AboAbonnieren

WirtschaftsfachschuleStudierende in Kall entwickelten Tourismuskonzepte

Lesezeit 4 Minuten

Für die vielen tollen Ideen bedankte sich Saskia Esch (l.) von der Stadt Schleiden bei den Studierenden.

Kall – Das war schon eine sehr überraschende Entdeckung, die Studierende der Wirtschaftsfachschule am Berufskolleg Eifel machten, als sie den Gemünder Kurpark untersuchten: Nirgendwo im Park oder an den Kuranlagen ist der Name von Sebastian Kneipp oder Informationen über ihn zu finden.

Das und einiges mehr wollen die Studierenden ändern und den Kurbereich attraktiver gestalten. Ihre Vorschläge reichen von Sinnesliegen und Ernährungstipps bis hin zu besonderen Gerichten und Angeboten für verschiedene Zielgruppen.

Das Kneippen von seinem angestaubten Image befreien

Eine andere Schülergruppe stellte ein Tourismuskonzept für Heimbach mit einem Freizeitprogramm für Familien vor, dass auf „Heimbach-Steinen“ basiert. „Wir wollen das Kneippen von seinem angestaubten Image befreien und in die Moderne holen“, so Christina Reuter, die mit Niko Gobien, Martin Passbach, Kathrin Rader und Adrian Scheben das Konzept erarbeitet hat.

Gemünd sei seit 1978 Kneipp-Kurort, werde aber nicht mehr als solcher wahrgenommen. Die Stadt Schleiden hatte deshalb die Wirtschaftsfachschule beauftragt, ein auf Zielgruppen ausgerichtetes Konzept zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht der Namensgeber Sebastian Kneipp sowie seine fünf Säulen der Gesundheit: Kraft der Kräuter, Leben in Bewegung, innere Balance, Gesundheit und Genuss sowie die Kraft des Wassers.

Bemängelt wurde der Pflegezustand einiger Kuranlagen

In der Analyse bekommt Gemünd Pluspunkte für seine Unterkünfte mit Hotels in verschiedenen Kategorien und die rund 60 Pensionen und Anbieter von Ferienwohnungen sowie für die vielen Wanderwege, die guten Parkmöglichkeiten, das Nationalpark-Tor und die sanierten Kneipp-Becken.

Bemängelt wurden hingegen der Pflegezustand einiger Kuranlagen und die mangelnde Einbindung des Flusses in den Park. Sitzmöglichkeiten mit Blick auf die Urft gebe es ebenso wenig wie einen Flyer mit Infos zum Kurpark.

Ein Kräutergarten soll das Angebot aufwerten

Das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Menschen und ihrem Verlangen nach Ruhe und Ausgleich biete auch Gemünd Möglichkeiten, neue Zielgruppen zu erschließen. Das sind neben den Best Agern (Durchschnittsalter 68 Jahre) Paare zwischen 30 und 59 Jahren, Familien mit Kindern und mittelständische Unternehmen. Neben Angeboten für diese Gruppen schlagen die Studierenden eine Aufwertung des Kurparks etwa durch einen Kräutergarten und die Einbindung der Natur in die Kneipp-Angebote vor.

Außerdem sollen Besucher im Park mehr Informationen über Kneipp erhalten. Auch der Internetauftritt und das Marketing der Stadt müsse aufgefrischt werden.

Der passende Slogan dazu heißt „Aktiv, Gesund, Gemünd“

Vorgeschlagen wird ferner, die Urft zum Kneippen zu nutzen und Sinnesliegen mit Blick auf den Fluss an mehreren Orten aufzustellen. In den Restaurants sollen Gerichte, die auch Kneipp empfehlen würde, etwa Basmati-Reis mit Gemüsebrühe oder Brokkoli und Champignons auf frischen Kräutern, auf der Speisekarte stehen.

Die Kneipp-Anlagen sollen mit neuen Angeboten künftig mehr Besucher und vor allem neue Zielgruppen in den Gemünder Kurpark locken.

Der sechsseitige Flyer der Studierenden beinhaltet neben den fünf Säulen Kneipps und Informationen über sein Leben auch die Regeln des Wassertretens und eine Karte der Umgebung. Der passende Slogan dazu heißt „Aktiv, Gesund, Gemünd“. Die Preise für die im Konzept vorgeschlagenen viertägigen Pauschalangebote liegen zwischen 500 und 800 Euro für die Best Ager, 250 und 500 Euro für Familien und 520 und 660 Euro pro Mitarbeiter eines Unternehmens. Neben Unterkunft und Verpflegung sollen auch Ausflüge zu den Kombi-Paketen gehören. Saskia Esch von der Stadt Schleiden sprach von „vielen interessanten Vorschlägen“.

Eda Akin, Jan Baron, Julian Damerau, Benedikt Fischer und Willi Heinze hatten im Auftrag der Stadt Heimbach ein Tourismuskonzept entwickelt. Dazu hatten sie Wochenend-Touristen und Besucher des Landal-Parks befragt. „Sie wünschen sich Restaurants mit einer regionalen Ausrichtung, Freizeitangebote für Familien mit Kindern und eine Fußgängerzone“, berichtete Lehrerin Monika Schmitz.

Radtouristen und Wanderer lassen nur wenig Geld in der Stadt

Der Stadtkern werde als wenig attraktiv wahrgenommen, Toiletten und Mülleimer fehlten. „Derzeit lassen Radtouristen und Wanderer nur wenig Geld in der Stadt, weil sie nur eine sehr kurze Zeit da bleiben“, sagte Schmitz. Deshalb wurde überlegt, mit welchen Angeboten man Besucher dazu bewegen kann, länger in der Stadt zu verweilen.

Zu den Vorschlägen gehören der Bau einer E-Bike-Ladestation, mehr regionale Speisen in den Restaurants und die „Heimbach-Steine“, die Kinder analog zu den Eifelsteinen bemalen, oder die bei Wanderungen von Urlaubern entdeckt werden können. „Das sind alles Ziele, die kurzfristig umsetzbar sind“, betonte Schmitz. Darüber hinaus könne langfristig die Zusammenarbeit mit dem Kloster Mariawald intensiviert werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

„So könnten die Führungen oder das Angebot an regionalen Produkten ausgebaut werden“, so die Lehrerin. Zudem könne das Kloster als Tagungsort genutzt werden. Zwei Gruppen hatten den Radtourismus im Gerolsteiner Land untersucht und ein Nutzungskonzept zur Vermarktung des Info-Centers in Düren-Langerwehe vorgelegt.

Anmeldungen für die Wirtschaftsfachschule für das Schuljahr 2021 sind unter info@bkeifel.de möglich.