Die Arbeitslosenquote im Kreis Euskirchen hat sich im Dezember nicht verändert. Doch die Unternehmen zögern bei Neueinstellungen.
Kreis EuskirchenDer Arbeitsmarkt spürt noch keinen Wintereinbruch
Im Kreis Euskirchen gab es im Dezember weniger Arbeitslose als im Vormonat. Allerdings ist der Unterschied so gering, dass er sich nicht in der Quote niederschlägt. Tatsächlich waren es gerade mal 14 Menschen weniger als im November, die ohne Arbeit waren. Die Gesamtzahl liegt damit bei 6197, die Quote bei 5,7 Prozent. Damit liegt sie um 1,7 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Normalerweise steigen die Arbeitslosenzahlen im Dezember.
Das liegt schlicht und einfach am Wetter. In Landwirtschaft und Gartenbau ist nicht so viel zu tun, viele Baustellen ruhen wegen Nässe, Schnee und Kälte. Normalerweise. „Bisher verläuft der Winter noch mild, daher konnten wir keinen witterungsbedingten Anstieg an Arbeitslosen aus Erwerbstätigkeit verzeichnen“, sagt Ralf Holtkötter. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Brühl, die auch für den Kreis Euskirchen zuständig ist.
Viele Geflüchtete melden sich beim Jobcenter
Holtkötter spricht davon, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine deutliche Auswirkungen auf den hiesigen Arbeitsmarkt habe. Zum einen, weil viele geflüchtete Männer und Frauen in den Kreis gezogen seien. Sie meldeten sich im Jobcenter und seien auf der Suche nach Arbeit. Der Krieg und seine Folgen auf die Wirtschaft, die noch nicht in vollem Umfang abzusehen sind, beeinflussen laut Holtkötter aber auch die Entscheidungen vieler Unternehmen.
Die seien eher zurückhaltend, wenn es darum gehe, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen: „Insgesamt wurden uns seit Jahresbeginn fast 18 Prozent weniger neue Stellen gemeldet. Trotz dieser vorherrschenden Herausforderungen zeigt sich der Arbeitsmarkt aber weiter stabil.“ Das liege unter anderem am Fachkräftemangel. Die Führungsetagen der Unternehmen merken immer deutlicher, wie schwer es geworden ist, gut ausgebildete Leute zu finden. Für den Leiter der Arbeitsagentur liegt die Lösung auf der Hand: Sie heißt Aus- und Weiterbildung.
Arbeitsagentur bietet verstärkt Weiterbildung an
„Um mittel- und langfristig die Arbeitskräftebedarfe zu decken, werben wir bei Unternehmen, Beschäftigten und Arbeitslosen weiterhin intensiv für das Thema Qualifizierung“, sagt Holtkötter. Die Agentur für Arbeit biete auch im Kreis Euskirchen verstärkt Förderungen an, um die Menschen für die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes zu fit zu machen und alle Potenziale zu erschließen.
Das untermauert er mit Zahlen. 480 Menschen bereiteten sich durch die Teilnahme an einer beruflichen Weiterbildung auf eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt vor, das waren allerdings 23 oder 4,6 Prozent weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es wiederum 113 Personen oder 30,8 Prozent mehr.
995 Männer und Frauen melden sich arbeitslos
105 Menschen nahmen an Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung teil (zehn Personen oder 10,5 Prozent mehr als im Vormonat, 85 Personen oder 44,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat), 140 Menschen wurden beim Aufnehmen einer Erwerbstätigkeit gefördert (zwei Personen oder 1,4 Prozent mehr als im Vormonat, vier Personen oder 2,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat).
1013 Männer und Frauen beendeten im abgelaufenen Monat im Kreis Euskirchen ihre Arbeitslosigkeit, das sind 148 und damit 12,7 Prozent weniger als im November. 309 Männer und Frauen begannen wieder zu arbeiten, auch das waren weniger als im Vormonat, nämlich 44 Personen oder 12,5 Prozent. Im Dezember meldeten sich 995 Männer und Frauen arbeitslos, 52 oder fünf Prozent weniger als im Vormonat und 67 oder 6,3 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.
1013 Männer und Frauen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden
405 von ihnen kamen ins Jobcenter, unmittelbar nachdem sie ihre Arbeit verloren hatten — das waren 14 oder 3,3 Prozent weniger als im Vormonat und acht Personen beziehungsweise 1,9 Prozent weniger als im Vergleichsmonat des Jahres 2023. Nach einer Ausbildung einer anderen Bildungsmaßnahmen meldeten sich 232 Menschenarbeitslos. Im Vergleich zum Vormonat wurden hier 21 oder 8,3 Prozent weniger gezählt, im Vergleich zum Vorjahr 24 oder 9,4 Prozent weniger.
Dem gegenüber standen 1013 Männer und Frauen, die ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten, das waren 12,7 Prozent weniger als im November, aber 2,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. 309 von ihnen stiegen in ein abhängiges Arbeitsverhältnis ein, 232 begannen eine Ausbildung oder eine andere Maßnahme. Eine weitere gute Nachricht: Der Agentur für Arbeit wurden im Dezember 296 Arbeitsstellen aus dem Kreis Euskirchen gemeldet, das sind 43 oder 17 Prozent mehr Stellen als im Vormonat – allerdings sieben oder 2,3 Prozent weniger als im Dezember 2023.
Über Kurzarbeit liegen der Agentur für Arbeit noch keine aktuellen Daten für Dezember vor. Dafür gibt es aber die endgültigen Zahlen aus dem November. Zwölf Unternehmen im Kreis Euskirchen haben demnach Kurzarbeit angezeigt, um damit ein konjunkturelles Tief zu überbrücken, ohne Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entlassen zu müssen. 334 Menschen waren davon betroffen. Anders als Saison-Kurzarbeit muss konjunkturelle Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur angezeigt werden. Erst nachdem die ihr Okay gegeben hat, kann der Betrieb einen Antrag auf Kurzarbeitergeld stellen.