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Qualität und ErträgeDamit rechnen die Landwirte im Kreis Euskirchen bei der Ernte '23

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Ein Mähdrescher bei der Getreideernte. Im Hintergrund ist ein Maisfeld zu sehen.

Überall im Kreis Euskirchen hat die Getreideernte begonnen. Die Trockenheit der vergangenen Wochen führt für die Landwirte jedoch zu Einbußen bei den Erntemengen.

Wegen fehlender Niederschläge: Kreis-Landwirt Helmut Dahmen prognostiziert leicht unterdurchschnittliche Getreideernte im Kreis Euskirchen.

Die Getreideernte im Kreis Euskirchen läuft auf Hochtouren: Während die Wintergerste inzwischen bereits nahezu komplett eingefahren ist, haben die Landwirte in der Ebene zwischen Weilerswist, Zülpich und Euskirchen auch bei Weizen und Raps schon mit dem Dreschen begonnen. Derweil bereiten sich die Berufskollegen in den Höhenlagen der Eifel erst noch auf den Beginn der „heißen Phase“ beim Sommergetreide vor.

„Momentan haben wir bei der Ernte eine Höhenlage von rund 300 Metern erreicht“, schätzt Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreis-Bauernschaft. Das bedeutet, dass nun auch rund um Mechernich die Mähdrescher vermehrt zum Einsatz kommen. „Bis dann auch in den Höhenlagen bei Blankenheim die Ernte des Sommergetreides beginnt, wird es vermutlich noch eine Woche bis zehn Tage dauern“, so Dahmen im Gespräch mit dieser Zeitung.

Laut der aktuellen Einschätzung des obersten Landwirts im Kreis Euskirchen wird die Ernte dabei insgesamt eher leicht unterdurchschnittlich ausfallen. Dahmen: „Die Qualitäten sind insgesamt gut. Bei den Erntemengen ist aber absehbar, dass wir eine sehr breite Streuung haben werden.“

Niederschlagsmengen sind ein entscheidender Faktor für Ernteerfolg

Entscheidender Faktor für die Erträge sei dabei natürlich der Niederschlag. „Wenn wir auf den gesamten Kreis Euskirchen schauen, haben wir sehr große Unterschiede bei den Regenmengen, die es in diesem Jahr gab“, führt Dahmen aus: „Entsprechend gibt es auch bei den Erträgen eine große Bandbreite. Die können zum Teil sogar recht kleinräumig zwischen Gemarkung und Gemarkung oder gar zwischen einzelnen Parzellen schwanken – je nachdem, wo es zum Beispiel durch Gewitter mehr oder weniger Regen gab.“

Das bestätigt auch Guido Müller, Lohnunternehmer aus Engelgau. Nach einem feuchten Winter und frühen Frühjahr habe dann im Mai eine mehrwöchige Trockenheit eingesetzt. „Das war dann natürlich schlecht für alle Sommergetreidearten und auch für den Mais, dem dann der notwendige Niederschlag fürs Wachstum gefehlt hat.“

Das auslaufende Getreideabkommen in der Ukraine hat große Unruhe in den Markt gebracht und auch gleich zu einem Preissprung geführt.
Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreis-Bauernschaft, zur aktuellen Entwicklung der Getreidepreise

Obwohl sich die Bauern für die Getreideernte natürlich möglichst trockenes Wetter wünschten, müsse es trotzdem noch einmal kräftig regnen in den kommenden Wochen, meint Dahmen: „Die Zuckerrüben und der Mais brauchen noch Niederschlag, um wachsen zu können. Auch für viele Gemüsekulturen ist es derzeit eigentlich zu trocken.“

Ausbleibender Regen macht sich auch für Grünlandbetriebe bemerkbar

Und auch beim Grünland fehlt der Regen. „Der erste Schnitt und die Heuernte waren sehr gut, aber wenn jetzt der Regen weiter ausbleibt, bekommen die Futterbaubetriebe ernsthafte Probleme, weil das Gras nicht mehr richtig wächst“, erklärt Dahmen.

