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NRW-KrankenhausplanungKreis Euskirchen lässt kein gutes Haar an Laumanns Plänen

Lesezeit 5 Minuten
Ein Piktogramm mit einem roten Kreuz auf einem Straßenschild weist den Weg zu einem Krankenhaus.

Der Weg der Krankenhausplanung in NRW ist noch nicht klar. Nach den vorgesehenen Zuweisungen von Leistungen haben auch die Protagonisten aus dem Kreis nun ihre Stellungnahmen dazu nach Düsseldorf geschickt.  

Kliniken droht Streichung von Leistungen: Die Stellungnahmen aus dem Kreis Euskirchen enthalten auch sehr deutliche Formulierungen.

Post aus dem Kreishaus. Post aus dem Marien-Hospital. Post aus dem Kreiskrankenhaus. Sie alle haben ihre Stellungnahmen zur Krankenhausplanung in Düsseldorf abgeliefert – am Sonntag läuft die Frist dazu ab. Mitte Juni hatte das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) die Protagonisten im Gesundheitswesen in Aufregung versetzt, als es die vorgesehenen (Nicht-)Zuweisungen von Leistungsgruppen für die Krankenhäuser verkündet hatte. Käme es so, wie das Ministerium es plant, hätte das deutliche Auswirkungen auch auf die Kliniken und damit die Versorgung im Kreis.

„Das ist für den Kreis schlecht. Das ist für das Krankenhaus schlecht. Der ländliche Raum wird wieder bluten.“ So hatte es Martin Milde, Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH, formuliert. Dass man alles tun werde, dies zu verhindern, hatte Landrat Markus Ramers angekündigt, die Politiker im Kreis ebenfalls, die Verantwortlichen der Kliniken sowieso.

Kreis-Gesundheitskonferenz formuliert deutliche Stellungnahme

Im Kreishaus herrschte Einigkeit, als die Mitglieder der Gesundheitskonferenz über die Stellungnahme des Kreises Euskirchen berieten: Das zweieinhalbseitige Papier ist einstimmig verabschiedet. Und darin mangelt es nicht an deutlichen Formulierungen. „Im Höchstmaß bedenklich“ und „Versorgungssicherheit würde gefährdet“ heißt es etwa zur Streichung des Perinatalen Schwerpunkts im Kreiskrankenhaus – dem einzigen im Kreis.

Dies hätte etwa zur Folge, dass von den rund 1000 Geburten pro Jahr in Mechernich 300 bis 400 wegfallen würden. Der Grund: Werdende Mütter würden sich bei bestimmten Risiko-Indikationen erst gar nicht für das Kreiskrankenhaus als Geburtsklinik entscheiden, wenn im Ernstfall die komplexe Schwerpunkt-Versorgung ihres Kindes nicht angeboten werden könnte.

Der erhebliche Fachkräftemangel im rettungsdienstlichen Bereich (...) wird eine Verschärfung erfahren, die die Sicherstellung der Notfallversorgung vor erhebliche Probleme stellt.
Stellungnahme der Kreis-Gesundheitskonferenz

Von einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung ist die Rede, wenn es um die Aberkennung bestimmter Leistungen in der Kardiologie geht. In deren Ausbau hat das Kreiskrankenhaus bereits Millionen investiert und weist in der Gefäßmedizin die höchsten Fallzahlen im Kreis auf. Die Gesundheitskonferenz richtet hier den Blick auf beide Kliniken. „Eine umfassende Versorgung mit sämtlichen diesbezüglichen Leistungsgruppen muss deshalb an beiden Standorten (Kreiskrankenhaus Mechernich und Marien-Hospital Euskirchen) belassen werden“, heißt es in der Stellungnahme.

Im Bezug auf den Wegfall der Notfallversorgung am Kreiskrankenhaus-Standort Schleiden Anfang September wird logischerweise auch der Rettungsdienst betrachtet, den der Kreis betreibt. Dies und der Wegfall von Leistungen in den Krankenhäusern würden zu einer deutlichen Mehrbelastung im Rettungsdienst: Längere Transportwege werden genannt, längere Bindungszeiten der Rettungsmittel, mehr Notfalleinsätze, mehr Notfallverlegungen, mehr Krankentransportfahrten.

