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Ärger im Kreishaus?Chef des Euskirchener Gesundheitsamtes bittet um Ablösung

Lesezeit 3 Minuten
Christian Ramolla sitzt an einem Computer-Monitor.

Bittet um Ablösung als Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes: Christian Ramolla.

„Zwischen ihnen stimmt die Chemie nicht“, sagt ein Politiker über Christian Ramolla und den Euskirchener Landrat Markus Ramers.

Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen braucht neue Führungskräfte. Sowohl der Leiter des Amtes, Christian Ramolla, als auch seine Stellvertreterin Sonja Zingsheim haben Landrat Markus Ramers gebeten, sie von ihren Leitungsaufgaben zu entbinden.

Das bestätigte die Pressestelle der Kreisverwaltung am Montagnachmittag in einer dürren, dreieinhalbzeiligen Mitteilung, nachdem die Redaktion dieser Zeitung am Vormittag angefragt hatte, was an den entsprechenden Gerüchten aus dem politischen Raum dran sei. Demnach seien die Mitglieder des Gesundheitsausschusses in nicht öffentlicher Sitzung darüber informiert worden, dass Ramolla und Zingsheim um Ablösung gebeten hätten.

Landrat Markus Ramers äußert sich nicht über Christian Ramolla

Weiter heißt es in der Antwort der Kreisverwaltung an diese Zeitung: „Die Kreisverwaltung hat eine externe Agentur mit der Personalakquise beauftragt, damit die Stellen möglichst zeitnah besetzt werden können. Sowohl Christian Ramolla als auch Sonja Zingsheim werden weiterhin als Arzt bzw. Ärztin für das Gesundheitsamt tätig sein.“

Ebenso erstaunlich wie die Nachricht an sich ist die Form der Mitteilung. Ganze dreieinhalb Zeilen umfasst das Statement zu zwei Personalien, die Mitarbeiter betreffen, die den Kreis in maßgeblichen Positionen durch die Corona-Pandemie gesteuert haben.

Die meisten der Fragen, die die Redaktion der Verwaltungsspitze stellte, blieben unbeantwortet. Etwa die, ob es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Chefetage im Kreishaus und den beiden Führungskräften im Gesundheitsamt gegeben habe.

Das ist schade. Er war in der schwierigen Zeit eine Kapazität. Ich schätze seine Arbeit sehr.
Frederik Schorn, FDP-Chef, über den Schritt von Christian Ramolla

Auch darüber wird im Umfeld der Kreispolitik gesprochen, wenn auch nicht öffentlich. „Zwischen den beiden stimmt die Chemie nicht“, sagte etwa ein Kreistagsmitglied, das nicht genannt werden will, über Ramers und Ramolla: „Sie können nicht miteinander.“

Das könnte ein Grund für die unterkühlte Antwort sein. Ein anderer wäre, dass man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will, weil im Fall der Fälle jede öffentliche Verlautbarung auch arbeitsrechtlich bedeutsam werden könnte.

Üblich ist es in solchen Fällen, dass öffentliche Statements zuvor abgesprochen werden. Womöglich konnte man sich nicht auf mehr als diese dreienhalb Zeilen einigen.

Auch in der Blei-Debatte in Mechernich und Kall waren Ramolla und Zingsheim gefordert

Auf die Frage der Redaktion, wie Landrat Markus Ramers die Arbeit von Ramolla in den vergangenen Jahren einschätze, erhielt die Redaktion nämlich auch keine Antwort. Zudem ließ die Verwaltungsspitze die Frage unbeantwortet, wie sie – auch mit Blick auf den Fachkräftemangel – die Chance einschätzt, zeitnah neue Führungskräfte für das Gesundheitsamt zu finden.

In der Politik wurde Aufklärungsbedarf geltend gemacht. „Wir müssen wohl auch mal über das Thema Bürokratie reden – nicht nur im Gesundheitsamt, aber vor allem dort“, sagte Franz Troschke, der Vorsitzende der UWV-Kreistagsfraktion.

Er schließe nicht aus, dass Ramolla und Zingsheim auch deshalb ihre Führungsposten abgeben, weil sie nicht den allergrößten Teil ihrer Arbeit mit Dokumentationen und Personalangelegenheiten verbringen wollten, sondern als Ärztin und Arzt arbeiten möchten. „Die überbordende Bürokratie macht so viel kaputt“, so Troschke.

Christian Ramolla übernahm 2019 das Gesundheitsamt im Kreis Euskirchen

Die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Stolz wollte sich nicht direkt zu dieser Angelegenheit äußern: „Über diese Personalien entscheidet ja nicht der Kreistag.“ Dies obliege dem Verwaltungsleiter, also Landrat Markus Ramers.

Das sieht auch FDP-Chef Frederik Schorn so. Über personelle Dinge in diesem Bereich der Verwaltung könne er nicht reden. „Sollten aber strukturelle Gründe ausschlaggebend sein, bitten wir schon um Auskunft.“ Schorn bedauert den Schritt Ramollas: „Das ist schade. Er war in der schwierigen Zeit eine Kapazität. Ich schätze seine Arbeit sehr.“

Christian Ramolla hatte 2019 die Leitung des Gesundheitsamtes übernommen, damals nicht ahnend, dass er gut ein Jahr später im Mittelpunkt der Corona-Politik auf Kreisebene stehen würde – mit allem was dazu gehörte: auch Anfeindungen durch Corona-Leugner.

Auch in der Diskussion um die Bleiabbau-Hinterlassenschaften im Mechernich-Kaller Raum und deren mögliche gesundheitliche Belastungen standen Ramolla und Zingsheim im Mittelpunkt und mussten in teils erhitzten Versammlungen die Politik des Kreises erklären.

Von Christian Ramolla war keine Stellungnahme zu bekommen.