Der Kreis Euskirchen hat seinen Gästen viel zu bieten. Doch kommen die auch ausreichend? Die Gastgeber ziehen ein erstes Fazit.
Sommer 2024Touristiker und Gastgeber im Kreis Euskirchen ziehen eine erste Bilanz
Nicht perfekt, aber doch gut: So erleben Hoteliers, Anbieter von Ferienwohnungen oder auch Campingplatzbetreiber die Sommersaison. Durchaus hilfreich wäre jetzt ein schöner, langer Eifel-Herbst. Juni und Juli waren nicht das Gelbe vom Ei, da sind sich Touristiker wie Gastgeber einig.
Doch die Sommerferienzeit in NRW fand ja doch noch wettermäßig ein versöhnliches Ende. So sieht das Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus GmbH (NET) in Kall. Und an die NRW-Ferien schlossen die in den Niederlanden an – was weiter für gut gefüllte Buchungskalender sorgte.
Das bestätigt auch Frank Zweigner, dessen Neugrad Immobilien GmbH auf Vogelsang Tiny Houses anbietet – Ferienwohnungen der in der Eifel immer häufiger zu findenden oberen Preiskategorie. 22 zwischen 25 und 80 Quadratmeter große Häuschen stehen locker verteilt in weitgehend unberührter Eifelnatur. Darunter seit dem 1. Juni neun der Ausstattungsklasse „Style“ mit acht Meter breiter, verspiegelter Fensterfront und teils ausfahrbarer Sauna.
Übernachtungsbetriebe im Kreis Euskirchen weitgehend zufrieden
Man sei generell mit der Belegung von 91,5 Prozent in den ersten beiden Quartalen 2024 sehr zufrieden und erziele derzeit trotz des erweiterten Angebotes seit dem 1. Juni schon wieder eine Auslastung von 83,7 Prozent, so Zweigner. Bis zum Jahresende peilt er das für ihn gute Niveau des Vorjahres an.
Und das trotz der wie überall weiter zunehmenden Kurzfristigkeit der Buchungen, was eine Kalkulation schwierig macht. Svenja Görtz, Betriebsleiterin der Tiny Houses auf Vogelsang, weiß, was die Gäste aus dem Großraum Köln, Bonn, Düsseldorf, aus den Niederlanden, aber auch aus Berlin und Hamburg am Eifeler Angebot schätzen: „Die Ruhe, die Natur drumherum, aber auch das innovative, stylische Konzept.“
Während mit Blick auf Preise und Angebot durch die Tiny Houses eher eine kleinere Zielgruppe angesprochen wird, setzen andere Anbieter auf deutlich mehr Besucher. Der Nationalpark Eifel etwa, der Seepark Zülpich oder das LVR-Freilichtmuseum in Kommern. Für alle drei Destinationen gilt, so Patrick Schmidder von der NET: „Die erste Bilanz der Sommersaison 2024 ist positiv, trotz des eher schlechten Wetters zu Beginn.“
Im Kloster Steinfeld stehen Renovierungsarbeiten an
Das Freilichtmuseum melde derzeit exakt dieselben Zahlen wie im Vorjahr. 2023 wurden insgesamt eine Million Besucher gezählt. Der Seepark Zülpich stellt jetzt schon ein deutliches Gästeplus im Vergleich zum Vorjahr fest. Im Nationalpark sind etwa die Teilnehmerzahlen bei den geführten Rangerwanderungen „wie gewohnt auf hohem Niveau“, so Schmidder. Die Familien-Tage seien gut besucht und die Wildnis-Camps ausgebucht.
Auch aus Euskirchen berichtet Schmidder von zufriedenstellenden Besucherzahlen: „Die Sommerferien und der damit einhergehende Familiensommer sind in der Therme Euskirchen erfolgreich verlaufen. Es konnte eine erfreulich hohe Auslastung verzeichnet werden.“
Der Natur-Trend bestätigt sich bei der Nachfrage nach den 22 Trekking-Plätzen in der Nordeifel. Die Auslastung liege bei 90 Prozent, so Schmidder. Ein Blick ins Online-Buchungsportal zeigt: Während freitags und samstags bis Ende Oktober nahezu nichts mehr zu haben ist, werden unter der Woche noch freie Potenziale anzeigt.
Trekkingplätze sind nur zu Fuß erreichbar, was zu den auch im Sommer 2024 wichtigsten Aktivitäten in der Eifel passt: Wandern und Radwandern. „Auffällig ist eine bis dato nie dagewesene Nachfrage im Bereich Radfahren. Der E-Bike-Boom ist dafür eine entscheidende Ursache“, so Schmidder. Das neue Wegenetz der Eifel-Radschleifen bedient offenbar zum richtigen Zeitpunkt die Nachfrage.
Radwanderer, mehr noch Wanderer auf dem Eifelsteig, buchen auch in diesem Jahr Übernachtungen im Gästehaus von Kloster Steinfeld. Gastgeber Christoph Böhnke hat wie seinen Kollegen das schlechte Wetter im Frühsommer einen Strich durch die erwarteten Zahlen gemacht. Da bewährte sich, dass das Gästehaus als Tagungsadresse und für Gruppenreisen mittlerweile einen guten Namen hat.
