1600 Besucher kamen zur Oldienacht zugunsten der Hilfsgruppe Eifel nach Kall und feierten die Auftritte von Truck Stop und Spirit of Smokie.
Konzert für guten ZweckDie Stimmung bei Kaller Oldienacht war trotz Starkregen super
Auch ein zwischenzeitlicher Starkregenschauer konnte die Stimmung nicht trüben: Rund 1600 Besucher kamen zur 24. Oldienacht zugunsten der Hilfsgruppe Eifel nach Kall. Dort fand der Livemusikabend zum zweiten Mal auf dem Papstar-Gelände statt.
Bei Fabian Dederich und seinen Kumpels war bei der Oldienacht auch die Vorfreude auf die Kirmes in ihrem Heimatort Pesch spürbar. Denn den Erlös der Traditionsveranstaltung spendet der Junggesellenverein, dessen Vorsitzender Dederich ist, seit elf Jahren stets an die Hilfsgruppe – und erhält als Dankeschön Freikarten zur Oldienacht. So war es auch in diesem Jahr, als die Truppe sich mitsamt Kölsch-Fässchen gut gelaunt in Stimmung auf den Musikmarathon brachte. Acht Stunden Livemusik standen schließlich wieder auf dem Programm.
Papstar-Gelände in Kall hat sich für Oldienacht bewährt
Viele Jahre hatte die Oldienacht in Mechernich stattgefunden, bevor man zum Haus Dalbenden nach Urft umzog und daraus eine Open-Air-Veranstaltung machte. Doch dieser Platz war nach der Flutkatastrophe nicht bespielbar, so dass die Organisatoren 2023 zum ersten Mal aufs Papstar-Gelände in Kall ausgewichen waren.
Mittlerweile wäre der Platz in Urft zwar wieder bespielbar, doch die Ausweichadresse im Kaller Gewerbegebiet hat sich als die bessere Location erwiesen. „Hier stört die Oldienacht keinen Nachbarn, hier können die bleiben“, so Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser am Rande der Veranstaltung. Der Vorsitzende der Hilfsgruppe, Willi Greuel, bestätigte die Entscheidung.
Während sich nicht nur die Pescher Junggesellen, sondern auch einige vor allem männliche Oldienacht-Besucher mit Stetson-Westernhut auf die Country-Klassiker von „Truck Stop“ aus Norddeutschland freuten, war auch der gute Zweck des Abends ein Thema.
Hilfsgruppe Eifel spendet 150.000 Euro an drei Einrichtungen
Willi Greuel überreichte mit seinem Hilfsgruppen-Vorstandskollegen Helmut Lanio auf der Bühne Vertretern von drei Fördervereinen an Fachkliniken für die Therapie von an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen Zusagen für Spenden von jeweils 50.000 Euro. „Das ist der Erlös des heutigen Abends“, so Willi Greuel. Ausgewählt wurden, teilweise zum wiederholten Mal, das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße in Köln, die Uniklinik Bonn und das Klinikum Aachen. „Alle drei Kliniken behandeln auch Kinder aus der Eifel, deshalb helfen wir dort gerne“, so Greuel.
Die Hilfsgruppe hat in der Region zudem einige aktuelle Projekte, die entweder schon umgesetzt sind oder in den kommenden Monaten starten. Es geht etwa um betreute Wohngemeinschaften für teilweise mehrfach gehandicapte junge Erwachsene. Das Bundesteilhabegesetz, so Lanio, ermögliche die Gründung solcher WGs als Alternative zu einer Heimunterbringung. Geleitet werden sie etwa von den Caritas Lebenswelten Aachen oder Elterninitiativen. Derartige Wohngruppen gibt es unter anderem in Simmerath und Kleinhau bei Düren, in Kall ist eine Gruppe in Vorbereitung.
