AboAbonnieren

Kritik an UnternehmenWeiter massive Beschwerden wegen des Glasfaserausbaus in Kall

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine Anwohnerstraße mit einer Baustellenabsperrung auf der linken Seite. Dort fehlt die letzte Asphaltschicht.

An zahlreichen Stellen in Kall wurden Straßen oder Bürgersteige aufgerissen, die Gräben aber anschließend nicht wieder zugemacht. Oft fehlt die letzte Asphaltschicht.

In Zusammenhang mit dem Glasfaserausbau in Kall gibt es weiter massive Beschwerden von Bürgern. Bürgermeister Hermann-Josef Esser kritisiert die Firmen.

Die Geduld von Bürgermeister Hermann-Josef Esser ist ziemlich am Ende: „Bei der nächsten großen Störung werden wir die Aufbruchgenehmigung widerrufen.“ Der aktuell laufende Ausbau des Glasfasernetzes in Kall sorgt schon seit Wochen bei Bürgern, Politikern und Verwaltung für Unmut.

Wegen der zahlreichen Mängel an den Baustellen hatte die Gemeinde Kall im September mit dem Telekommunikationsunternehmen E.ON vereinbart, dass erst einmal keine weiteren Gräben aufgerissen werden, bis die vorhandene Mängelliste abgearbeitet worden ist. Doch daran hätten sich die Unternehmen nicht gehalten, sagte Esser im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit. Verantwortlich für die Baumaßnahme ist die E.ON-Tochter Westconnect.

Zu sehen ist ein Bürgersteig mit scharfen Kanten an den Stellen, an denen Asphalt fehlt.

Solche Stolperfallen auf den Gehwegen mit scharfen Kanten sind für Fußgänger und Radfahrer und Menschen mit Behinderungen nicht ungefährlich.

Die Gemeinde hat wegen der Probleme bereits einen Mitarbeiter als geringfügig Beschäftigten eingestellt, der früher im Bauhof gearbeitet hat. Er soll die Bauausführung an den verschiedenen Standorten kontrollieren. „Wir müssen das Vermögen der Gemeinde schützen“, hatte der Bürgermeister im September im Ausschuss die Personalie erklärt. Folgeschäden seien oft erst nach Jahren erkennbar.

Massive Beschwerden aus der Bevölkerung

Im Zentralort Kall sowie in der Ortslage Wahlen sind die Erdarbeiten nach Angaben der Verwaltung weitestgehend abgeschlossen. Im Rahmen der Umsetzung der Maßnahme seien bei der Verwaltung aber eine Vielzahl von massiven Beschwerden über die Umsetzung der Tiefbauausführungen im gesamten Gemeindegebiet eingegangen. Die Fachabteilung Tiefbau habe diese Beschwerden an die Westconnect GmbH weitergeleitet, damit diese schnellstmöglich abgearbeitet und die Ursachen behoben werden können.

Die Verwaltung sei mit den Verantwortlichen der Westconnect GmbH übereingekommen, dass vorerst alle Mängel, die der Verwaltung angezeigt wurden, abgearbeitet werden, bevor an anderer Stelle in der Gemeinde neue Straßenaufbrüche vorgenommen werden, erklärte Esser. Daher sei der beabsichtigte Netzausbau in Sötenich und Rinnen noch nicht aufgenommen worden.

Zu der Sitzung im Haus der Begegnung waren Vertreter von Westconnect und Databau gekommen, die sich um die Durchführung der Arbeiten kümmert. Sie mussten sich im Beisein von zahlreichen Bürgern einige Kritik anhören. Moniert wurden unter anderem Stolperfallen mit scharfen Kanten, nicht zugemachte Gräben und die schlechten Beschilderungen der Baustellen. Pflaster, so wurde kritisiert, werde aufgenommen und dann anschließend in unterschiedlicher Weise wieder verlegt. „Teilweise werden die Baustellen provisorisch abgesperrt und wochenlang wird nicht weitergearbeitet“, monierte Esser.

Unternehmen halten sich laut Esser nicht an die Absprache

„Die Westconnect hat den Auftrag an Databau vergeben. Die wiederum bedient sich Subunternehmer, die an allen Ecken und Enden sparen“, so der Bürgermeister auf Nachfrage. „Mitarbeiter haben keine Sicherheitskleidung und auch keine Toiletten. Da will ich gar nicht wissen, wie die Arbeiter untergebracht sind.“ Trotz der Probleme machten die Firmen einfach weiter und hielten sich nicht an die Absprache. Die Straßen müssten nach dem aktuellen Stand der Technik wiederhergestellt werden, forderte Esser: „Stattdessen wird auch schon mal der aufgebrochene Teer einfach in die Gräben gekippt, obwohl das Material abtransportiert werden müsste.“

Hoffnung setzt der Bürgermeister auf den neuen Bauleiter, der bei Databau das Projekt betreut: „Vielleicht bekommt er die Probleme in den Griff.“ Mängel sollen Bürger der Gemeindeverwaltung per Mail an tiefbau@kall.de melden.

Im Schleidener Stadtgebiet wurde der Ausbau von der Deutschen Telekom beziehungsweise von deren Subunternehmen vorgenommen. Bislang sind laut Telekom rund 1000 Gebäude und 2000 Haushalte angeschlossen, bei weiteren rund 500 Gebäuden und 800 Haushalten seien die Arbeiten so gut wie beendet. Der Bereich „Am Hähnchen“ in Schleiden und die Gartenstraße in Morsbach sollen 2025 fertiggestellt werden.

„Wir haben dabei gemischte Erfahrungen gemacht, je nachdem, welches Unternehmen beauftragt worden war“, erklärte der Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings. Einige Firmen hätten vorbildlich gearbeitet, andere aber auch mangelhaft. „In Teilen von Gemünd gab es Probleme und Beschwerden von Bürgern.“ Daraufhin sei der Auftrag an eine andere Firma vergeben worden. „Im Großen und Ganzen können wir aber zufrieden sein.“