Philipp Sauter ist der neue Schulseelsorger am Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld. Der 37-Jährige will auch für die Lehrer-Elf Tore schießen.
Nach Lebenskrise ins KlosterPater Philipp Sauter ist der Jüngste im Kloster Steinfeld
Pater Philipp Sauter ist der neue Schulseelsorger am Hermann-Josef Kolleg (HJK). Der 37-Jährige verjüngt zugleich drastisch die kleine Ordensgemeinschaft im Kloster nebenan.
„Der nächstältere ist Ende 50“. Wenn Philipp Sauter sich den kleinen Kreis der aktuell acht Mitbrüder des Salvatorianerklosters Steinfeld ansieht, wird ihm klar, dass ein klösterliches Leben heute die Ausnahme geworden ist. 40 Brüder seiner Gemeinschaft gibt es noch in ganz Deutschland. Der neue Schulseelsorger am HJK ist ihr Jüngster. Ab der kommenden Woche werden ihn nach und nach die 678 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums kennenlernen, dem 50-köpfigen Kollegium hat sich Sauter am Freitag vorgestellt. Der Posten des Schulseelsorgers war seit fünf Jahren vakant.
Wie kommt ein sportlich wirkender 37-Jähriger dazu, sich ganz dem klösterlichen Leben und seinen Glauben zu widmen? Es sei ihm jedenfalls nicht in die Wiege gelegt worden, stellt der in Bad Waldsee bei Ravensburg geborene Sauter fest. Heizungsinstallateur hat er gelernt. Nach dem Zivildienst in Köln will er Rettungsingenieurwesen an TH in Köln studieren. Alles deutet auf ein normales, bürgerliches Leben hin.
Werkstudienplatz bei Automotive-Unternehmen gekündigt
„Und dann geriet ich 2013 in eine Lebenskrise.“ Sauter wirkt im Rückblick abgeklärt, möchte aber nicht zu sehr ins Detail gehen. Doch die Erschütterungen müssen für den damals 26-Jährigen existenziell gewesen sein. Er kündigt den begleitenden Werkstudienplatz bei einem Automotive-Unternehmen in Düsseldorf, unterbricht sein Studium kurz vor Abschluss der Bachelorarbeit und nimmt sich eine siebenwöchige Auszeit. Er kehrt in sein Heimatdorf zurück. Wie soll es weitergehen?
Eine Tante und Laiensalvatorianerin habe die Not ihres Neffen genau erkannt. „Jetzt kann dir nur noch Gott helfen“, erinnert sich Sauter an ihren Rat. Sie habe für ihn den Kontakt zum Salvatorianerkloster Lochau am Bodensee hergestellt. Sauter erinnert sich an den Tag genau: „Ich habe damals angefangen zu beten.“ Bei den Salvatorianern habe er Menschen getroffen, die ihn so nahmen, „wie ich bin“. Denen er in großer Not vertrauen konnte. „Ich war nicht gläubig. Die Kirche war mir egal. Den Kölner Dom habe ich besucht, weil man das eben in Köln so macht“, sagt Philipp Sauter.
Eine Chance hat sich ihm im Schutz des Klosters und betreut vom inzwischen verstorbenen Pater Walter geboten: „Ich habe mich dort selber kennengelernt. Was ich bin, was mich ausmacht.“ Und er fand zum Glauben an einen Gott, der ihm half, und der für ihn seitdem einen Namen hat: Jesus Christus.
Philipp Sauter stand 2014 vor der Klosterpforte in Lochau
Nach den sieben Wochen, die sein Leben verändert haben, schließt Philipp Sauter sein Bachelorstudium in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in der Fachrichtung Notfallseelsorge als Teilgebiet der Gefahrenabwehr ab. Er kündigt seine Wohnung, packt einen Koffer und steht 2014 erneut vor der Klosterpforte in Lochau.
Sechs Monate dauert die „Kandidatur“, in der sich Philipp Sauter prüfen soll: Würde er ein klösterliches Leben durchhalten? Er vertraut auf die Zuversicht, die ihm der Glaube gibt, und „die Liebe, die ich zu Jesus Christus gefunden habe“. Mit fünf weiteren Aspiranten beginnt er 2015 das einjährige Noviziat, südlich von Manila auf den Philippinen. Sein Zimmer im Kloster, das verspricht ihm der Superior vor dem Abflug, würde frei bleiben. Es ist Philipp Sauter zur Heimat geworden. In dem Jahr habe er sich heimatlos gefühlt. Die Fragen und Zweifel kommen wieder hoch: Ist das alles richtig für mich?