Zuschauerin singt auf der Kaller Bühne mit Dean Barton „Stumblin' in“
Bei den Fans vor der Bühne war das jedoch eher nicht das vorherrschende Thema. Sie waren aus dem gesamten Kreisgebiet und der Nachbarschaft angereist, um ab 16 Uhr das Programm zu erleben. Zunächst gab's „de Schlingele“ und „Different Strings“ im Wechsel auf Haupt- und Nebenbühne, danach sorgten „von Stülp“ und die „Stars of Rock“ für erste Stimmungshöhepunkte. Moderiert von Biggi Lechtermann, wurde der Zeitplan vergleichsweise gut eingehalten, gegen 24 Uhr war offizieller Schluss des Programms.
Für den Auftritt von „Spirit of Smokie“ um Frontmann Dean Barton, Sohn des 1995 bei Köln tödlich verunglückten „Smokie“-Bandleaders Alan Barton, hatten Fans auch weitere Anreisen auf sich genommen. Zum Beispiel Brigitte aus Ahaus. Sie folgte auch gerne dem Aufruf von Dean Barton, mit ihm gemeinsam einen der Hits zu singen. Doch nicht etwa „Alice“, das die Band, weil es so gut ankam, gleich mehrfach spielte, sondern „Stumblin' in“. Die 60-Jährige war nach ihrem Auftritt vor 1600 Zuschauenden sichtlich glücklich: „Es war einfach cool, ganz toll.“ Sieben Mal habe sie die Band, auch noch in der Originalbesetzung, bisher live erlebt – und jetzt das.
„Drums & Pipes“ aus Dreiborn waren Überraschungsgäste bei Oldie Night
Zwei weitere Überraschungsgäste kündigte Moderatorin Lechtermann im Anschluss an. Für die erste Gruppe wurden die Absperrgitter vor der Bühne weit geöffnet, denn, von der Seite kommend, zogen die „Drums & Pipes“ aus Dreiborn ein. Natürlich in Kilt, mit Bärenfellmütze und Dudelsäcken. Auch wenn es eigentlich eher Militärmusik ist – bei den Oldienacht-Fans kam der Musikzug bestens an, der auch Volksliedgut wie „Muss i denn zum Städtele hinaus“ spielte. Kilt-Träger sind offenbar auch außerhalb der Fanzonen der Fußball-Europameisterschaft gerade mächtig angesagt.
Reiner Jakobs, bekannt als „Singender Hirte“ aus Höfen, sang ebenfalls ein Ständchen. Jakobs unterstützt seit 32 Jahren den Förderkreis für krebskranke Kinder am Klinikum Aachen, für den er mit seinen adventlichen Singaktionen alleine im vergangenen Jahr 90.000 und 2022 die bisherige Rekordsumme binnen Jahresfrist in Höhe von mehr als 117.000 Euro an Spenden gesammelt hat.
Kostenlose Regencapes kamen beim Publikum der Kaller Oldie Night gut an
Dann war „Truck Stop“-Zeit, und die Stetson-Träger im Publikum sichtlich glücklich – auch wenn mit Schlagzeuger Teddy Ibing nur noch ein Gründungsmitglied aus dem Jahr 1973 dabei ist. Aber Deutschlands Country-Band Nummer eins hat eben auch in ihrem sechsten Jahrzehnt immer noch treue Fans. Den Truck-Stoppern folgte mit „Night Fever“ eine Bee-Gees-Coverband und für manche im überwiegend Ü-40-Publikum schöne Erinnerungen an glitzernde Disco-Kugeln und durchtanzte Nächte.
So gut wie abfallfrei ging die zweite Oldienacht auf dem Papstar-Gelände zu Ende. Wie im vergangenen Jahr funktionierte auch dieses Mal das Papstar-Nachhaltigkeitskonzept inklusive Geschirrrückgabe.
Auf noch positivere Resonanz stieß ein anderes Angebot: kostenlose Regencapes für die Besucher. Auch deshalb hatten nur wenige das Gelände beim starken Regenschauers zu Beginn des Abends verlassen. Ein zweites Angebot blieb da eher unbemerkt: Wärmende Decken wurden an die Besucher mit Handicap verteilt, die wie bei allen Oldienächten einen bevorzugten reservierten Sitzbereich nahe der Bühne hatten.