Weil die Gemeinde Kall keine genehmigten Zwischenlager für Erdaushub hat, müssen die Unterhaltungsarbeiten an Gewässern reduziert werden.
Mögliche BleibelastungDer Gemeinde Kall fehlen Zwischenlager für Erdaushub
Das waren keine guten Nachrichten, die Bauhofleiter André Kaudel im Bauausschuss zu vermelden hatte. Die Gemeinde muss die Unterhaltung und Profilierung von Gewässern aktuell herunterfahren, weil sie keine Flächen hat, auf denen der dabei anfallende Erdaushub zwischengelagert und beprobt werden kann.
Das Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) in Strempt nimmt wegen der möglichen Bleibelastung nämlich nur noch Bodenaushub aus der Gemeinde Kall und der Stadt Mechernich an, der vorher untersucht wurde. Für vier neue Lagerstandorte in Kall sind nach Angaben von Kaudel nun Genehmigungen beantragt worden.
Bodenaushub aus Kall und Mechernich wird untersucht
Blei und andere Erze sind über Jahrhunderte hinweg rund um Kall und Mechernich abgebaut und verarbeitet worden. Deswegen sind die Böden an vielen Stellen bleibelastet. Für den im Bau befindlichen Moutainbikeparcours neben dem Aktivpark Kall waren rund 350 Tonnen Aushub getauscht worden. „Es gibt aber seit der Flut auch noch Stellen mit anderen problematischen Stoffen“, so Kaudel.
„Bleihaltiger Boden ist ein gefährliches Abfallgut“, erklärte der Bauhofleiter. Man orientiere sich bei der Einordnung der Böden an der Karte für die Bleibelastungszone Kall-Mechernich, aber die gebe nur erste Hinweise. „Letztlich muss jeder Bodenaushub aus dem Gemeindegebiet beprobt werden, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei Baumaßnahmen vor Jahren und Jahrzehnten belastete Erde an anderen Stellen abgelagert wurde.“
Seit dem 1. Januar 2022 dürfe die Gemeinde im AWZ nur noch Erde anliefern, die vorher beprobt worden sei. Diese Vorgabe gelte auch für private Vorhaben: „Das ist eine Bestimmung im Bauantrag.“ Bei einem Bach oder Graben könne man aber nicht alle 50 Meter Proben entnehmen. „Das wäre einfach zu teuer“, betonte der Bauhofleiter.
Kaller stellen sicherheitshalber einen Antrag für vier Anlagen
In der Vergangenheit sei es leider versäumt worden, sich die Zwischenlager genehmigen zu lassen. Nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz könne man Lagerplätze für bis zu 30 Tonnen Erdaushub auch ohne Genehmigung einrichten. Doch im Baurecht des Landes Nordrhein-Westfalen sei festgelegt, dass man für jede Lagerstätte eine Genehmigung benötige: „Deshalb haben wir nun sicherheitshalber für alle vier Anlagen einen Antrag gestellt.“
Die Beantragung sei auch wegen der Flut zurückgestellt worden: „Zwischenzeitlich haben wir deshalb die bislang vorhandenen Lagerplätze alle aufgelöst.“ Die Anträge für die vier neuen Standorte sollen dem Kreis Euskirchen nun zügig vorgelegt werden.
Sondergenehmigung für Nutzung des alten Sägewerks
Nach der Flut habe man Erdaushub im Rahmen einer Sondergenehmigung auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks zwischen Kall und Sötenich lagern dürfen. „So eine Erlaubnis hatten damals alle Flutkommunen bekommen“, sagt der Bauhofleiter. Jetzt stünden aber wieder normale Unterhaltungsarbeiten an den Gewässern an. Da gelten wieder die normalen Spielregeln.
„Wir hatten dann beim Kreis angefragt, wie mit der Erde zu verfahren ist, die bei der Instandsetzung der Gewässer anfällt“, berichtet Kaudel. Die Antwort war eindeutig: Die Böden müssen vor der Anlieferung ins AWZ untersucht werden.
Der größte Lagerplatz reicht für bis zu 100 Tonnen Erdaushub
Aktuell sei nun geplant, drei Standorte für bis zu 30 Tonnen und einen Lagerplatz für bis zu 100 Tonnen einzurichten. Der größte Platz soll direkt am Bauhof im Kaller Gewerbegebiet angelegt werden: „Das Verfahren dafür wird voraussichtlich einige Monate dauern.“ Die drei anderen Lagerstandorte sind hinter Möbel Brucker, am ehemaligen Sägewerk und auf dem ehemaligen Milz-Gelände neben dem Schwimmbad vorgesehen. Die Anwohner bräuchten sich aber keine Sorgen zu machen: „Die Erde wird abgedeckt, damit Wind und Regen keine Angriffsmöglichkeiten haben.“
Petra Mey (CDU) meinte, es sei doch einfacher, direkt vor Ort die Probe zu nehmen. „Das ist bei normalen Baumaßnahmen der Gemeinde auch so. Aber bei längeren Bachläufen ist das nicht sinnvoll.“ Außerdem wollte Mey wissen, ob die Böden bei der Lagerung durchmischt würden. „Wir wollen ja auch mehrere Lagerplätze einrichten, um Böden trennen zu können.“
„Bis vor einiger Zeit hätten wir weniger bürokratisch vorgehen können“, erklärte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Es sei schade, dass man nun bei der Unterhaltung der Gewässer nicht so schnell vorankomme wie geplant.