Einfluss hatte der fehlende Niederschlag im Frühsommer aber auch noch fürs Wintergetreide: „Bei der Wintergerste sah die Menge eigentlich ganz gut aus, aber die Körner waren einfach zu leicht. Mit 5,8 Tonnen pro Hektar lagen wir da noch unter den Erträgen des Vorjahrs, als wir im Schnitt sechseinhalb Tonnen hatten“, so Müller. „Die Trockenheit fiel in diesem Jahr ausgerechnet in die Kornfüllungsphase“, erklärt Tobias Pünder aus Lückerath, warum die Getreidekörner zu leicht sind.

Als zweiter wichtiger Faktor beim Thema Wasser komme dann auch noch die Bodenqualität hinzu: „Genauer gesagt die Fähigkeit der Böden, das Wasser zu speichern“, erklärt Dahmen. Es werde daher immer wichtiger, sich so breit wie möglich aufzustellen, meint auch Guido Müller: So ließen sich Verluste oder Mindererträge bei einzelnen Kulturen gesamtbetrieblich gesehen leichter ausgleichen.

Kreis Euskirchen: Getreidepreise geringer als im Vorjahr

Womit man auch schon bei der Einkommenssituation der Getreidebauern ist. „Die Preise liegen in diesem Jahr allgemein unter denen des Vorjahres“, weiß Kreis-Landwirt Dahmen. Trotzdem bleibe die Abhängigkeit vom Weltmarkt. „Das auslaufende Getreideabkommen in der Ukraine hat große Unruhe in den Markt gebracht. Und auch gleich zu einem Preissprung geführt“, so Dahmen.

Trotzdem: Auf einen hohen Tagespreis beim Verkauf des Getreides zu spekulieren, könne auch ein großes Risiko für den Betrieb bedeuten. „Viele gehen daher vermehrt dazu über, sich schon frühzeitig vertraglich abzusichern. Dann wird eben schon ein Teil der Ernte vorab im Frühjahr verkauft“, erklärt Dahmen. Positiv sei bei diesem Modell, dass mit diesen Erlösen auch schon vor der Ernte anfallende Rechnungen, zum Beispiel für Dünge- oder Pflanzenschutzmittel, bezahlt werden könnten. „Das verschafft den Betrieben Planungssicherheit.“


Die beste Braugerste in NRW kommt aus dem Kreis Euskirchen

Erfolg auf ganzer Linie für die Braugersten-Produzenten aus dem Kreis Euskirchen: Bei der Landesbraugerstenschau NRW des Jahrgangs 2022 gingen Gold, Silber und Bronze in die Eifel.

Im familieninternen Wettbewerb konnte sich dabei Tobias Pünder (23) aus Lückerath als Sieger vor seinem Vater Matthias (57) platzieren. Den dritten Platz belegte Peter Hoffmann aus Alendorf.

Ein junger Mann steht vor einem Traktor und präsentiert eine goldene Medaille.

Für seine Braugerste wurde Tobias Pünder (23) aus Lückerath bei der Landesbraugerstenschau mit dem ersten Preis in NRW ausgezeichnet.

Tobias Pünder nahm eine Urkunde und eine Goldmedaille des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Empfang. Prämiert wurde eine Probe der Sorte Amidala mit „hervorragenden Korneigenschaften, einem optimalen Proteingehalt und einer sehr guten Malzqualität“, wie die Landwirtschaftskammer NRW mitteilte. Matthias Pünder hatte eine Probe der Sorte Leandra beim Wettbewerb eingereicht.

Mit etwas über 3000 Hektar Anbaufläche sei die Voreifel eines der kleinsten Braugerstenanbaugebiete im Bundesgebiet, „das aber immer wieder durch seine Spitzenqualitäten bei Mälzereien und Brauereien auf sich aufmerksam macht“, informiert die Landwirtschaftskammer.

Von dieser Produktqualität profitieren im Fall der Pünders aus Lückerath viele Bauern: „Wir produzieren hier Vermehrungsware für die Wiederaussaat“, sagt Tobias, der im Familienbetrieb die dritte Generation darstellt: „Mein Opa, der den Betrieb gegründet hat, hat bei der Braugerstenschau auch schon Preise gewonnen, mein Vater aber bislang noch nicht.“ (thw)