Kreis: Es sollte um mehr gehen als Fallzahlen und Leistungsgruppen

Wer soll das alles stemmen? Die Konferenz kommt zu einem drastischen Schluss: „Der erhebliche Fachkräftemangel im rettungsdienstlichen Bereich wird danach durch die vom MAGS vorgesehene Krankenhausplanung eine Verschärfung erfahren, die die Sicherstellung der Notfallversorgung vor erhebliche Probleme stellt.“

Abschließend erinnert der Kreis daran, dass es doch um mehr gehen solle als um Fallzahlen und Leistungsgruppen – nämlich in erster Linie um die Patienten und deren Angehörige. Und die lasse das Ministerium durch die vorgesehenen Streichungen bezogen auf kritische Transportzeiten und Erreichbarkeiten zu Besuchs- und Betreuungszwecken „vollkommen außer Acht“.

Kreiskrankenhaus Mechernich wird auch aus Bonn unterstützt

Im Kreiskrankenhaus sind ebenfalls Gespräche mit Ministeriums-Vertretern und dem Staatssekretär geführt worden. Man hat intensiv an der Stellungnahme gearbeitet – und das nicht alleine. Die Post fürs Ministerium umfasst zehn Seiten mit Zahlen, Daten, Fakten und der Beschreibung der Ausstattung. Dazu erhält das MAGS auch ein 20-seitiges, externes Gutachten, das die Mechernicher in Auftrag gegeben hatten. Warum das? „Jeder Geschäftsführer plädiert ja für sein Haus“, sagt Martin Milde: „Uns war ein zusätzlicher, detaillierter Blick von außen auf die Versorgungslage sehr wichtig.“

Zudem haben die Mechernicher Unterstützung aus Bonn erhalten – von der Uniklinik. Die habe mitgeteilt, dass sowohl beim Perinatalen Schwerpunkt als auch in der Kardiologie von den Streichungen abgesehen werden solle, um die Leistungen in der Fläche zu erhalten. Unerwartet ist diese Schützenhilfe für Milde nicht gekommen, schließlich arbeite man seit vielen Jahren gut zusammen.

Das Ministerium wird mit den detaillierten Informationen wohl die richtigen Entscheidungen treffen.
Martin Milde, Geschäftsführer Kreiskrankenhaus

In Sachen Perinataler Schwerpunkt sei auch von den Krankenkassen ein entsprechendes Votum pro Mechernich gen Düsseldorf gesandt worden. „Es sieht ganz gut aus“, sagt Milde, was den Verbleib des Perinatalen Schwerpunkts in Mechernich angehe. In der Kardiologie könnte es seiner Einschätzung nach möglicherweise zu einer Auswahlentscheidung zwischen Mechernich und Euskirchen kommen, wobei er sein Haus durch die getätigten Investitionen und den vorhandenen, zweiten Herzkatheterplatz im Vorteil sieht.

„Ich bin ein Stück weit ruhiger“, sagt Milde zum Verfahren: „Das Ministerium wird mit den detaillierten Informationen wohl die richtigen Entscheidungen treffen.“

Marien-Hospital Euskirchen will ein umfassendes Spektrum bieten

Vonseiten des Marien-Hospitals in Euskirchen äußerte man sich sehr zurückhaltend. Es werde sicher zu Veränderungen kommen, jedoch werden die Kliniken eine höhere Planungssicherheit haben, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sei, heißt es von Unternehmenssprecherin Nicole Nettersheim. Natürlich werde man eine Stellungnahme abgeben und hoffe, dass die vom Ministerium angedachten Änderungen keinen Bestand haben.

Man strebe an, den Patienten im Kreis „weiterhin ein umfassendes medizinisches Leistungsspektrum bieten zu können“. Ins Detail ging sie nicht: „Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt und der Feststellungsbescheid erst Ende dieses Jahres zu erwarten ist, möchten wir von detaillierten Aussagen und Angaben zur Krankenhausplanung NRW oder unserer Stellungnahme absehen.“ Denn erst, wenn der Bescheid vorliege, könne man im Marien-Hospital die genauen Auswirkungen ermitteln.

Endgültige Gewissheit werden alle Beteiligten womöglich erst kurz vor Weihnachten haben, wenn das MAGS die endgültigen Zuweisungsbescheide versenden will.