Seit Oktober des vergangenen Jahres ist der Hochwald-Standort in Obergartzem voll betriebsbereit — der Umsatz lag auf Rekordniveau.
Hochwald-GruppeMechernicher Molkerei-Unternehmen fährt satte Gewinne ein
Vor einem guten Jahr hat die im rheinland-pfälzischen Thalfang ansässige Hochwald-Molkerei ihren jüngsten Standort in Obergartzem eröffnet. „Inzwischen läuft der Betrieb im neuen Werk mit der installierten Kapazität“, berichtet Geschäftsführer Detlef Latka, CEO der Hochwald-Gruppe.
Thorsten Oberschmidt, der für das operative Geschäft der Molkerei verantwortlich ist, ergänzt: „Seit Oktober ist das Werk mit dem Schwerpunkt ‚Haltbare Produkte‘ voll betriebsbereit.“ 600 Millionen Kilogramm Milch können derzeit pro Jahr in Obergartzem zu H-Milch, H-Sahne, H-Milchmischprodukten und Kondensmilch verarbeitet werden. Ohne Erweiterungsbauten könnten mit weiteren Produktionsstraßen aber auch bis zu 800 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet werden. Das sei derzeit aber noch nicht geplant.
Das neue Werk in Obergartzem spielt auch im aktuellen Geschäftsbericht, den Geschäftsführung und Vorstand am Montag vorstellten, eine wichtige Rolle. Schließlich hat die Genossenschaft in den Bau des Werks, in dem derzeit rund 240 Mitarbeitende beschäftigt sind, knapp 200 Millionen Euro investiert.
Hochwald-Umsätze auf Rekordniveau, Gewinn steigt um 19,3 Millionen Euro
Überhaupt sind die Verantwortlichen mit den im vergangenen Jahr erzielten Zahlen sehr zufrieden: Denn während die angelieferte Milchmenge im Vergleich zum Jahr 2021 mit rund 2172 Millionen Kilogramm in etwa gleich blieb, kletterte der Umsatz rasant: 2022 hat Hochwald einen Umsatz von 1,97 Milliarden Euro erzielt, so viel wie noch nie in der Unternehmensgeschichte.
„Im Jahr zuvor lag der Umsatz noch bei 1,59 Milliarden Euro“, so Latka. Auch der Gewinn vor Steuern konnte gesteigert werden und betrug 127,4 Millionen Euro — 19,3 Millionen Euro mehr als 2021.
Verantwortlich für diesen Sprung sei natürlich die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste allgemeine Preissteigerung gewesen. „Zu dieser noch nie da gewesenen Preisexplosion auf den Milchmärkten hat aber auch die bereits ab Sommer 2021 weltweit rückläufige Milchmenge geführt“, so Latka weiter: „Molkereiprodukte verteuerten sich in Deutschland dadurch um fast 20 Prozent, auch international sind die Preise gestiegen.“
CEO Detlef Latka: „Regalpreise für H-Milch bald wieder unter der Ein-Euro-Marke“
Die wichtigste Zahl für die Genossenschaftsmitglieder und Milchlieferanten der Molkerei ist naturgemäß der ausgezahlte Milchpreis. „Er lag im Jahresdurchschnitt 2022 mit 53,1 Cent je Kilogramm Milch etwa 0,1 Cent unter dem Bundesschnitt. Und auch 2023 werden wir den Mitgliedern wieder einen guten Preis auszahlen“, so Latka.
Die Verbraucher können sich hingegen auf weiter sinkende Regalpreise freuen: „Der Liter H-Milch wird im zweiten Halbjahr 2023 wieder unter einem Euro kosten. Bei unseren Markenprodukten hatten wir 2022 Preise von bis zu 1,79 pro Liter“, sagte der CEO.
Und wie ist das Unternehmen auf die Zukunft vorbereitet? Hochwald habe im vergangenen Jahr die Strategie „Hochwald 2020“ vollendet. Die erste Jahreshälfte 2023 sei nun der Überarbeitung der Strategie gewidmet gewesen. „Mit ‚Prepared for tomorrow, Vorbereitet für morgen‘ wird man sich den veränderten Herausforderungen stellen“, so das Unternehmen in einer Mitteilung.
Obergartzem wird der „Last-Man-Standing“-Standort von Hochwald
Die Ausrichtung auf die „weiße Linie“, also Trinkmilch, Milchmischgetränke, Sahneerzeugnisse und zum Beispiel Joghurt werde ein Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bleiben, genauso wie die Internationalisierung.
Für die Beschäftigten des Werks in Obergartzem ist das eine gute Nachricht. Denn als modernster Produktionsstandort der Hochwald-Gruppe dürfte Obergartzem dereinst zum „Last Man Standing“ der Trinkmilchherstellung werden, wenn an anderen Standorten vielleicht nur noch pflanzliche Ersatzprodukte wie zum Beispiel Haferdrinks produziert werden.
Neue Produkte und neue Herausforderungen für Hochwald
- Die Molkerei Hochwald mischt jetzt auch mit auf dem Markt für pflanzliche Milch-Ersatzprodukte. Unter dem bekannten „Bärenmarke“-Label werden jetzt auch verschiedene Haferdrinks angeboten, die allerdings nicht in Obergartzem produziert werden.
- „Derzeit kaufen wir die fermentierten Grundprodukte zu. Es muss sich zeigen, wie diese neuen Produkte angenommen werden, dann lohnt sich vielleicht auch irgendwann der Aufbau einer kompletten Produktionsschiene“, sagte CEO Detlef Latka in Obergartzem.
- Die auf dem NRW-Markt stark vertretene Marke „Tuffi“ wird Hochwald nach der Schließung der Kölner Molkerei übernehmen. H-Milchprodukte von Tuffi kommen also künftig aus Obergartzem statt aus der Domstadt.
- „Es wird immer schwerer, qualifiziertes Personal zu bekommen“, schätzt Latka die Mitarbeitersituation als Herausforderung ein. Die zu bedienenden Anlagen seien hochkomplex — „da brauchen wir Fachpersonal“. Es sei nicht einfach, alle Stellen zu besetzen. Hochwald hat insgesamt 2000 Mitarbeitende, 240 davon in Obergartzem. (thw)