An der Bahnstraße in Mechernich wollen Investoren neue Mietwohnungen schaffen – die Politik ist allerdings den Bedenken der Nachbarn gefolgt.
Mietwohnungen geplantAltes Aldi-Gebäude in Mechernich wird vorerst nicht aufgestockt
![Das Foto zeigt ein eingeschossiges Gebäude an der Ecke Bahnstraße/Arembergstraße in Mechernich.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/c8d9b9f5-8646-462d-8955-05d7b0082a3f.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1068&fm=jpeg&s=16ef06e8f68dda52659c6a5d7bb6093e)
Das Gebäude Ecke Bahnstraße/Arenbergstraße, in dem sich einst die erste Mechernicher Aldi-Filiale befand, will ein Investor aufstocken, um insgesamt acht Wohnungen zu realisieren.
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In Deutschland fehlen rund 500.000 Wohnungen – andere Quellen gehen sogar von bis zu 800.000 fehlenden Wohnungen aus. Obwohl die Schaffung zusätzlichen Wohnraums also hohe Priorität genießt, hat sich die Mechernicher Politik jetzt gegen ein geplantes Bauprojekt ausgesprochen. Die privaten Investoren wollen aber dennoch an ihrem Vorhaben festhalten und in Mechernich acht neue Mietwohnungen errichten. Dazu soll ein derzeit eingeschossiges Gebäude an der Ecke Bahnstraße/Arenbergstraße aufgestockt werden.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz stellte der Kommerner Planer Manuel Murk seine Entwürfe für das Bauvorhaben vor. Geplant sind zwei Vollgeschosse und ein zurückgesetztes Staffelgeschoss, in dem insgesamt acht großzügig geschnittene Wohnungen unterschiedlicher Größe entstehen sollen. „Weil sich die Baupreise in den vergangenen Jahren so rasant nach oben entwickelt haben, sollen die entstehenden Wohnungen durchaus eine Alternative zum Einfamilienhaus darstellen“, so der Bauingenieur.
Nachbarn und Politik in Mechernich ist der geplante Bau „zu wuchtig“
Weil es für den Bereich keinen Bebauungsplan gibt, der genau vorschreibt, wie groß und wie hoch ein Neubau werden darf, bildet der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs die rechtliche Grundlage für die Planungen. Darin ist – grob gesagt – festgelegt, dass eine Bebauung zulässig ist, wenn sie sich in die bestehende Bebauung einfügt, städtebaulich vertretbar ist und „auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen“ vereinbar ist.
![Die 3D-Visualisierung zeigt den Entwurf eines Wohnbauprojekts an der Ecke Bahnstraße/Arembergstraße in Mechernich.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/466d1bfc-3daf-4701-b2df-7fc3b2394766.jpeg?q=75&q=70&rect=345,148,2458,1382&w=2000&h=1070&fm=jpeg&s=85bb9eeec256ee82f9fb3137626ddc7e)
Insgesamt acht Wohnungen wollen Investoren an der Ecke Bahnstraße/Arenbergstraße errichten. Geplant sind zwei zusätzliche Voll- und ein Staffelgeschoss.
Copyright: Murk Architektur
Doch genau an diesem Punkt wurde von Anwohnern Kritik geäußert: Sie empfanden den vorgestellten Entwurf als „zu wuchtig“, wie sie auch in der Sitzung betonten. „Rund 30 Zentimeter“, so nannte Murk eine Zahl, würde das aufgestockte Gebäude das Nachbarhaus in der Bahnstraße überragen. In der Arenbergstraße gibt es hingegen auch einige zweigeschossige Wohnhäuser.
Parkplatz an der Arenbergstraße wird derzeit von Praxen genutzt
Auch die Parkplatzsituation in dem fraglichen Bereich wurde angesprochen: Speziell in der Arenbergstraße seien Stellplätze knapp, weil es dort einige ärztliche Einrichtungen gebe. In der Tat würde sich durch die neuen Wohnungen die Parksituation ändern. In der Arenbergstraße gibt es einen Parkplatz mit knapp 20 Stellplätzen.
![Auf einem Parkplatz an der Arembergstraße stehen zahlreiche Fahrzeuge.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/f791324b-d4c3-40c9-bd9a-9d8880249a8f.jpeg?q=75&q=70&rect=157,0,3636,2045&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=7454c9026f8b93d0979dcb1afb076e81)
Sollte eine Wohnbebauung auf dem Eckgrundstück realisiert werden, würden die Stellplätze auf dem Parkplatz an der Arembergstraße den Wohnungsmietern zustehen.
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Dieser stammt noch aus der Zeit, als sich in dem eingeschossigen Bau an der Bahnstraße Mechernichs erste Aldi-Filiale befand – damals also noch in der Innenstadt. Daher sind die Stellplätze dieser Fläche an das Objekt Bahnstraße 55 gekoppelt. Im Falle einer Aufstockung würden diese Parkplätze den Mietern zustehen und könnten nicht mehr von Besuchern der Praxen genutzt werden.
Insbesondere in Bezug auf Gebäudehöhe und Gesamtgröße des Baukörpers schlossen sich die Ausschussmitglieder den Bedenken der Nachbarn an. CDU-Fraktionschef Peter Kronenberg machte den Vorschlag, auf eines der geplanten Geschosse zu verzichten, was jedoch vom Planer abgelehnt wurde: „Mit einer geringeren Anzahl an Wohnungen würde sich das Projekt für die Investoren nicht rechnen.“
Stadtplaner Thomas Schiefer hofft auf einen Impuls für die Bahnstraße
In der Folge stimmten die Mitglieder des Ausschusses einstimmig gegen das Projekt – auch zur Überraschung von Stadtplaner Thomas Schiefer. Der hatte zuvor erklärt, dass er den Entwurf als gelungen und die Stadtverwaltung ihn auch als genehmigungsfähig empfindet.
„Hier geht es nicht nur um das Thema Nachverdichtung. Man hätte das Projekt als Impuls zur Aufwertung der gesamten Bahnstraße sehen können“, sagte Schiefer. Planer Manuel Murk bestätigte, dass die Investoren an dem Projekt festhalten wollen. In Folge der nun zu erwartenden negativen Antwort auf die gestellte Bauvoranfrage bliebe den Bauherren der Klageweg, um doch noch ans Ziel zu kommen.