Weil die Anzahl der Bedürftigen steigt, spendete die Deutsche Fernsehlotterie den Tafeln in Mechernich und Weilerswist insgesamt 89.900 Euro.
Knapp 90.000 EuroDeutsche Fernsehlotterie unterstützt Tafeln in Mechernich und Weilerswist
Von Stefan Lieser
Lesezeit 4 Minuten
Freude bei der Mechernicher Tafel: Die Deutsche Fernsehlotterie spendet 59.500 Euro für die Hilfsorganisation. Mit dem Geld wurde unter anderem ein neues Fahrzeug angeschafft. Auf dem Bild (von links): Volker Nüßmann, Manuela Pütz und Hans-Peter Bouhs von der Tafel Mechernich, sowie Nils Detering, Repräsentant der Deutschen Fernsehlotterie.
Copyright: Stefan Lieser
Zwei der sechs Tafeln im Kreis Euskirchen können sich über hohe Geldspenden der Deutschen Fernsehlotterie zur Unterstützung ihrer Arbeit freuen.
In Mechernich wurde gleich ein neues Fahrzeug für die Abholung der Essensspenden angeschafft. Volker Nüßmann, stellvertretender Vorsitzender der Tafel Mechernich, ist glücklich: „Das ist die größte Einzelspende in der Geschichte der Mechernicher Tafel.“ Und auch Kassiererin Manuela Pütz und Geschäftsführer Hans-Peter Bouhs geht es genauso.
Die Tafel in Mechernich kauft einen neuen Kleintransporter
Gerade hat Nils Detering, Repräsentant der Fernsehlotterie, die frohe Botschaft in Form eines großen Symbolschecks überreicht: 59.500 Euro steht darauf geschrieben. Und da das schon länger feststand, haben die Mechernicher schon gehandelt: Das jetzt dritte Fahrzeug, ein dank Tageszulassung preisgünstiger Kleintransporter, drei 700-Liter-Kühlschränke und zwei Tiefkühltruhen, sowie 2500 Gutscheine über jeweils zehn Euro für den Einkauf in einem regionalen Supermarkt wurden beschafft.
Wie bei allen Tafeln ist auch in Mechernich die Zahl der registrierten Bedürftigen rasant gestiegen – gleichzeitig beobachten die Verantwortlichen eine sinkende Bereitschaft zu Lebensmittelspenden bei Unternehmen oder Einzelhandelsgeschäften. „Bei uns hat sich die Zahl der Bedürftigen innerhalb von zwei Jahren verdoppelt“, so Pütz.
Die Tafeln haben zu wenig Kapazitäten und zu hohe Arbeitsbelastung
35 Ehrenamtler betreuen 782 Kunden: 452 Erwachsene und 330 Kinder stehen in der Kartei. Das sind so viele, dass die Ausgabezeit neu geregelt werden musste. Statt zweimal in der Woche ist jetzt nur noch einmal für jeden Bedürftigen eine Ausgabe.
„Immerhin haben wir noch keine Wartelisten wie andere Tafeln“, so Pütz. Die Verwaltung des Mangels ist grundsätzlich in den mehr als 2000 Ausgabestellen der gut 960 Tafeln in Deutschland das Problem. Mehr als 13 Millionen Menschen hierzulande sind von Armut betroffen oder unmittelbar von ihr bedroht. 1,6 bis zwei Millionen von ihnen nutzen das Hilfsangebot der Tafeln.
Das Team besteht hauptsächlich aus älteren Menschen
Erst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg mit den damit verbundenen ansteigenden Geflüchtetenzahlen, Inflation und Preissteigerungen: Das alles lässt die Zahl der Kunden auch bei der Mechernicher Tafel anwachsen und die Arbeitsbelastung für die Helfer ebenfalls. „Wir können immer mehr Leute im Team gebrauchen, gerne auch jüngere, denn wir sind im Durchschnitt Ü60“, wirbt Manuela Pütz.
„Gesucht werden auch Fahrer für unsere drei Fahrzeuge“, ergänzt Volker Nüßmann. Etwa am Steuer des neuen Transporters. Der soll vor allem für Fahrten in Innenstadtbereichen eingesetzt werden. Eine Anhängerkupplung wird noch installiert, um die Option zusätzlichen Laderaums zu schaffen.
Die regionalen Hilfsangebote werden dringend gebraucht, da viele Menschen darauf angewiesen sind.
Dass die Helfer all dies gut gebrauchen können, weiß auch die Fernsehlotterie. Seit 1956 spendet die gemeinnützige GmbH über die Stiftung Deutsches Hilfswerk alljährlich mindestens 30 Prozent der Loseinnahmen für gemeinnützige Zwecke in Deutschland, bisher an die zwei Milliarden Euro.
Nils Detering betonte in Mechernich: „Wir unterstützen in den kommenden zwei Jahren die Tafeln daher mit 30 Millionen Euro. 23 Millionen gehen an die regionalen Tafeln des Bundesverbandes, sieben Millionen an freie Träger der Lebensmittelhilfe.“
Christian Kipper, Geschäftsführer der Fernsehlotterie, hatte schon bei der Vorstellung des in der Geschichte der Lotterie größten Einzelförderprojekts erklärt: „Die regionalen Hilfsangebote werden dringend gebraucht, da viele Menschen darauf angewiesen sind.“
Bundesverband der Tafeln schrieb angeschlossene Hilfseinrichtungen an
Damit die Millionenspende die erreicht, die sie für ihre ehrenamtliche Arbeit benötigen, wurden über den Bundesverband der Tafeln alle angeschlossenen Hilfseinrichtungen angeschrieben. Im Kreis Euskirchen konnten so die Tafeln in Euskirchen, Weilerswist, Zülpich, Bad Münstereifel, Kall und Mechernich Bedarfe anmelden.
„Das hat dann neben Mechernich auch noch die Tafel in Weilerswist getan“, so Nils Detering. In Weilerswist betrug die Fördersumme 30.400 Euro. „Die konnten wir unter anderem für einen großen Kühlwagen und einen Carport für das Fahrzeug sowie ein Zugrifflager in einem 20-Zoll-Seecontainer für die Lebensmittel investieren“, so Geschäftsführer Bernd Schlösser.
Zudem wurden Zehn-Euro-Lebensmittelgutscheine für 2400 Euro gekauft. Schlösser: „So eine Spende haben wir noch nie bekommen. Das war wie ein Sechser im Lotto für uns.“ In Weilerswist sind derzeit 247 Bedürftige registriert. Die Zahl kann sich aber schon mittelfristig aufgrund avisierter weiterer Kriegsflüchtlinge „um rund 100 deutlich erhöhen“, so seine Befürchtung.