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Gnadenhochzeit in HeimbachWie der Herr mit dem Schirm seine große Liebe fand

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Eine alte Frau und ein alter Mann sitzen fröhlich auf einer Bank, während er einen Regenschirm hält.

Unterm Regenschirm haben sich Gertrud und Peter Zeitzen vor 70 Jahren kennengelernt.

Eine kurze Begegnung unterm Regenschirm sollte das Leben von Gertrud und Peter Zeitzen verändern. Heute sind sie 70 Jahre verheiratet.

Ein Segen ist es, gut beschirmt gemeinsam durch ein ganzes, reiches Leben zu gehen. Das können Gertrud und Peter Zeitzen aus Hasenfeld nur bestätigen. Denn das Ehepaar hat das seltene Glück, eine Gnadenhochzeit feiern zu können und damit 70 Jahre Zweisamkeit zu begehen. An diesem Dienstag jährt sich ihre Hochzeit zum 70. Mal.

Unter einem Regenschirm hat nämlich die gemeinsame Geschichte der beiden angefangen, wie sie gut gelaunt erzählen. „Sie stand in Alsdorf an einem Schaufenster“, erinnert sich Peter Zeitzen. Er habe einen Regenschirm dabeigehabt – und da es geregnet habe, habe er ihr Schutz geboten. Der Moment, als sie gemeinsam unter dem Schirm gestanden hätten, der sei es gewesen, berichtet er: „Da war es passiert.“

Heimbach-Hasenfeld: Ehepaar feiert 70. Hochzeitstag

Dabei stammt sie eigentlich gar nicht aus Alsdorf. Ihr Vater hatte dort in der Grube gearbeitet, war aber während der Kriegsjahre in den Niederlanden als Bergarbeiter tätig. Gertrud Zeitzen und ihre zwei Geschwister wurden in Kerkrade geboren. Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Deutschen nicht länger im Nachbarland willkommen.

Also ging die Familie zurück in ihre Heimatstadt Alsdorf, wo dann auch Gertrud aufwuchs – bis sie 21-jährig unter dem Regenschirm dem ein Jahr älteren Peter Zeitzen in die Augen guckte.

Bis dahin habe sie in einer Spinnerei in Rheydt gearbeitet. Peter Zeitzen war sein ganzes Berufsleben beim Bauhof der Stadt Alsdorf beschäftigt, wo er verschiedene Tätigkeiten erledigte. Bereits drei Monate nach der schicksalsträchtigen Begegnung unter dem Regenschirm heirateten die beiden. „Wir hatten es eilig, es wurde Winter“, scherzt Gertrud über die schnelle Entscheidung.

Gesangsfans Gertrud und Peter Zeitzen genießen ihre Zeit in der Eifel

Nach der Heirat zogen sie in die Dachwohnung im Haus seiner Eltern. „Da hat es auch mal reingeregnet, als ein Ziegel kaputt war. Und wir lagen im Bett, wieder unter dem Regenschirm“, erzählt Peter Zeitzen lachend. Später wohnten sie in der Alsdorfer Burg und am Wasserturm, bevor sie eine richtige Wohnung bekamen.

Nach der Heirat gab Gertrud Zeitzen ihre Stellung auf, denn bald stellte sich auch der Kindersegen ein. Zwei Söhne und eine Tochter kamen. Mittlerweile komplettieren sechs Enkel und vier Urenkel die Familie.

Das Singen sei ihr liebstes Hobby gewesen, berichtet Peter Zeitzen, ob Kirchenchor oder Männergesangverein. Auch Mundharmonika habe er gespielt. Das setzte sich fort, als das Paar vor 21 Jahren nach Hasenfeld zog, um dort in der Souterrainwohnung im Haus ihres Sohnes zu leben.

Bis etwa 2010 habe er noch beim Männergesangverein „Eifelperle“ gesungen, aber dann aufgehört. „Das ist mir schwergefallen“, gibt er zu. Auch wenn sie früher oft Reisen in das Allgäu gemacht haben und einmal in Griechenland waren, genießen sie nun ihre Zeit in der Eifel, wo sie ihr Jubiläum mit der Familie und Freunden feiern.