Bürgermeisters. Man habe die Mieter aber nicht von heute auf morgen auf die Straße gesetzt, sondern mit Vorlauf, und habe ihnen auch Unterstützung angeboten.

Auf die Mieteinnahmen müsse die Gemeinde nun in der Tat verzichten. Bei der Gewerbesteuer seien die Einbußen aber nicht so hoch, weil einige der Mieter andere Räume in der Gemeinde gefunden hätten.

Auf dem Gelände neben dem Hallenbad sollte ursprünglich eine Klimaschutzsiedlung errichtet werden. Doch weil der Bereich im Juli 2021 überflutet worden war, musste die Planung angepasst werden. „Jetzt sind dort ein Wall mit einer Freifläche und nur einige wenige Häuser vorgesehen“, sagte Auel. Eine detaillierte Planung für den Urftauenpark liegt aktuell noch nicht vor.