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Keine Gefahr wegen BleiKall stellt Hinweisschilder für Spielplatz-Nutzung auf

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Werben dafür, dass die Spielplätze weiter besucht werden können: Stefan Kupp (l.) und Hermann-Josef Esser.

Kall – Die ersten Ergebnisse über die Bleibelastung der Böden auf Spielplätzen sowie an den Kindergärten und Schulstandorten in Kall haben für einige Unruhe gesorgt. „Es gab mehrere Nachfragen. Darunter war auch ein Elternpaar, das meinte, man solle die Spielplätze am besten ganz schließen“, berichtet Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Doch der Kaller Ortsvorsteher Stefan Kupp und Esser betonen, dass eine Schließung der Anlagen nicht notwendig sei. „Das hat uns auch die Untere Bodenschutzbehörde bestätigt“, berichtete der Verwaltungschef. Die Gemeinde hat jetzt als erste Maßnahme Hinweisschilder für die Eltern aufgestellt.

Der Bürgermeister hatte vor einer Woche im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit erste Ergebnisse der Bodenuntersuchungen zur Bleibelastung vorgestellt. Die Proben hatte die Institut für Umwelt-Analyse Projekt GmbH an neun Kindertagesstätten, 24 Spielplätzen und drei Schulstandorten genommen. Dabei waren nicht versiegelte Rasen- und Beetflächen untersucht worden.

Kein Gras und keine Erde in den Mund nehmen

Die Ergebnisse sind alles andere als erfreulich für die Gemeinde: Von 36 untersuchten Flächen gehören 16 mit einer Belastung von mehr als 1000 Milligramm Blei pro Kilogramm Boden zur Prioritätsgruppe 3. An diesen Standorten müssen innerhalb eines Jahres Maßnahmen ergriffen werden. Möglich sind ein Austausch des Bodens oder eine 35 Zentimeter dicke Abdeckung mit unbelasteten Material. Nur bei neun Anlagen im Gemeindegebiet gibt es keinen Handlungsbedarf. Der Grenzwert für Spielflächen liegt bei 200 Milligramm.

„Der Bauhof hat jetzt an allen Spielplätzen Schilder aufgestellt“, sagte Esser. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder sich am besten dort aufhalten, wo es einen Bewuchs gebe. „Die Kleinen sollen kein Gras und keine Erde in den Mund nehmen und sich zu Hause gründlich die Hände waschen“, führte der Verwaltungschef weiter aus. Spielen in den mit Kies, Sand oder Rindenmulch abgedeckten Bereichen sei dagegen ungefährlich. Wenn diese Hinweise beachtet würden, bestehe keine akute Gefahr für die Gesundheit.

Siebenstelliger Betrag für Sanierungen

Als nächste Maßnahme soll der Sand auf allen Anlagen ausgetauscht und dabei überprüft werden, ob überall Grabesperren aus Folie oder Beton im Boden vorhanden sind. Der Austausch des Sandes, so der Bürgermeister, sei auch wegen anderer Verunreinigungen angebracht. „Bis nächstes Jahr im Mai sollen dann die Anlagen mit den höchsten Bleiwerten saniert werden.

Das ist ein ambitioniertes Ziel, für das wir auch 115.000 Euro im Haushalt bereitstehen haben“, unterstrich der Bürgermeister. Das Geld wird aber nur für Sofortmaßnahmen reichen, denn Esser geht davon aus, „dass die Gesamtkosten für die Sanierung der 27 Standorte knapp siebenstellig sein werden.“ Diesen Betrag könne die Gemeinde nicht alleine finanzieren.

AVV übernimmt 100 Prozent der Sanierungskosten

Kupp erinnerte daran, dass die Bleibelastung in Kall immer wieder Thema sei: „Bei der Ausweisung des Baugebiets auf dem Fels gab es eine Empfehlung an die Grundstückseigentümer, keine Nutzgärten anzulegen.“

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„Wir werden die Maßnahmen beim Land NRW anmelden, damit Gelder in den Haushalt 2022 eingestellt werden können“, so Esser. Zuständig sei der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AVV). Der AVV springe immer dann ein, wenn kein Verursacher für schädliche Bodenbelastungen und Altlasten haftbar gemacht werden könne. „Der Verband übernimmt zu 100 Prozent die Kosten und kümmert sich auch um die Umsetzung der Maßnahmen“, erläuterte der Verwaltungschef.

Bis es soweit ist, wird sich aber erst einmal der Bauhof der Gemeinde um den Sandaustausch kümmern müssen. „Die Mitarbeiter sind nach dem Starkregen derzeit noch mit den Aufräumarbeiten in der Sistiger Grundschule beschäftigt“, sagte Esser.