Fünf Jahre dauerte das Theologiestudium in München
Zurückgekehrt legt er 2016 die erste Profess ab, in der er fünf Mal hintereinander, immer für ein Jahr, das Gelübde ablegt, in Armut zu leben, in Gehorsam und in eheloser Keuschheit. Gleichzeitig beginnt er 2016 in München das fünf Jahre dauernde Theologiestudium, gefolgt von drei Jahren Kaplanzeit in München-Neuhausen. 2021 folgen die Ewige Profess, die Diakonweihe, ein halbes Jahr später die Priesterweihe.
Aus Philipp Sauter ist Pater Philipp Sauter SDS geworden. Ende 2024 macht er am Zentrum für Berufspastoral in Frankfurt eine Ausbildung zum „Geistlichen Begleiter“. Mitte Januar bricht er in München seine Zelte ab und fährt nach Steinfeld. Das habe er schon von früheren Besuchen gekannt, so Sauter.
Er sucht das Gespräch mit Thomas Frauenkron, Schulleiter des Hermann-Josef-Kollegs: Schulseelsorge, das wäre was für ihn. Er wolle gerne für junge Menschen da sein und sie begleiten. Parallel hat er bei den Pallottinern in Friedberg eine berufsbegleitende Pastoralausbildung begonnen, die 2026 endet. Frauenkron und der Schulträger, die Werke der Salvatorianer gGmbH, sagen zu.
Ob er das alles je bereut habe? „Nein, bei mir hat diese Entscheidung zu mehr Freude und zu mehr Leben geführt. Das war eine Sehnsucht. Ich bin in einem Prozess meiner Beziehung zu Gott, der Prozess dauert an.“ Sauter wirkt überzeugt. Und ergänzt: „Es muss natürlich keine Lebenskrise sein, die einen in ein Kloster führt. Bei mir war es ebenso.“ Im Ergebnis ist das alles nebenbei bemerkt auch eine vermutlich gute Nachricht für die Lehrerfußballmannschaft am HJK. Denn Sauter war in seiner Jugend aktiver Kicker und will nun für die Lehrer-Elf Tore schießen.
Wieslaw Kaczor feiert Priesterjubiläum
„Da kommt ein junger Pole und meint, er könne das hier machen.“ Pater Wieslaw Kaczor erinnert sich gut an die Kommentare vor 30 Jahren, als er den Dienst in Steinfeld und Krekel begann. Der aus dem zwischen Warschau und Krakau gelegenen Kielce stammende, damals 35-jährige Salvatorianerpater hatte sich für das Angebot interessiert, das ihm sein damaliger Provinzial machte: Im Nachbarland suche die Ordensgemeinschaft einen Pfarrer für zwei kleine Eifelgemeinden mit um die 1500 Gläubigen: „Das war für mich etwas Neues, ein Abenteuer, und auch eine Herausforderung.“
Deutsch habe er da kaum gekonnt, das aber in einem Intensivsprachkurs in Köln alltagstauglich gelernt. Im Erzbistum absolvierte er auch die zweijährige Pastoralausbildung, die Praxisvorbereitung auf die Seelsorgearbeit vor Ort. Angekommen im Steinfelder Pfarrhaus im Schatten der mächtigen Basilika musste sich Kaczor dann behaupten. Es habe eine „gewisse Unruhe“, wie er es diplomatisch ausdrückt, zwischen dem Kloster, das Mitte der 90er-Jahre noch an die 30 Patres hatte, und der nahen Pfarreiverwaltung gegeben.
Den Leitsatz angeeignet, den er bis heute zitiert, hat sich Kaczor da wohl angeeignet: „Man muss Ausdauer haben.“ Die bewies er offensichtlich erfolgreich in den Folgejahren, denn die alten Konfliktlinien beruhigten sich. „Die Leute haben sich an mich gewöhnt, und ich mich an sie“, sagt er im Rückblick schmunzelnd.
Pfarrer an 14 Pfarreien und zugleich Regionalvikar
In 30 Jahren Seelsorgearbeit hat er zudem eine erstaunliche Karriere gemacht. Heute ist Kaczor Pfarrer an 14 Pfarreien, zudem Regionalvikar für die Region Eifel im Bistum Aachen. Er wird auch den Pastoralen Raum Hl. Hermann-Josef Steinfeld für die Gemeinden Kall und Nettersheim leiten, der die gleichnamige GdG abgelöst hat.
„Solange es meine Gesundheit zulässt, möchte ich hier bleiben und arbeiten“, sagt der 65-Jährige. Nicht zuletzt ist ihm auch die Basilika ans Herz gewachsen, einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte und eine der schönsten Kirchen im Kreis. Zumal die Jahre der Baustellenzeit, in der nach und nach alle Dächer der Kirche neu eingedeckt und die Türme neu verputzt worden sind, beendet ist.
Am Sonntag, 9. Februar, wird zu Ehren des Priesterjubiläums von Pater Wieslaw Kaczor um 10 Uhr in der Basilika ein Hochamt gefeiert. Im Anschluss lädt er zum Erbsensuppenessen im Kreuzgang der Basilika ein.