Graffiti-Sprayer beschmierten Wände von Unterführungen am Kaller Bahnhof. Dabei hinterließen sie auch nationalsozialistische Symbole.
Staatsschutz ermitteltHakenkreuz-Schmierereien am Kaller Bahnhof
Der Schrecken im Kaller Rathaus saß am Dienstagmorgen tief. Ein Mitarbeiter des Bauhofs hatte die Gemeindeverwaltung darüber informiert, dass in der Nacht unbekannte Graffiti-Sprayer in mehreren Fußgängerunterführungen im Bereich des Bahnhofs ihre Werke hinterlassen hatten. Unter anderem sind auch ein Hakenkreuz und ein SS-Symbol sowie Abkürzungen für Parolen zu sehen, in denen Polizisten als „Bastarde“ beschimpft werden. Der Staatsschutz der Polizei Bonn hat die Ermittlungen aufgenommen.
„Viele Bereiche wurden in dieser Nacht besprüht“, berichtet Harald Heinen, stellvertretender Leiter des Kaller Ordnungsamts. Auch einige Bereiche, die vor Jahren mit alten Ansichten von Kall verschönert worden waren, wurden versaut.
Auch der Slogan „Fee Palestine“ ist in Kall zu lesen
In einer Unterführung ist zudem der Slogan „Fee Palestine“ zu lesen, bei dem im ersten Wort der Buchstabe R (Free) offenbar vergessen wurde. „Ich habe sofort die Polizei informiert. Die hat den Staatsschutz eingeschaltet“, erklärt Heinen. Schließlich seien auch Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus verwendet worden.
„Die ganze Aktion muss einige Zeit gedauert haben. Vielleicht hat ja jemand etwas mitbekommen“, hofft der Mitarbeiter des Ordnungsamts. In letzter Zeit sei es relativ ruhig gewesen. „Es hat kaum Vorfälle dieser Art gegeben. Vor allem die Bereiche mit den historischen Bildern wurden in Ruhe gelassen“, erzählt Heinen. Man höre ja immer wieder, dass Sprayer eine Art „Ehrenkodex“ hätten und nichts besprühen, wo schon etwas ist: „Dieser Vorfall zeigt, dass das wohl nicht immer der Fall ist. Die Schadenshöhe liegt mit Sicherheit bei mehr als 10.000 Euro.“
„Von solchen Aktionen mit verfassungsfeindlichen Symbolen distanzieren wir uns und werden dagegenhalten“, betonte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Es sei gut, dass der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen habe. Die ganze Angelegenheit sei sehr bedauerlich und werde nicht toleriert. Er hoffe, dass es dem Bauhof möglich sei, die alten Ansichten zu säubern: „Eventuell werden wir den Schutzanstrich, der dafür sorgt, dass die Bilder leichter gereinigt werden können, erneuern müssen“, so Esser.
Die Ermittlungen zu den Schmierereien in Kall wurden wie im Falle der angezündeten Israel-Fahne in Mechernich an den polizeilichen Staatsschutz in Bonn weitergeleitet. Zum jetzigen Zeitpunkt habe man weder für die Tat in Mechernich noch für die in Kall einen Tatverdächtigen, berichtete ein Sprecher.
Bei der Tat in Kall gehe man aber trotz unterschiedlicher Symbole und Farben davon aus, dass es sich um einen Täter oder eine Tätergruppe handele. Wer Hinweise zu einer der beiden Vorfälle geben kann, wird gebeten, sich unter Tel. 0228/150 an den Staatsschutz zu wenden.