Kita- und Grundschulkinder haben sich im Kulturwettbewerb des Kreises Euskirchen Gedanken über die Mobilität der Zukunft gemacht.
Abenteuer GrundschuleKinder im Kreis Euskirchen haben Ideen für die Zukunft des Fahrens
Ein magisches Skateboard hebt ab und fliegt mit Lichtgeschwindigkeit ins All. Die Autos werden mit Apfelsaft betrieben. Der E-Bus „Mercedes-Ben“ hält überall an, fährt überall hin und nimmt jeden mit. Und wem der Verkehr auf der Straße zu sehr stockt, der nimmt die „Oben-Drüber-Bahn“. Wer Kinder nach der Mobilität der Zukunft fragt, der bekommt viele originelle Antworten und fantasievolle Vorschläge, die sich nicht an der Frage nach etwaiger Umsetzbarkeit stören.
Wie bewegt sich der Kreis Euskirchen in der Zukunft?
Genau aus diesem Grund hat der Kreis Euskirchen Kindern an Kitas und Schulen diese Frage gestellt. Das Motto des zweiten kreisweiten Kulturwettbewerbs lautete: „Mobilität – Wie bewegen wir uns zukünftig und nachhaltig im Kreis Euskirchen?“
Gerade im Kreis Euskirchen seien die Wege weit, sagt Landrat Markus Ramers. Schließlich sei das Gebiet so groß wie die griechische Insel Rhodos. Da brauche es dringend ein funktionierendes und auch zukunftsfähiges Verkehrskonzept. Und die heutigen Schüler, das seien diejenigen, die irgendwann einmal dafür die Verantwortung übernehmen müssten, ergänzte am Montag Ulrich Lindner-Moog, Schulleiter der Katholischen Grundschule Mechernich. Wieso ihnen da nicht jetzt schon Mitspracherecht einräumen?
In einem Schattentheater-Film zeigen die Kinder die Verkehrswende
Dass die Kinder sich längst selbst Gedanken darüber machen, welche Arten der Fortbewegung für sie nicht zukunftstauglich sind, zeigt etwa der gekürte Schattentheater-Film der Kita Casa Kulla Lommersum: „Es war einmal eine Welt, da knallte es und stank und war laut“, heißt es zu Beginn. Zu beschwingter Klaviermusik laufen Kinder mit umgeschnallten Autos aus Pappe durch das Bild. Wie in dem Charlie-Chaplin-Film „Moderne Zeiten“ werden die Maschinen immer schneller, bewegen sich ruckartiger. Eine große Verkehrsunordnung entsteht.
Die Kinder mit ihren umgeschnallten Autos kommen kaum noch aneinander vorbei. Die Kinder, die kein Auto umgeschnallt haben, bleiben schließlich in ihren Papphäusern. Niemand möchte mehr hinausgehen. „Eine Verkehrswende musste her“, heißt es in dem Film. Die nächste Szene: Ein Kind zieht ein anderes mühsam auf einem Wagen hinter sich her. „Am Anfang war es noch beschwerlich“, heißt es dann. „Doch mit der Zeit wurde es besser“: Kinder passieren die Szene hinter der weißen Wand des Schattentheaters auf Hüpfbällen, Rollern und Dreirädern.
Die E-Bikes der Eltern sollen mit Sonnenenergie betrieben werden
Einen ganz konkreten Plan, wie das mit der Verkehrswende auch funktionieren könnte, hatten die Kinder aus der Kindertagesstätte Firmenich. „Nahezu alle Eltern der Kinder besitzen ein E-Bike“, sagt Melanie Reimann, die das Projekt künstlerisch betreute. Deswegen hätten die Kinder sich überlegt, wie der E-Bike-Verkehr auszubauen wäre – allerdings ohne das ständige Aufladen an der Steckdose. „Die Kinder sind auf die Idee gekommen, die Räder mit Sonnenenergie zu betreiben.“ Dabei habe jedes Rad eine eigene Solarzelle auf dem Gepäckträger. Die gelben Solarzellen aus Pappmaché sehen selbst aus wie die großen Sonnen, die über dem Modell hängen.
Das Postkartenprojekt der älteren Schüler ist düsterer
Etwas düsterer als die Projekte der Kita- und Grundschulkinder fällt das Postkartenprojekt „Move“ der Schüler des Gymnasiums Am Turmhof aus. Sie selbst haben nicht an dem Wettbewerb teilgenommen, fühlten sich aber inspiriert, mit Künstlerin Alex Rix ein eigenes Projekt zu Mobilität und Zukunft zu gestalten. Auf den Postkarten zu sehen sind Zombies, Waldbrände und Klimaaktivisten, die auf der Straße liegen.
Hinter jeder Postkarte stecke eine eigene Geschichte, erklärt die Schülerin Luisa Flaschentreher. Ein Schüler hat sich etwa damit auseinandergesetzt, was passieren würde, wenn der Co2-Ausstoß für die nächsten Jahrzehnte auf einem hohen Level bliebe: „Es gibt ja jetzt schon Zombiepilze, die ihren Wirt besetzen und manipulieren“, sagt Flaschentreher. Hinter vielen der Postkarten steckt eine Geschichte gefühlter Ohnmacht der jungen Menschen.
Die Kinder wollen zusammenarbeiten
Die 14-jährige Schülerin Leila Razk erklärt sich das so: „Man müsste eigentlich etwas verändern, aber man weiß nicht, was.“ Und deswegen passiere auch nichts. Außerdem sind ihrer Meinung nach immer noch viele Leute der Ansicht, dass nicht einmal etwas verändert werden müsste. „Es ist schwer genug, Dinge zu verändern, noch schwerer wird es, wenn man nicht zusammen, sondern gegeneinander arbeitet.“
Die Kinder jedenfalls sind sich einig. Sie wollen sich der Themen Mobilität und Nachhaltigkeit annehmen. Und sie wollen etwas verändern. Am Ende des prämierten Stop-Motion-Films über die Zukunft des Reisens spricht ein Junge aus dem Off. Er sagt, jetzt, da die neuen Mobilitätsmaschinen erfunden seien, müsse er nur noch groß werden und sie bauen.