Die Buchungen aus diesen Zielgruppen glichen das Minus aus. Vor wenigen Wochen fand eine mehrtägige Tagung mit mehr als 200 Teilnehmern aus aller Welt in Steinfeld statt. Böhnke ist derzeit optimistisch, dass man am Jahresende die 38000 Übernachtungen des Vorjahres übertreffen werde. Ein Grund: „Die schon jetzt für den Herbst sehr gute Buchungslage“, so Böhnke.
Nordeifel-Tourismus: Hohe Auslastung in Euskirchener Therme
93 Vier-Sterne-Zimmer im neuen Gästehaus, dazu 50 einfachere, klösterliche Zimmer – ein Angebot auf diesem Niveau ist in der Nordeifel so gut wie konkurrenzlos. Und offenbar selbst bei vielen Eifelern noch unbekannt, wie Pater Lambertus Schildt, Geschäftsführer von Kloster Steinfeld, staunend berichtet.
Er wirbt daher für die tägliche Klosterführung (14 Uhr) oder den neuen kurzen Hermann-Josef-Wanderweg ums Kloster herum. Danach empfiehlt sich die Kaffeepause im Klostershop mit Restauration.
Für dieses Jahr sind in der weitläufigen Anlage von Gästehaus und Kloster kleinere Renovierungsarbeiten im Seminarbereich geplant, für die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März 2025 werde es noch Anpassungen im Tagungsbereich geben, so Christoph Böhnke.
Eifel Camp: Schlechtes Wetter im April und im Juni hielt viele Gäste ab
Mit seiner guten Zwischenbilanz der Sommersaison steht das Gästehaus tendenziell etwas besser da als andere Hotelanbieter in der Region. Hotels und Pensionen hätten vielmehr grundsätzlich eine „weniger dynamische“ Entwicklung als das Ferienhaus- und Ferienwohnungssegment, heißt es bei der NET.
Bei Letzteren steigen die Ansprüche der Gäste weiter an, so die Beobachtung. Wer mehr Komfort, Qualität, Service, Nachhaltigkeit und Digitalisierung biete, habe im Zweifel die Nase vorn.
Man vermittele die Notwendigkeit, sich an die Bedürfnisse der Gäste anzupassen, regelmäßig bei den Beratungstagen mit der Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen, so Schmidder.
Was das in der Praxis etwa bei der Digitalisierung bedeutet, muss man Lars-Hendrik Harsveldt nicht fragen. „Wenn bei uns wie am langen Pfingstwochenende oder am ersten Wochenende in den Sommerferien bis zu 200 Anreisen pro Tag anstehen, dann ist das ohne vorherige Online-Buchung und Kennzeichen-Erkennung an der Schranke, um sofort aufs Gelände zu seinem Stellplatz zu kommen, gar nicht handelbar“, so der Geschäftsleiter des Eifel-Camps am Freilinger See.
Die Anlage, aufgebaut von Ernst Lüttgau, besteht seit 41 Jahren. 2019 verkaufte Lüttgau sie an die Otium GmbH & Co. KG der Familie Harsveldt, die unter anderem einen großen Campingplatz am Biggesee und sieben Dauercampingplätze betreibt.
Harsveldt hat seit 2019 kontinuierlich in den Ausbau von Komfort und Ausstattung investiert. Heute bietet das Eifel-Camp laut Harsveldt 200 touristische Stellplätze verschiedener Standards und Preisklassen, 200 Plätze für Dauercamper und einen Hotelbetrieb mit 120 Betten an. „Die Auslastung ist mittlerweile in diesem Jahr so gut wie in den vergangenen drei Jahren“, so seine Einschätzung.
Ein wetterbedingtes Minus von 20 bis 25 Prozent habe es allerdings zwischen April und Juni gegeben. Das sei durch steigende Buchungszahlen in den vergangenen Wochen ausgeglichen worden. Aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern kommen die Camper aufs Gelände unmittelbar am Freilinger See, den Harsveldt gerne intensiver für seine Gäste nutzen würde: „Ein eigener Badesteg und Spielgeräte im Wasser – das geht aber leider nicht.“
Gäste schätzen Komfort, Qualität, Service, Nachhaltigkeit und Digitalisierung
In Freilingen verzeichnet man gute Zahlen – obwohl das Jahr für Campingplatzbetreiber eigentlich schwierig zu werden schien: „2024 ist nach den Corona-Jahren das erste in voller Konkurrenz zu den beliebten Plätzen in Spanien oder Kroatien.“
Er glaube, dass sich die Investments – manche Stellplätze haben jetzt ein eigenes WC und eine Einbauküchenzeile im Häuschen direkt neben der Parzelle – schon auszahlten. Die Vielfalt des Angebotes überzeuge bei der Platzwahl. Ist das Eifel-Camp ausgebucht, sind hier immerhin an die 1300 Menschen untergebracht.
Die Anbieter setzen jetzt auf einen schönen, langen Eifel-Herbst, der gerne bis in den November dauern kann – und damit auf zahlreiche Wander- und Radwandergäste. Und dann auf einen „normalen“ Winter – denn auch dann lohnt sich die Eifel. Im Kloster Steinfeld etwa steht der Termin des Weihnachtsmarktes längst fest: Am 7. und 8. Dezember wird der Kreuzgang wieder zur kleinen Weihnachtswunderwelt.